NASUM

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Hölle! Hölle! Hölle!

Kaum zu glauben: Da formierten sich vor knapp zehn Jahren ein paar Schweden, um NAPALM DEATH-mäßigen Grindcore zu machen, und unzählige EPs und zwei grandiose Platten später liegt nun mit „Helvete“ der dritte Grindcore-Kracher via Relapse auf meinem Gabentisch, bei dem kein geringerer als Shane Embury von der eben besagten Legende mitzupft. Grindcore wird hier perfektioniert wie selten und haut immer noch ordentlich auf die Fresse. Wem die ollen Insulaner mittlerweile zu lasch geworden sind, gibt sich seine tägliche Dosis nun mit Schwedens bestem Soundtrack zum IKEA-Möbelbau. Holzstockvernichter Anders Jakobson stand mir Rede und Antwort!

Hm, könntest mir vielleicht mal unter vier Ohren verraten, auf welches Körperteil sich das Wort NASUM bezieht?


Hehe, also das ist ein unausgesprochenes Geheimnis, aber ich empfehle dir, dich mal näher mit ‚Andy Warhols Frankenstein‘ zu beschäftigen!

NASUM gibt’s ja nun seit rund zehn Jahren, werdet ihr da nicht langsam müde, ständig neue Songs zu schreiben bzw. wiederholt man sich da nicht vielleicht nach einer Weile?

Wir schreiben ständig neue Tracks und versuchen uns möglichst nie zu wiederholen. Vielleicht hier und da mal, aber das geschieht eher unbewusst. Im großen und ganzen sind wir alle Technikfreaks, die alles daran setzen, den Sound so druckvoll wie möglich hinzubekommen.

Euer Repertoire beläuft sich ja auf knapp über 200 Songs, kannst du auch alle davon noch auf dem Drumkit spielen?

Nee, das ist auch so gut wie unmöglich. Wir können, wenn’s hochkommt, gerade mal 50 Songs aus dem Stand spielen.

Ist euer aktuelles Album „Helvete“ so eine Art Geburtstagsgeschenk zum Bandjubiläum? Shane Embury von NAPALM DEATH spielt auf zwei Tracks Bass und euer alter Drummer Richard Alrickson gibt auch ein kleines Gastspiel.

Hehe, ja irgendwie schon. Uns fiel das ehrlich gesagt bisher nicht so richtig auf, da wir wie gesagt ständig am Schreiben waren und uns nicht so recht damit beschäftigt haben. Wir spielten in letzter Zeit sehr viele Gigs mit NAPALM DEATH und Shane hat uns hier und da mal sogar live am Bass ausgeholfen, und als wir ihn fragten, ob er Bock drauf hätte, dauerte es keine Sekunde, bis er schon in Schweden bei uns im Studio war. Mit Richard sind wir seit jeher befreundet, und da er sowieso zu der Zeit in der Nähe war, ergab es sich einfach.

„Inhale/Exhale“ wird oft als der legitime Grindcoreklassiker neben „Scum“ von NAPALM DEATH angesehen. Steht man da nicht unter dem Erwartungsdruck, die Nachfolgerplatten noch besser machen zu müssen?

Es stimmt, dass unser erstes Album für die Grindcore-Szene sehr wichtig war, und auch immer noch ist, aber für uns ist es nicht so wichtig wie für alle anderen. Mit jeder neuen Platte versuchen wir uns immer zu verbessern und „Helvete“ ist zumindest für uns ein wichtiger Schritt nach vorne. Vielleicht können wir mit unseren nächsten Releases wieder in die Geschichte des Grindcores eingehen, aber bis dahin machen wir unseren Job und vermeiden es, den Erwartungen der anderen zu entsprechen.

Wie ist denn euer Verhältnis zu den Die-Hard-Grindcore-Fans, die euch einen Sell-Out-Stempel aufdrücken wollen?

Ehrlich gesagt kenne ich absolut keine Grindcoreband, die es jemals in die Charts geschafft hätte, und wir stellen da auch keine Ausnahme dar. Die Leute sollten einfach hören, was immer sie wollen, und wenn sie unseren Grindcore-Sound nicht mögen, kann mir das so ziemlich egal sein.

Wie ist eigentlich der Stand der Dinge in Sachen NASUM-Compilation, wo alle eure EPs vereinigt werden?


Wir arbeiten an dieser Compilation schon seit ein paar Jahren. Es dauert halt sehr lange, diese ganzen Orginalbänder wieder abzustauben und Linernotes zu schreiben, Bilder aus dieser Zeit durchzusehen usw. Wir geben uns richtig Mühe dabei, schließlich handelt es sich um eine Doppel-CD mit knapp 150 Songs, da wollen wir nicht kleckern, sondern klotzen, was das Zeug hält! Ich hoffe, dass wir das Ganze dann Anfang nächsten Jahres endlich rausbringen können, wenn wir damit zufrieden sind.

Und was macht die Split mit NAPALM DEATH?

Unsere Songs sind schon fertig! Dazu gibt’s noch ein NAPALM DEATH-Cover von uns. Das coolste daran für uns ist, dass NAPALM DEATH zwei von unseren Songs covern wollen, stell dir das mal vor! NAPALM DEATH covern NASUM, so was hätte ich mir niemals träumen lassen! Mit etwas Glück kommt diese 10“ dann Ende des Jahres auf Feto Records raus, dem Label von den Jungs!

Ihr wart ja in eurer Anfangszeit die wohl faulste Band auf der Welt in Sachen Touren, hat sich daran jetzt was geändert?

Ja, früher, aber wir haben uns ja sehr gebessert, immerhin haben wir schon auf der ganzen Welt gespielt. Aber ehrlich gesagt sind wir nicht gerade Rockstars und langweilen uns fast immer zu Tode im Tourbus. Ist halt das übliche, man sitzt im Tourbus, will am liebsten sterben, kommt beim Club an. Dann erstmal warten, warten, warten, Stress, und dann irgendwann dürfen wir ein paar Minuten spielen und müssen dann sofort wieder los. Wir waren in den denkwürdigsten Ländern und Städten und alles, was wir an Attraktionen sehen konnten, waren die verschiedenen Fastfood-Ketten, aber keine Sehenswürdigkeiten.

Wollt ihr denn dann überhaupt noch touren? Klingt ja doch ziemlich langweilig, so ein Rockstarleben ...

Es hat ja auch seine guten Seiten, wenn du erstmal auf der Bühne stehst und die Leute abgehen siehst! Momentan planen wir eine kleine Europatour im Oktober, erst mal schauen, wie sich ‚Helvete‘ verkauft.

Foto: Robert Johansson