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KAMBODSJA

Resilient

Erstaunlicherweise hat es bislang keine der Veröffentlichungen von KAMBODSJA aus dem Großraum Oslo ins Ox geschafft – und das, obwohl die Band schon vor zwanzig Jahren ihre erste Platte veröffentlichte: „Are Your Feelings Easily Hurt?“ kam 2004 auf Honcorp Records, es folgte „Marionette You Are Mine“ 2008 auf Norway Rat Records, „Year One“ dann 2012 auf dem mit Fysisk Format verbandelten Diger-Label, „Stranger“ 2016 auf Mas-Kina Recordings aus Oslo, und nun ist „Resilient“ raus, ebenfalls wieder auf Mas-Kina, dem selbsterklärten „provider of indie, prog, rock, grindcore, metal, hardcore and pop music“. Und wenn wir schon bei solchen Begriffsaneinanderreihungen sind: mit „progressive hardcore punk“ wurden KAMBODSJA schon mal definiert. Und Baard Bøhlum, Jørgen Thorbjørnsen, Thorbjørn Ottersen und Tom Byermoen haben auch ein klar definiertes Selbstverständnis: „The band only cares about making the music that comes most naturally to them there and then, without any particular guidelines, dogmas or genre rules.“ „Resilient“ also ist und heißt das neue Album. Ein spannender Titel, ist der Begriff doch gerade in aller Munde: Resilienz als psychische Eigenschaft von Menschen, um mit herausfordernden Situationen klarzukommen. Und von Flora und Fauna, um etwa dem Klimawandel zu widerstehen. Und Bands? Sich Trends und Modewellen zu widersetzen, ihr eigenes Ding durchzuziehen? KAMBODSJA sind eindeutig „Freischwimmer“: Sie scheinen in den Neunzigern musikalisch sozialisiert worden zu sein, mögen epische, komplexe, aber durchaus auf den Punkt gebrachte Songs. Da ist durchaus eine gewisse proggige Verspieltheit, aber die wird schnell wieder eingefangen durch eine von Hardcore geprägte Schärfe und den Spaß daran, aus Komplexität eingängige Songs mit Groove zu kondensieren. Ich muss immer wieder an die besten Zeiten von NEUROSIS denken, in Kombination mit den frühen Tagen von MOTORPSYCHO. Ein vielfältiges, abwechslungsreiches, packendes Album.