MALLRATS

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Ein schöner Tag, ein schöner Abend

Manchmal geschieht zu viel auf einmal. An diesem sonnigen Freitag, dem 13.06.03, sollte ich meine schriftliche Abschlussprüfung bestehen und meine absolute Lieblingsband in Sachen Powerpop/Mod interviewen. Aber bevor es soweit war, sollten sich noch Hindernisse in Form von zwei brennenden LKWs auf der A1 in Köln in den Weg stellen. Aber zum Glück haben Eva, Lutz und ich dann alles doch noch rechtzeitig geschafft. Nur Lutz hat „Twin Peaks“ und ich „Inspector Gadget“ verpasst. Wenn das also jemand an diesem Abend aufgenommen haben sollte, möge dieser sich bitte melden. Wir haben uns bei einem Bierchen nach dem ersten Deutschland-Konzert der drei Jungs aus Sacramento im Kölner Underground hingesetzt und das Frage/Antwort-Spielchen gespielt.

Weiß Paul McCartney davon, dass ihr „Twist And Shout“ bei euren Live-Shows als Zugabe spielt?


Ted: Haha. Ja, wir haben Michael Jackson um Erlaubnis gefragt.
Jaz: Hat nicht Chuck Berry Rechte an dem Stück?
Adam: Stimmt, du bist neu in der Band, aber du hast Recht!

Ihr seht alle noch ziemlich jung aus, wie alt seid ihr ?

Ted:
Ich bin 24.
Adam: Ich 23.
Jaz: Und ich bin 21.

Wir müssen jetzt mal fragen, wie es möglich ist, dass ihr in eurem zarten Alter schon eine Europa-Tour macht, und wie ihr zu Screaming Apple Records gekommen seid?

Adam:
Das ist eine lange Geschichte. Also erst mal haben wir von den DECIBELS etwas über Screaming Apple erfahren. Dann hatten wir ein paar Shows in den USA mit den GROOVIE GHOULIES. Die wiederum haben ein Tape von uns an Stardumb geschickt, aber die konnten mit unserem Tape nicht viel anfangen. Also haben die Leute von Stardumb uns an Screaming Apple weitergeleitet. Ja, und die Tour hier ist sozusagen unser Urlaub, die Tickets waren günstig, und hier sind wir.

Die musikalische Nähe zu den DECIBELS kann man nicht abstreiten. Ihr habt heute Abend bereits ein paar neue Songs gespielt. Darf man sich schon auf eine neue Platte freuen?

Ted:
Das stimmt, es waren schon ein paar neue Songs dabei, die sind allesamt von einer EP, die wir demnächst in den USA auf einem kleinem Label rausbringen werden. Die Menschen in Europa werden die Platte wahrscheinlich über unsere Homepage beziehen können.

Hat euer Bandname was mit dem Film „Mallrats“ zu tun, oder ist das reiner Zufall?

Ted:
Ja, Regisseur Kevin Smith hat einige Filme gedreht, die nie so richtig groß rauskamen, aber uns sehr gut gefielen. Deshalb haben wir uns auch nach diesem Film benannt. Aber wir hassen es im Einkaufszentrum rumzuhängen ...

Wie sind eure ersten Eindrücke von Deutschland?

Adam:
Wirklich sehr gut. Es ist hier momentan vom Wetter her ähnlich wie in Kalifornien. Und in Amsterdam haben wir gestern einen Hamburger mit Schweinefleisch gegessen, und ganz viel Döner. So was kennen wir in den USA gar nicht ... Aber warum zur Hölle macht man einen Hamburger mit Schweinefleisch?

Da liegt wohl als Grund noch der BSE-Skandal nahe. In welchen Bands hast du denn so gespielt, bevor du als Drummer zu den MALLRATS gestoßen bist?

Jaz:
Ich war eine Zeit lang bei einer eher unbekannten Band namens FOURTEEN, dann war ich noch ein paar Jahre bei den GROOVIE GHOULIES.

Wie darf man sich als Europäer denn die Szene in Sacramento vorstellen?

Adam:
Es gibt da die ‚Iron Side‘, wo all die Bands spielen, und wo dann ab und an auch mal ein paar Unruhestifter die Sache natürlich umso spaßiger machen. Wir sind mit den DECIBELS ganz gut befreundet und spielen oft mit denen.

Habt ihr denn bestimmte Erwartungen an die restlichen Shows?

Ted:
In erster Hinsicht nichts Großes, aber ein paar Shows mit ungefähr 100 bis 200 Leuten wären schon klasse.

Wie kommt es denn, dass ihr diese englisch beeinflusste Mod-Punk-Richtung gewählt habt, was ja eher unüblich für amerikanische Bands ist?
Adam:
Wir haben da, glaube ich, ziemlich viel von unseren Geschwistern. Wir haben deren Platten gehört und irgendwann war’s dann soweit, dass wir nur noch diese Sachen gehört haben.

Ist eure Platte eigentlich nur auf Screaming Apple raus? Wie wird die Scheibe in den USA vertrieben?

Ted:
Im Moment sind wir gerade dabei, einen Deal mit einem amerikanischen Label abzuschließen, so dass die Platte auch in den USA einen vernünftigen Vertrieb hat. Momentan wird die Scheibe nur über uns selber oder auf Konzerten verkauft.

Was macht ihr denn so in eurer Freizeit, mit wem tretet ihr gern auf?

Jaz:
Zur Schule gehen, Design studieren, unseren Hobbys nachgehen und natürlich viel live spielen. Wir spielen sehr gern mit den DECIBELS, den GROOVIE GHOULIES und den TROUBLEMAKERS.

Wie kommt man eigentlich dazu, diese ganzen kleinen Bands so zu bewundern? Ich meine, wenn man jung ist, sind da Bands wie NOFX oder LAGWAGON, und dann hört ein großer Teil auf und hört nur noch Pop-Shit, aber ein kleiner Teil hört dann Bands wie die MALLRATS.

Jaz:
Ja, das stimmt, ein Freund von mir findet auch nur Bands gut, wenn die keinen Vertrieb haben, und je schwerer eine Single zu finden ist, umso besser findet er sie. Dann ist es auch egal, wie die Qualität der Aufnahme ist, er ist einfach froh, das Teil gefunden zu haben.

Also, wie sind eure Pläne? Groß rauskommen? Eine Menge Geld kassieren?

Ted:
Wir werden auf einem Label aus New York eine EP rausbringen, dann wollen wir noch in den USA auf Tour gehen, was wir auch bisher noch nicht gemacht haben.

Würdet ihr euch denn eher der Mod-Szene oder Punk-Szene zuordnen?

Adam:
Nein, nicht wirklich der Mod-Szene. Klar, da gibt es schon ein paar Mods, die unsere Musik wirklich mögen, aber ich glaube wir sehen uns da nicht als Teil der Mod-Szene.

Sind die meisten Mods in den USA auch so arrogant?

Adam:
Ja, ich war mal auf einer Party und da habe ich einen Kasten Bier mitgebracht, und du glaubst gar nicht, wie die Leute mich angeguckt haben. Alle haben da an ihren Cocktails geschlürft und ich komme mit Bier, die haben mich allen ernstes gefragt, wie ich nur Bier trinken kann.

Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, einen weiteren Gitarristen aufzunehmen. Euer Sound wäre dann ja noch kompakter und damit wohl so gut wie perfekt.

Ted:
Ich mag diesen kompakten Sound, wie ihn auch viele Mod-Bands spielen wirklich sehr, aber ich denke, wir sind zu dritt auch okay. Wir schauen mal, wie sich so alles ergibt, planen jetzt aber keinen weiteren Gitarristen ein.

Was habt ihr eigentlich mit eurem alten Drummer gemacht?

Ted:
Zeitlich gesehen wurde dem das wohl mit der Band und seinem Job zuviel, also ist er vor kurzem ausgestiegen. Aber das ist zum Glück ganz friedlich verlaufen.

Lutz Räuber & Paul Tackenberg