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M.A.F.

Hau ab

Als die 1982 in Rüsselsheim gegründeten MUT AUS FLASCHEN ihr Demotape an das Kölner Label Rock-O-Rama schickten, konnten sie nicht ahnen, was Labelboss Egoldt aus den LP-Aufnahmen machen würde. Zuerst im Studio die Zensur des eigentlichen Titels und von Songtiteln bis hin zu einem ziemlich miesen Endmix. Als sich die Band vor der Veröffentlichung ihrem Unmut in diversen Zines Luft machte, änderte Egoldt aus Rache auch noch das LP-Cover. Trotz der miesen Optik war das Ergebnis ein musikalischer Brecher. 15 Songs, rauher, heftiger Hardcore-Punk mit wütenden Texten als Reaktion auf eine kaputte Umwelt. „Totsaufen“, „Kein Beton“, „Bullenwagen“ oder auch „Opel“, die die Stimmung in der von Opel beherrschten Autostadt gut einfingen, „denn Alkohol war das Opium der Opel Arbeiterschaft“, wie im Beiheft zu lesen. Auch wenn M.A.F. für uns damals der Soundtrack für Koma-Besäufnisse war – zumal die Texte kaum zu verstehen sind –, würde es der Band nicht gerecht, sie nur aufs Saufen zu reduzieren. Nicht umsonst wurde die LP vom Maximum Rocknroll gefeiert. Power It Up hat nun die LP als Doppelalbum wieder veröffentlicht – leider in der Rock-O-Rama-Optik, dafür aber mit zahlreichen Demo- und Live-Tracks, die zeigen, was M.A.F. wirklich draufhatten. Abgerundet werden die nun 34 Songs inklusive „Lieber Egoldt“ durch ein dickes Beiheft mit Linernotes und alten Fanzine Ausschnitten.