35 Jahre später: SLIME - Live Pankehallen 21.1.1984 (LP, Aggressive Rock Produktionen, 1984)

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Nach dem Erscheinen der dritten LP „Alle gegen Alle“ 1983 verließ Drummer Stephan Mahler im Sommer die Band. Ein Grund waren die ständigen Anfeindungen, die von der Umterstellung einer faschistischen Gesinnung über den Vorwurf, eine von Moskau gesteuerte Band zu sein, bis zu Kommerzvorwürfen reichten. SLIME fanden mit Stephen Larsson von BUTTOCKS zwar schnell Ersatz, traten aber nur noch ein paarmal auf und spielten schließlich das Live-Album „Live – Pankehallen 21.1.1984“ ein. Der erste Track ist kurz als „Ansage“ aufgeführt. In ihm wird die ganze Wut der Band auf die anwesenden Naziglatzen deutlich – ein zu dieser Zeit, als die Skinhead-Szene immer mehr nach rechts abdriftete, kein ungewöhnliches Phänomen auf Punk-Konzerten. Die Ansage an die „Scheißer“ ist klar: „Wenn ihr kleinen Scheißhaufen dieses Konzert in den Arsch macht, dann gibt es so lang und satt auf die Fresse ...!“ Danach bringen SLIME drei ihrer Pogo-Smasher „A.C.A.B“, „Hey Punk“ und „Legal, illegal, scheißegal“, um dann mit „Etikette tötet“ die Geschwindigkeit etwas zu drosseln. SLIME spielen sich hier durch ihre Bandgeschichte, die bald zu Ende sein sollte. Auch Coversongs gibt es zu hören, wie „Oh boy“ oder „Der Kampf geht weiter“ von TON STEINE SCHERBEN. Mit „4. Reich“ gibt es einen bis dahin unveröffentlichten Song und als letztes Stück auf der LP spielen SLIME den damals noch indizierten Song „Deutschland“ in einer „neuen Version“, das heißt mit abgeändertem Text, also textlich wesentlich entschärfter als das Original. Das letzte Wort überlassen sie einem der anwesenden Punks, der lauthals „Deutschland muss sterben“ brüllt. Als die Platte erschien, hatte sich die Band schon aufgelöst, wie die Textbeilage verriet: „Im Übrigen war’s ne gute Zeit mit SLIME ...“ Die Platte wurde 1989 auf AGR noch mal in der zu dieser Zeit gewohnt lieblosen Art aufgelegt. Zwar hatte die CD acht Bonustracks vom gleichen Konzert, diese waren aber alle unbearbeitet. Die CD hatte nur ein einfaches Cover, es gab Fehler in der Datierung der Erstveröffentlichung und in der Tracklist der Bonustracks. Statt des aufgeführten „Gerechtigkeit“ war es „Sand im Getriebe“, und „Bullenschweine (unzensiert)“ entpuppte sich als „Polizei SA-SS“. Diese Fehler wurden dann bei der erneuten Neuauflage der CD 1998 von AGR berichtigt. Die Rechte für das Album erhielten SLIME aber erst 2007 zurück. Das Album wurde digital remastert, bevor es dann 2007 mit 13 Bonustracks auf dem bandeigenen Label als Doppel-LP und als CD neu veröffentlicht wurde. Zu Recht – denn mit „Live in den Pankehallen“ haben SLIME das für mich beste Live-Album der deutschen Punk-Geschichte eingespielt!