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ZELIG

Bis zu ihrer Trennung im Jahr 1992 waren Woody Allen und Mia Farrow ein in Film und Leben vereintes Traumpaar Hollywoods. Es folgte ein Familiendrama und eine Schlammschlacht besonderen Ausmaßes, was in den letzten Jahren noch durch eine Dokumentation befeuert wurde, die die These stützt, Allen hätte 1992 seine damals siebenjährige Tochter Dylan missbraucht, was den beliebten Regisseur und Darsteller auch zu einem Fall von Cancel Culture machte. Aber am besten hält man sich bei solchen von Rachegefühlen angetriebenen, schwer beweisbaren Geschichten mit einer Bewertung zurück. Insofern werde ich weiterhin Allens brillantes Frühwerk genießen können, dessen Filme allerdings ab Mitte der Achtziger qualitativ immer schlechter und belangloser wurden. Zu seinen letzten wirklich gelungenen und politischsten Werken gehört die großartige und viel zu wenig beachtete Mockumentary „Zelig“, die es zwar nur auf eine Länge von 70 Minuten bringt, aber zu Allens aufwändigsten Produktionen gehört. Zusammen mit „Der Pate“-Kameramann Gordon Willis kopierte Allen hier auf perfekte Weise den Look der 1920er und 1930er Jahre, ergänzt um Wochenschauaufnahmen und anderes historisches Archivmaterial. Dadurch machte er noch ganz ohne digitale Effekte die von ihm gespielte Figur des Leonard Zelig zu einer vermeintlich authentischen Persönlichkeit der Zeitgeschichte, die dann sogar Hitler beim Erzählen eines Polenwitzes stört. Denn Zelig ist ein menschliches Chamäleon, das sich mental und physisch an seine jeweilige Umgebung anpassen kann, ein Phänomen, dem eine Psychiaterin (Mia Farrow) auf den Grund gehen will. Durch die gewohnt brillante Mischung aus intellektuellem Witz und Situationskomik gelang Allen mit „Zelig“ eine schlaue Satire über Identität und Anpassung in der modernen Welt, die jetzt von Pidax noch mal in guter Qualität auf DVD neu aufgelegt wurde.