QUAI D’ORSAY

Abel Lanzac, Christophe Blain

Die Information, dass Christophe Blains Comic „Quai d’Orsay“ im Rahmen des Förderprogramms des französischen Außenministeriums erscheint, verwundert etwas, so als ob es sich hier um ein pädagogisch wertvolles Lehrstück in Sachen Diplomatie handeln würde, das demnächst an Schulen in den Politikunterricht integriert wird.

Denn „Quai d’Orsay“ ist ein sehr satirischer Blick auf den Politikbetrieb, in dem bis zum Platzen aufgeblähte Egos und viel heiße Luft das Weltgeschehen bestimmen. Seit den Zeiten von Bismarck hat sich da nicht viel geändert, denn Diplomatie ist dieselbe pragmatische Rücksichtnahme auf nationale Befindlichkeiten geblieben, oft wider die menschliche Vernunft.

Auch wenn mich das bisherige Schaffen des Franzosen Blain wenig interessiert hatte, gelang ihm mit „Quai d’Orsay“ auf jeden Fall ein Stück lebendige Zeitgeschichte. Bedingt auch durch das hier eingeflossene handfeste Insiderwissen, denn hinter dem Pseudonym Abel Lanzac verbirgt sich jemand, der in diesem Bereich tatsächlich gearbeitet hat.

Und so ist der hier auftauchende französische Außenminister Alexandre Taillard de Vorms dem realen Dominique de Villepin nachempfunden, der von 2002 bis 2004 dieses Amt in Frankreich bekleidete.

Mit diesem wird ein junger Redenschreiber konfrontiert, kein ganz einfaches Arbeitsverhältnis. Bei „Quai d’Orsay“ (eine Uferstraße im 7. Arrondissement in Paris und eine umgangssprachliche Bezeichnung für das Außenministerium der Französischen Republik) hält Blain jedenfalls sehr intelligent und unterhaltsam die Waage zwischen überzeichneter politischer Karikatur und realistischer Darstellung des Diplomatiebetriebs, auch wenn danach die persönlichen Sorgen hinsichtlich des Weltfriedens nicht verflogen sind.