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OHMME

Fantasize Your Ghost

Das Duo aus Chicago bricht gerne mit Traditionen. Auf der Suche nach dem perfekten Pop brechen Sina Cummingham und Macy Stewart wenn möglich mit jeglicher Formelhaftigkeit, wobei sie mit hemmungsloser Experimentierwut versuchen zu erörtern, wie viele progressive Elemente zusammengemischt werden dürfen, ohne dass das Popsong-Konzept dadurch Schaden nimmt. Das Ergebnis: es sind deutlich mehr als erwartet. Zwar ist der experimentelle Charakter des häufig improvisiert wirkenden Debüts „Paris“ hier weniger ausgeprägt, doch ist die Kreativität der Damen kaum zu bremsen. Der eingängigste Song ist womöglich das leidenschaftliche „Ghost“, während auf einer Free-Form-Nummer namens „Sturgeon“ vom Pop-Konstrukt wenig mehr als nonlineare, experimentelle Freejazz-Passagen im Geiste von John Zorn oder Ornette Coleman auf den Nihilismus der frühen SONIC YOUTH treffen. Doch selbst nach solchen Radau-Eskapaden bekommen OHMME mühelos die Kurve zum versöhnlichen Outro „After all“, das Passagen von ABBA mit Kate Bush und FLEETWOOD MAC kombiniert und es so zu einem unverhofft versöhnlichen Ende eines beeindruckend starken Albums mit Langzeitwirkung kommt.