DUMBELL

Foto

Live fast, die middleage!

Sonny Vincent: „You dumbells will never get a band started!“
Paul G. Smith: „But we did ... or something like that“
Das ist lange her. Doch dank dieser kleinen Provokation haben wir jetzt den Salat: DUMBELL. Die Band, bei der wie bei sonst kaum einer der Name Programm ist: Laut und chaotisch. So ist das, wenn die buntgemischte Rock‘n‘Roll-Dampfwalze aus Köln in die Tasten haut, und das ist verdammt gut so!!!


Warum bunt? Ganz einfach! Luigi, der Axtschwinger: ein Schwabe am Bass. Glen „Jeff“ Thompson, ein bocksturer Ire mit großem Herzen und meist ausgebeulter Hose: die breitbeinige 1. Gitarre. Paul Smith, der Kopf (und die Peitsche ...) der Band, aus Cincinatti (mit kölschem Dialekt ...) trägt mit seinem unglaublichen Organ die Texte vor und spielt 2. Gitarre. Zu guter Letzt gibt es da noch Arthur Animal, der die Felle bearbeitet. Nach der gerade beendeten Tour droht Verstärkung durch MOLOTOV SODAs Volker, damit Paul die Hände frei hat, um während der Show seinem Publikum die Mittelfinger zeigen zu können. Das neueste Release „Devils Pantry“, eine blutrote 10“ mit wunderschönem Siebdruckcover und vier Rock‘n‘Roll-Perlen allerfeinster Bauart, gibt es seit 01.10.03 frisch gepresst bei Cargo Rec. Germany (sowohl Label als auch Vertrieb der Platte). Glen und Paul Dumbell kamen mit mir in die Höhle des Löwen, um sich Joachim und mir zum Verhör zu stellen ...

Wann kommt denn der neue Longplayer, der schon seit drei Jahren angekündigt wird? Habt ihr nicht genügend Songs?

Paul:
Ach weißt du, wir haben mittlerweile Songs für vier Longplayer im Gepäck, das Problem sind die ständigen Besetzungswechsel gewesen. Es macht keinen Sinn eine Platte zu machen, wenn danach zwei Leute aus der Band aussteigen und die neuen Jungs nicht mit dieser Platte touren wollen, weil sie nicht auf dieser Scheibe drauf sind und deswegen Minderwertigkeitskomplexe haben. Im Endeffekt haben wir dann drei Jahre in einem einzigen Alkoholrausch verbracht und nicht wirklich was auf die Reihe gekriegt.

Ist das nicht sehr unprofessionell? Ich dachte, ihr seid Profis?

Paul:
Sind wir auch!
Glen: Ja, Profialkoholiker ...

Ich dachte, Paul trinkt nichts mehr?

Paul:
Ist das hier nicht alkoholfreies Bier ...?!
Glen: Aber im Ernst, wir wollen diesen Herbst noch ins Studio gehen und hoffentlich klappt es dann Anfang nächsten Jahres mit der neuen Platte.
Paul: Das Problem ist, dass ein Profi seine Songs fertig hat, dann seine Musiker anruft und nach drei Tagen Proben ist der Kram im Kasten, und man kann aufnehmen und touren. Wir hingegen versuchen immer, mit unseren Kumpels Musik zu machen und das bringt dann eben nix außer immer neuen Problemen.

Warum denn überhaupt jetzt diese 10’ und nicht gleich ein Album?

Glen:
Wir hatten zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht genügend Stücke zusammen, die wir gut genug fanden. Der Deal hatte sich aber gerade angeboten, und da dachten wir uns, lieber die 10“ mit schöner Aufmachung, bunt und Siebdruckcover eben, als Appetizer für die hoffentlich bald kommende Platte ... Und außerdem ist das für euch alle billiger!

Ihr arbeitet ja beide bei Cargo, da könnt ihr das ja wunderbar abarbeiten.

Glen:
Wenn’s scheiße läuft, bekommen wir die nächsten zwei Jahre keine Kohle von Micha, richtig.

Paul, bist du eigentlich der Einzige der Urbesetzung, quasi 100% DUMBELL?

Paul:
Ach ja, tatsächlich! Das erklärt vieles ...

Gelen, wie und wann hat Paul dich eigentlich von der grünen Insel weggelockt?
Glen:
Puh, das war vor vier Jahren ... Oder nein, fünf.
Paul: Yeah, time flies.
Glen: Wir waren damals mit meiner alten Band REAGAN CAIN hier in Deutschland mit DUMBELL auf Tour. Wir haben uns ordentlich verkracht, ich bin ausgestiegen, Paul fragte mich und ich sagte: Spinnst du? Natürlich will ich bei DUMBELL spielen! Und das war‘s schon. Seitdem hänge ich in Köln bei diesem Irren fest.

Wie und wann kam die jetzige Konstellation zustande, mit Lui und Artus?
Paul:
Das geht etwa seit einem Jahr mit den beiden.
Glen: Ja, so ungefähr. Arthur ist seit November letzten Jahres dabei und Loui schon März 2002.

Und ihr liebt euch?

Paul:
Jaaa! Wir haben ‘ne richtig gute Beziehung, aber überleg mal: Wir haben vier völlige Chaoten und mittlerweile immerhin einen, der kein Chaot ist. Das ergibt eine Suppe wie in einem B-Movie-Labor, alles blubbert ständig, zischt und kocht über. Das ist aber cool!
Glen: Wir haben alle ständig unsere toxischen Momente miteinander, aber abends nehmen wir uns dann alle wieder an den Händen und gehen gemeinsam ins Bett. Äh ...
Paul: I said: Don‘t tell ‘em! Natürlich mit Unterhose, nicht nackt!
Glen: Aber das entwickelt sich sicher noch! Da bin ich zuversichtlich! Aber live-tchnisch geht das eben voll auf! Lui ist ein super Basser und Arthur haut rein wie sonst keiner, die sind richtig gut.
Paul: Mir haben schon ein paar Leute gesagt, Artus spiele wie Keith Moon von THE WHO, was meiner Meinung nach ein richtig großes Kompliment ist! Gerade in einer Zeit, in der viele Dummer so steif und undynamisch spielen. Ein echtes Tier!

Bei Cargo Records fällt mir gerade was ein: Habt ihr eigentlich kein Label mehr, seit Tom von Radio Blast euch nicht mehr mag? Oder mag er euch jetzt wieder? Oder wie oder was?

Glen:
Doch, doch! Der mag uns jetzt wieder, weil wir ja jetzt seine Vorgesetzten sind bei Cargo.
Paul: Ach, Quatsch. Wir haben gar keine Probleme miteinander. Es ist nur so ein Spiel! Aber wenn Tom keinen Bock darauf hat, wird er wohl seine Gründe haben und da wir ja halbwegs erwachsene Jungs sind, kommen wir auch damit klar. Also sind wir wohl doch irgendwie professionell ...
Glen: Es macht eben keinen Sinn für uns, eine Platte auf Radio Blast rauszubringen, wenn wir wissen, der Labelchef macht das nur uns zu Liebe und steht nicht hundertprozentig dahinter! Die 10“ ist wie gesagt auf Cargo rausgekommen, keine Ahnung warum. Und den Longplayer wird voraussichtlich Eric von Middle Class Pig Records zusammen mit einem anderen Label machen. Das wird demnächst alles noch genauer verhandelt. Eric hat auf jeden Fall voll Bock drauf und er steht halt auch immer hundertprozentig hinter seinen Bands, bucht Touren, wirbt und tut alles, was in seiner Macht steht. Genau das Richtige für uns, da wir selber sowieso nie was auf die Reihe kriegen.

Was macht für euch eigentlich die Faszination beim Rock‘n‘Roll aus. Warum in einer solchen Band spielen? Hat doch eigentlich nur Nachteile! Kein Geld, das ewige Saufen, immer in irgendwelchen miefigen Clubs unterwegs ...

Glen:
Wir sind alle Masochisten! Yeah! Gene Simmons von KISS hat mal gesagt, also nicht genau das, aber so was ähnliches: It‘s all because of the girls!
Paul: Simmons is a fucking wanker!
Glen: He reads the Ox ...
Paul: Well, send him a copy! Whatever, aber ich glaube es hat was mit der Kindheit zu tun, die man eigentlich nie richtig verlässt, wenn man so drauf ist – zumindest so wie ich! Man hat eben Bock, mit den Jungs zu spielen, und ich meine spielen! Man ist allerdings alt genug, um Alkohol zu trinken, das ist der Vorteil!

Any famous last words?

Paul:
Rock over Wuppertal.
Glen: Rock on Kölle!

Trotzdem danke ...