30 Jahre später: NEKROMANTIX - Hellbound (LP, Tombstone, 1990)

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Es ist fast immer dasselbe. Einer kennt jemanden, der einen kennt. So war ein Psychobilly mit dem Spitznamen der „Dicke Dennis“ jener ominöse Mann, der das erste Demo der Band dem Tombstone-Labelchef Claes übergab. Und dieser zögerte auch nicht, das Trio zu signen. Gitarrist Peter Sandorff berichtet ehrlich über frühere Schandtaten, wie es sich für einen echten Kopenhagener eben ziemt: „Wir hatten nur 12 Songs und wollten 13 Titel auf dem Album haben, da wir dachten, das wäre eine coole Nummer. Kurz nachdem wir ‚Nekromantix baby‘ in einer Einstellung aufgenommen hatten, sagten wir ‚Bussebrødre mand‘ auf Dänisch. Ein Insider-Bandgruß, als ob wir etwas ganz Tolles gemacht haben. Es ist im Grunde genommen, dass jedes der drei Bandmitglieder mit dem Daumen einen Popel aus der Nase heraussucht, dann drücken wir die drei Daumen zusammen und sagen ‚Bussebrødre‘, was ‚Popelbrüder‘ bedeutet. Als Alternative dazu, Blut zu mischen und Blutsbrüder zu werden ...“ Von dem brachialen Sound, der an eine Art Heavy Metal mit Kontrabass erinnert, zeigt sich Peter Sandorff indes bis heute sehr „beeindruckt“. Vor allem, weil es auch der geringen Aufnahmezeit geschuldet war: Am ersten Tag wurden der Soundcheck gemacht und die Basistracks eingespielt, am zweiten Tag wurden der Gesang plus einige Dubs aufgenommen, und am dritten Tag wurde der Mix fertiggestellt. Wenn man hört, wie Bands heute an ihren Platten wochenlang schrauben, wirklich ein Zeichen der Authentizität. Sie hätten vielleicht noch mehr herausarbeiten können, aber Peter Sandorff, dessen Bruder Kristian die Drums bediente, weiß heute noch ganz genau, dass sie ja, was Aufnahmen anging, Anfänger waren und keine Ahnung hatten, was denn noch zu tun wäre. Das Grundgerüst und die musikalische Ausrichtung waren indes rasch klar. Psychobilly hatte ja eine reale Gründungsband, THE METEORS, aber eben viele, variable Urväter aus ganz verschiedenen Richtungen. So nennen die NEKROMANTIX nicht umsonst neben den Rockabilly-Helden Carl Perkins oder Elvis Presley auch Bands wie DEAD KENNEDYS, KILLING JOKE oder die frühen U2 als Einflüsse. Sie wollten eben den guten alten Rock’n’Roll und Rockabilly mit der Energie ihres „High Octane Punk“ mischen, was mit ihrem Meilenstein „Hellbound“ auch gelungen ist. Mit einem Spieltempo, das einen schier überrollt, angetrieben vom Kontrabassist Kim Nekroman, der früher Drummer in einer Rockabilly-Band war, und nicht zuletzt durch Peter Sandorff, den wir heute neben seiner Tätigkeit bei MAD SIN vor allem durch seine jetzige Band HOLA GHOST kennen. Die NEKROMANTIX gelten jedenfalls durch den härteren, kantigen Sound als Mitinitiatoren der zweiten Psychobilly-Welle.