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12 UHR MITTAGS - HIGH NOON

Aufgrund seines Entstehungsjahres könnte man Fred Zinnemanns Meisterwerk „12 Uhr mittags“ („High Noon“) für einen der typischen amerikanischen Western dieser Zeit halten, mit ihrer idealisierenden und stereotypen Darstellung von Heldentum.

Doch ähnlich wie beim thematisch vergleichbaren „Zähl bis drei und bete“ von Delmer Daves aus dem Jahr 1957 oder Anthony Manns „Nackte Gewalt“ von 1953 muss man bei Zinnemanns Klassiker eher von einem Anti-Western sprechen, der die Ideale des klassischen Western-Genres demaskiert und eine ambivalentere Gut/Böse-Trennung aufweist, neben stärkeren Frauenrollen.

Dafür spricht auch die Tatsache, dass John Wayne „12 Uhr mittags“ hasste, da er „the most un-American thing I’ve seen in my whole life“ sei. Quasi als Gegenentwurf zu Zinnemanns Film drehten Howard Hawks und Wayne dann 1959 „Rio Bravo“, in dem diese Ideale wiederhergestellt werden.

In „12 Uhr mittags“ sucht der frisch verheiratete, von Gary Cooper gespielte Sheriff einer Kleinstadt, der eigentlich bereits seinen Posten aufgegeben hatte, verzweifelt nach Unterstützung im Kampf gegen die Bande eines Verbrechers, den er fünf Jahre zuvor ins Gefängnis gebracht hatte und der um 12 Uhr mittags mit dem Zug erwartet wird, da er sich an dem Gesetzeshüter rächen will.

Schon formal ist Zinnemanns psychologischer Western ungewöhnlich, der die Ereignisse quasi in Echtzeit inszeniert und in Schwarzweiß gedreht wurde. Gleichzeitig ist dieses zeitlose moralische Plädoyer für Zivilcourage auch eine persönliche Abrechnung des Drehbuchautors Carl Foreman mit dem Kommunistenjäger McCarthy.

Auf Blu-ray erschien „12 Uhr mittags“ bereits zuvor, bei der aktuellen Neuauflage von Studiocanal soll es sich jetzt um eine 4K-Restaurierung handeln, bei der auf jeden Fall jede Schweißperle in bemerkenswerter Klarheit zu sehen ist.

Die Extras unterscheiden aber sich nicht von denen der vorherigen Versionen.