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DAS GEHEIMNIS DER SCHWARZEN HANDSCHUHE

Das erste Mal muss ich auf Dario Argentos Regiedebüt „Das Geheimnis der schwarzen Handschuhe“ durch eine Videokassette von Toppic gestoßen sein. Leider war die deutsche Fassung erheblich gekürzt, was sich auf die Verständlichkeit der generell etwas konstruierten Geschichte auswirkte. Erst die 2015 bei Koch erschienene Blu-ray-Veröffentlichung schaffte in dieser Hinsicht Abhilfe, ganz zu schweigen von der erheblich verbesserten Bildqualität. Wer aufgrund des Namens Wallace auf dem Cover einen dieser ab 1959 von Rialto Film produzierten deutschen Krimis erwartete, wurde doppelt enttäuscht. Denn es handelte sich hier nicht um Edgar Wallace, sondern um dessen Bruder Bryan Edgar. Tatsächlich war es aber Fredric Brown, dessen bereits 1958 von Gerd Oswald unter dem Titel „Die blonde Venus“ verfilmter Roman „Die schwarze Statue“ hier als Vorlage diente. Letztendlich hatte Argentos Film mit Oswalds Buch genauso wenig zu tun wie mit Wallace, wobei sich der italienische Regisseur selten als grandioser Geschichtenerzähler hervorgetan hat. Deswegen macht der Film auch beim wiederholten Anschauen wesentlich mehr Spaß, wenn man die dusselige Krimihandlung über einen behandschuhten Mörder ignorieren und sich stattdessen voll auf Argentos kunstvolle Bildgestaltung konzentrieren kann, der hier auf einer Metabene dem Zuschauer seinen eigenen Voyeurismus vor Augen führt. Hinzu kommt noch die überraschend disharmonische Filmmusik von Ennio Morricone und eine extrem unterhaltsame deutsche Synchronisation aus der berüchtigten Rainer Brandt-Schmiede. Bei Pidax erschien der Film jetzt noch mal in abgespeckter Form auf Blu-ray ohne das Bonusmaterial der Koch-Veröffentlichung.