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JACK KETCHUM’S EVIL

Der 2018 verstorbene US-amerikanische Schriftsteller Jack Ketchum (das Pseudonym von Dallas Mayr) galt als „Goya der Horrorliteratur“ und Stephen King nannte ihn einen der furchteinflößendsten Autoren Amerikas, in einer Liga mit Clive Barker, James Ellroy oder Thomas Harris. Fünf seiner Romane wurden verfilmt, drei von der unabhängigen Produktionsfirma Modernciné, bei denen es immer eine gewisse Kluft zwischen Anspruch und Wirklichkeit gab, was man gut an der Verfilmung von Ketchums 1981 veröffentlichtem Debütroman „Beutegier“ 2009 sehen kann. Wesentlich besser war dagegen die „Beutegier“ Fortsetzung „The Woman“ von 2011, vielleicht auch, weil Ketchum am Drehbuch beteiligt war. Deutlich gelungener ist auch die Adaption von Ketchums 1989 entstandenem Roman „The Girl Next Door“ (der in Deutschland „Jack Ketchum’s Evil“ heißt), auch wenn man der Modernciné-Produktion das beschränkte Budget ansieht. Ungeschnittene DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen gab es in der Vergangenheit bereits, jetzt erschien ein 4K-Update im Mediabook mit dem bereits bekannten Bonusmaterial. Im selben Jahr wie „Jack Ketchum’s Evil“ entstand der Film „An American Crime“, der ebenfalls vom gleichen schockierenden realen Kriminalfall aus den Sechzigern inspiriert wurde, bei dem die 16-jährige Sylvia Likens von ihrer Ziehmutter Gertrude Baniszewski, zwei ihrer Kinder und zwei Nachbarsjungen über Wochen im Keller zu Tode gefoltert wurde. Während sich der subtilere „An American Crime“ dabei stärker an die Fakten hält, rückt „Jack Ketchum’s Evil“ bei seinem verstörenden und teilweise schwer zu ertragenden Blick in die Abgründe der menschlichen Psyche den voyeuristischen Horroraspekt der Geschichte und die drastischen Folterungen in den Vordergrund. „Ultimately, the film is deeply disturbing in all the wrong ways“, wie ein Kritiker meinte.