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GAIA - GRÜNE HÖLLE

Wer den fürchterlichen neuen Film „Demonic“ von Neill Blomkamp gesehen hat, legt vielleicht keinen gesteigerten Wert darauf, weitere aufstrebende südafrikanische Regisseure kennenzulernen. Allerdings ist Jaco Bouwers inzwischen bei uns auf DVD und Blu-ray erschienener aktueller Film „Gaia“ (eine Gottheit der griechischen Mythologie, die die Erde personifiziert), nach einigen Arbeiten fürs Fernsehen, schon alleine visuell äußerst reizvoll. Vielleicht bietet „Gaia“ sogar die schönsten Kinobilder der letzten Jahre, der auch dank des bedrohlichen Drone-Soundtracks von Pierre-Henri Wicomb einen regelrecht psychedelischen Bilderrausch erzeugt, als Untermalung für ein Naturspektakel der besonderen Art. Auch wenn der deutsche Titel-Zusatz „Grüne Hölle“ mehr an einen Dschungelkriegsfilm denken lässt, ist der hier stattfindende Krieg der der Natur gegen den Menschen, an dessen Ende eine fantastische, die Welt möglicherweise verändernde Form von Transformation steht. Früher hätte man „Gaia“ deswegen das Etikett Öko-Horror verpasst. Ein wenig fühlt man sich an „Long Weekend“ von 1977 erinnert, in dem ein australisches Pärchen zum Opfer der sie umgebenden feindseligen Natur wird. In „Gaia“ holt sich die Natur auf raffiniertere Art ihren Lebensraum zurück, was eine Park-Rangerin am eigenen Leib erfahren muss, als sie verletzt von einem religiös-fanatischen Vater und seinem Sohn aufgenommen wird, die abgeschnitten von der Zivilisation im Wald einem mystischen postapokalyptischen Natur-Kult verfallen sind. Wer das Konzept von „Gaia“ für eher unrealistisch hält, hat wahrscheinlich noch nie von parasitären Pilzen wie den Ameisen befallenen Ophiocordyceps unilateralis oder dem Dunklen Hallimasch gehört, der durch sein ausgedehntes unterirdisches Netzwerk ganze Wälder abtöten kann.