25 Jahre später: CIV - Set Your Goals (CD, Revelation/Lava, 1995)

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1995: eBay ging an den Start, die Birne versucht das Volk zu regieren, „Gangsta’s paradise“ und „Macarena“ waren die Breitemasse-Songs des Jahres, GREEN DAY und THE OFFSPRING haben den Punk zu Thomas und Sarah Müller gebracht, getippt wurde bei Pferderennen oder auf Windows ’95 und die musikalische Visualisierung oblag MTV und VIVA (wie gut war „Wah Wah“ eigentlich?), welche auch das erste offizielle Lebenszeichen von CIV (4/5 von GORILLA BISCUITS) auf die Mattscheiben brachten: Das Video zu „Can’t wait one minute more“. Startschuss für sechs Jahre voller Hardcore, Anfeindungen, Warped Tour, Opener für KISS im Madison Square Garden, Tour mit NO DOUBT, GORILLA BISCUITS-Vergleiche und die Hoffnung des Majors, dass CIV, dass nächste große Ding werden. Wurden sie, dank eines zu durchschnittlichen zweiten Albums, jedoch nie. Was vielleicht ganz gut so war. Mit „Set Your Goals“ gelang den New Yorkern ein nahezu perfektes Punk/Hardcore-Album. Einziger Wermutstropfen ist das fürchterliche Artwork. Inhaltlich stark, musikalisch stark. Die Hitdichte ist mit „So far, so good, so what“, „Can’t wait one minute more“, „Choices made“, „United kids“, „Boring summer“ und „All twisted“ enorm. Alles tanzbar plus eingängige Hooks. Zwischen diesen zuckersüßen Perlen lauern aber eben die unverkennbaren Wurzeln der Band: Amtliche Hardcore-Prügel zwischen 30 Sekunden und 1:30 Minuten. Das Überraschende daran ist, dass dieses Wechselspiel absolut funktioniert und das Album auf der Gefühlsebene versöhnlich und auf musikalischer Ebene ein homogenes Ganzen daraus wird. Nur das Marschkappellen-Interlude, das habe ich bis heute nicht verstanden. Einen Song möchte ich aus diesem Album jedoch besonders hervorheben: „Do something“. Ich soll etwas tun? Mach ich! Ich höre diesen 1:14-Knaller! Ich höre ihn schon so viele Jahre und denk mir immer so: „Dich würde ich auf eine einsame Insel mitnehmen“. „Do something“ wäre der Freitag an meiner Seite in jenen einsamen Stunden. Der Song steigt ohne Vorwarnung in dein Auto, reißt dir das Lenkrad aus der Hand (vergl. SLAYER: „Dittohead“, SLAPSHOT: „Old Tyme Hardcore“). Nach zwölf Sekunden kommst du im Straßengraben zum Stehen. Durchatmen, sammeln für 30 Sekunden. Jetzt wieder auf die Straße. Du nimmst mit diesem unglaublichen Zwischenpart/Mosh wieder Fahrt auf, um dann nach den letzten fünf Sekunden doch noch das Auto an die Wand zu fahren. Vielleicht ist Bildsprache und Vergleiche ziehen nicht meine Stärke. Deswegen zusammenfassend: CIV haben mit „Set Your Goals“, in einer Zeit, in der Hardcore von Metal/Rap-Elementen und Punk von Majors unterwandert wurde, ein Album geschaffen, das zeitlos ist.