EATING RAOUL

Paul Bartel war bis zu seinem Tod im Jahr 2000 eigentlich mehr als Schauspieler denn als Regisseur aktiv - darunter auch sein denkwürdiger Auftritt in ROCK 'N' ROLL HIGH SCHOOL -, und unter den seinen wenigen Filme sind durchaus auch einige immer noch goutierbare Trashperlen der besseren Sorte, wie etwa PRIVATE PARTS (einer meiner absoluten Favoriten), LUST IN THE DUST, DEATH RACE 2000 und eben EATING RAOUL, in denen Bartel in der Regel auch selbst mitspielte.

Ebenfalls oft an seiner Seite war Mary Woronov, die Miss Evelyn Togar aus ROCK 'N' ROLL HIGH SCHOOL und Andy Warhols Factory zugehörig, die hier seine Ehefrau spielt, eine biedere Krankenschwester, die sich mit ihrem Mann ein Schlafzimmer mit getrennten Betten teilt.

Beide träumen vom eigenen, leider unbezahlbaren Restaurant, bis ihnen der Zufall eine Möglichkeit zur Geldvermehrung in die Hände spielt ... Und so beginnen sie innerhalb der sexuell leichtlebigen Swinger-Kultur von L.A.

Freier durch eine Annonce in ihre Wohnung zu locken, die dort auf die Befriedigung ihrer speziellen Bedürfnisse hoffen ("Horrible sex-crazed maniacs that nobody in the world would miss"), die von dem Paar stattdessen aber mit der Bratpfanne in Jenseits befördert und ausgeraubt werden.

Schließlich bekommen die beiden mit dem durchtriebenen Latino-Gauner Raoul Mendoza einen Mitwisser, der für sie die Leichen entsorgt, indem er sie zu Hundefutter verarbeiten lässt, der allerdings aber auch auf die kreuzbrave Krankenschwester scharf ist - ein großer Fehler.

Auch wenn nicht so richtig viel hinter Bartels selbstfinanzierter schwarzhumoriger Farce steckt, die sich vor allem über die sexuellen Abartigkeiten bestimmter Gesellschaftsschichten lustig macht, das aber noch durchaus liebevoll, hat EATING RAOUL über die Jahre einen ziemlichen Kultstatus erlangt - eine Fortsetzung hat Bartel nie verwirklichen können.

Ähnlich wie John Waters, der ja ebenfalls schwul war, kultiviert Bartel auf etwas affektive Art schlechten Geschmack für sich, wo man auch merkt, dass er in den 70ern oft mit Roger Corman zusammengearbeitet hat.

Es gibt Kritiker, die die EATING RAOUL zugrunde liegenden Moralvorstellungen Bartels schon zu Tode analysiert haben und ihn als selbstgefälligen Heuchler zu entlarven versuchten, was aber nichts daran ändert, dass EATING RAOUL einfach ein höchst amüsanter Streifen ist, alleine schon durch das prächtige Zusammenspiel von Bartel und Woronov, der sich eigentlich die ganze Zeit auch über sich selbst lustig macht, also durchaus auf einer Metaebene funktioniert.

Und im Gegensatz zu manch anderem zähen Trashfilmchen langweilt Bartel einen in EATING RAOUL nie, da waren gerade die Werke von John Waters viel unverdaulicher. Die Kinowelt-DVD ist zwar eine echte Verbesserung zur bisherigen deutschen DVD in Vollbild und ohne Originaltonspur, hat aber ansonsten nichts Besonderes zu bieten.