CHUNG

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Kungfu-Rawk von der Weser

Es kommt glücklicherweise immer mal wieder vor, dass man zum Konzert einer Band geht, die man bis dato noch nie gehört hatte, und vom ersten Takt an weggeblasen wird. So geschehen bei CHUNG aus Bremen, die mir von Freunden als Ex-PARTY DIKTATOR wärmstens ans Herz gelegt wurden. Ihr unglaublich energetischer Noise-Rock-Punk-Was-Auch-Immer wusste jedenfalls vom vorne bis hinten zu überzeugen und ließ nicht wenige Besucher des Hamburger Molotows mit offenen Mündern zurück. Also flugs mal die erste Single der Band („Hot Ears“, Fanboy Records) besorgt und auch dieses Kleinod wusste zu gefallen. So lag es auf der Hand, anlässlich des gerade erschienen zweiten Longplayers der Band „The Demented Mentors Of Spazzwave“ ein paar Fragen von Hansestadt zu Hansestadt zu schicken.

Euer neuer Longplayer ist gerade erschienen. Hat ganz schön lange gedauert. Wie kam das?


Eigentlich sollte die Platte schon im Januar veröffentlicht werden, doch leider gab’s Probleme mit dem Presswerk. Aufgrund der daraus folgenden Ungewissheiten wurde die Tour im Frühjahr dann vorerst nicht weiter geplant. Als die Platte dann endlich in unseren Händen lag war es für eine Veröffentlichung mit Tour zu spät.

Seid ihr denn mit „The Demented Mentors Of Spazzwave“ zufrieden? Was hat es mit dem Titel auf sich?

Ja, für diese Phase der Band auf jeden Fall. Wir haben unser Album ‚The Demented Mentors Of Spazzwave‘ genannt, da wir eigentlich nicht mal selbst genau wissen, wie wir unsere Musik beschreiben sollen. Wir stehen halt irgendwie mit einen Bein im Noise-Rock.

Was unterscheidet CHUNG von anderen Noise-Bands?

Die Entscheidung, ob wir überhaupt eine Noise-Band sind, überlassen wir den Leuten, die uns hören. Wir selbst sehen uns nicht nur als eine reine Noise-Band.

Im Gegensatz zum Debüt-Werk verzichtet ihr diesmal nicht auf einen Bass. Was hat euch dazu motiviert, nun doch im klassischen Rock-Band-Line-Up weiterzumachen.

Das Line-Up ist nicht unbedingt klassisch, da ja auch noch der Synthie dabei ist. Wir haben zu keinem Zeitpunkt unser Line-Up irgendwie geplant. Im Grunde spielt es keine Rolle, wer welches Instrument spielt. In erster Linie wollen wir vier zusammen Musik machen, und es war leider nicht zu verhindern, dass unser Bassist Bass spielt.

In eurem Band-Info ist zu lesen, „Ziel ist es, den Sound einer mit Bleikugeln gefüllten Waschmaschine zu imitieren“. Braucht man dazu das Keyboard der Großtante?

Den Synthie brauchen wir unbedingt, denn wir sind finanziell nicht in der Lage, uns eine so große Waschmaschine leisten zu können. Eigentlich wollten wir unbedingt die Großtante zu diesem Zweck dabei haben, doch durch ihr Ableben ist dann ihr Kleinneffe ins Spiel gekommen.

Wer ist der freundliche, ältere Herr auf dem Cover der „Hot Ears“-Single? Warum unterstützt er euch nicht bei eurer Live-Performance?

Der Gute war Kandidat einer Bürgermeisterwahl in der französischen Provence. Bei unseren Auftritten kann er auf jeden Fall nicht dabei sein, da er entsetzlich stinkt.

PARTY DIKTATOR ist ja nun schon ein paar Tage her. Dennoch werdet ihr, wie bei eurem letzten Hamburger-Konzert, immer noch als Ex-PARTY DIKTATOR angekündigt. Nervt das nicht? In welchem Zusammenhang ist die These „größter Coup der Postmoderne“ dabei zu sehen?

Was den Vergleich mit PARTY DIKTATOR angeht, muss man das wohl die Veranstalter fragen, wir berufen uns nicht darauf. Obwohl man sicherlich sagen muss, dass es einer noch recht unbekannten Band wie uns manchmal hilft. Denn die Leute wissen so schon mal grob, in welche Richtung das Konzert gehen wird. Es gibt ja scheinbar immer weniger Leute, die zu einem Konzert einer Band gehen, die sie nicht kennen. Das mit dem ‚größten Coup der Postmoderne‘ schrieb mal vor recht langer Zeit ein Fan in einem Review. Wir haben es damals aufgegriffen, weil es gut klang und weil wir uns damals damit identifizieren konnten. Aus dem neuen Info ist der Satz verschwunden, da er zu pompös klingt.

In Bremen wurde Bürgermeister Henning Scherf und die bestehende große Koalition mit deutlicher Mehrheit im Amt bestätigt. Die Bremer scheinen zufrieden zu sein. Lebt es sich wirklich so gut in der „kleineren“ Hansestadt? Immerhin gibt es dort nicht wie in Hamburg das Phänomen Schill.

Wir haben dafür in Bremen einen DVU-Kandidaten der unter dem Motto ‚Ein Mann, ein Wort, ein Tittmann‘ antritt. Zum Glück hat der in Bremen nicht einen so großen Einfluss wie Schill in Hamburg. Ansonsten ist es hier in Bremen ganz gut auszuhalten, wenn man oft genug rauskommt.

Und musikalisch? Wie sieht es da derzeit in Bremen aus?

In Bremen gibt es eine Menge sehr guter Bands aus den verschiedensten Musikrichtungen. Nur leider gibt es keine ‚Szene‘, die es schafft, das Ganze ein bisschen mehr zu vereinen. Der Bremer als Konzertgänger ist leider eher als faul zu beschreiben, wodurch die Konzertlandschaft sich in den letzten Jahren etwas zu sehr ausgedünnt hat.

Welche Pläne haben CHUNG für die Zukunft?

Eine neue LP aufnehmen, die länger als 32 Minuten ist. Einen Baum pflanzen. Die CHUNG-Chili-Sauce entwickeln und spielen, spielen, spielen.

Vielen Dank für das Interview.