25 Jahre später: ROLLINS BAND - Weight (LP, Imago/BMG, 1994)

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2011 hat mir Henry Rollins auf die Frage, ob es jemals eine neue Platte der ROLLINS BAND geben würde, geantwortet, dass eine solche nur ein Fake wäre. Und dass so was schon genug andere machen würden. Verständlich – aber auch schade. Deshalb bleibt nur der Blick zurück. Nach dem Ende von BLACK FLAG veröffentlicht Henry Rollins ziemlich nahtlos weiterhin Musik. Nach ein paar Solo-Platten sollte es 1987 mit der ROLLINS BAND losgehen. Die Band brachte zunächst vier LPs (inklusive einer Live-Platte) heraus, als eine Wende eintrat. Man ging zum Label Imago, welches allerdings finanzielle Schwierigkeiten bekam. Daraufhin stieg das Majorlabel BMG ein. Die Band veröffentlichte 1992 die LP „The End Of Silence“, musikalisch und soundtechnisch für mich ein Bruch mit den vorherigen Alben. Sie klang metallischer und geschliffener als das Material davor – und schaffte es zugleich, einen enormen Groove aufzubauen. Henry Rollins’ Affinität zu Blues und Jazz wurde deutlich – der zwölfminütige Song „Blues jam“ etwa zeugt davon. Auf der LP sind auch einige neu bearbeitete ältere Songs enthalten, was aber die meisten gar nicht bemerkt haben dürften. Der Boom im Alternative-Bereich, befeuert durch MTV, brachte der Band durch ausgekoppelte Videos wie „Low self opinion“ den Durchbruch ein, eine Welttour mit den RED HOT CHILI PEPPERS folgte. Rollins’ Texte passten zum damaligen Grunge-Hype – hatten darüber hinaus aber eine positive „Hardcore-Message“. Die ROLLINS BAND und vor allem Henry selbst wurden immer berühmter. Wegen seiner pointierten, intelligenten und unverblümten Statements wurde er zunehmend auch von Mainstream-Medien interviewt, Einladungen in TV-Shows folgten. 1994 sah man voller Erwartung der Veröffentlichung des von Theo Van Rock produzierten Nachfolger „Weight“ entgegen, mit dem dann auf MTV in Dauerschleife rotierenden Song „Liar“. Bis auf den Bassisten blieb die Besetzung gegenüber dem Vorgänger unverändert. Die Platte enthielt zwölf Songs und im Vergleich zu „The End Of Silence“ fokussierte sich die Band auf ihre Stärke, weniger Schliff bei noch mehr Groove, wofür vor allem das rhythmische und virtuose Gitarrenspiel von Chris Haskett verantwortlich war. Die Songs „Fool“ und „Volume 4“ zeugen besonders davon. Wie auch sonst verkörperte „Weight“ neben der musikalischen vor allem die sprachliche Stärke der ROLLINS BAND. Der Song „Shine“ ist für die schweren Zeiten des Lebens gemacht. So beschissen es auch sein mag, man hat weder Anlass noch Zeit für Selbstzweifel, Depressionen, sinnloses Herumhängen und Drogenkonsum. Wer jemals vorhaben sollte, sich etwas anzutun, hört sich bitte diesen Song an – und wird es sich garantiert anders überlegen!