GANGSTER STERBEN ZWEIMAL

In der überschaubaren Filmografie des 1990 verstorbenen italienischen Filmregisseurs und Drehbuchautors Mino Guerrini, ein ehemaliger Journalist, findet man überwiegend künstlerisch Anspruchsloses. Allerdings sind für den Genrefreund doch ein paar sehenswerte Regiearbeiten dabei, vor allem sein Horrorfilm „Das dritte Auge“ mit Franco Nero von 1966, der 1979 von Joe D’Amato als „Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf“ deutlich expliziter neu verfilmt wurde. Einer von Guerrinis besten Filmen, „Gangster sterben zweimal“, wurde jetzt in einer exzellent restaurierten Fassung auf Blu-ray veröffentlicht, ungeschnitten und um zehn Minuten länger als bisherige DVD-Veröffentlichungen – die ebenfalls enthaltene italienische Schnittfassung ist noch zwei Minuten länger. Am Drehbuch dieses klassischen Heist-Movies, für das der stilbildenden „Rififi“ von 1955 die Blaupause lieferte, war Fernando Di Leo beteiligt, der mit „Der Teufel führt Regie“ und „Milano Kaliber 9“ in den 70ern selbst einige exzellente Gangsterfilme drehte. Ebenfalls sehr zur Wirkung des grimmigen und nihilistischen Films trägt der disharmonische Jazz-Score von Egisto Macchi bei, der die gegen Ende immer wilder werdende Bildmontage des Films und seine nervöse Grundstimmung noch verstärkt. Joseph Cotten („Der Dritte Mann“) spielt darin einen alternden Gangster, der nach dem Absitzen einer langjährigen Gefängnisstrafe gleich wieder den nächsten Coup plant und dafür ein Team aus ziemlich kaputten Typen zusammenstellt, wodurch das Ganze schon von vornherein zum Scheitern verurteilt ist – crime doesn’t pay. Der Weg dorthin ist auf jeden Fall ziemlich rasant und äußerst unterhaltsam, auch wegen der deutschen Synchronisation von Karlheinz Brunnemann, der bekanntlich nie viel Wert auf Werktreue legte.