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GAVIAL

Vor

In meiner Besprechung zur Split-LP „Folter & Strafe“ der TOURETTE BOYS und GAFFA GHANDI schrieb ich 2017, dass sich beide Bands auf jeden Fall schon mal als Anwärter auf den blödesten Bandnamen des Jahres empfohlen hätten. Anscheinend kam meine Kritik relativ spät doch noch bei den Betroffenen an, denn auf der mir vorliegenden CD „Vor“ (eigentlich handelt es sich um einen reinen Vinyl-Release) wurde der Schriftzug TOURETTE BOYS notdürftig mit einem GAVIAL-Aufkleber überdeckt. Ich warte jetzt stündlich auf die Meldung, dass sich die VIAGRA BOYS in IBUPROFEN JUNGS umbenennen. Trotz des Bandnamens fand ich die Berliner mit ihrem dichten, bluesigen Heavy Rock aber schon auf „Folter & Strafe“ recht ansprechend. So richtig heavy ist „Vor“ allerdings nicht mehr, stattdessen dominiert die Platte eine überwiegend verlangsamte bluesige Mark Lanegan- und Jeffrey Lee Pierce-Verzweiflung, die auch nicht weit von CRIME & THE CITY SOLUTION entfernt ist, gepaart mit der Gothic-Melancholie von MADRUGADA. Hervorstechende Höhepunkte gibt es dabei nicht wirklich, dafür erzeugen GAVIAL eine sehr schöne, in sich schlüssige und verdichtete psychedelische Gesamtatmosphäre, die sich zwar überwiegend etwas behäbig vorwärtsbewegt, aber aufgrund der einfallsreichen Instrumentierung gleichbleibend spannend bleibt.