POPZILLAS

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Captain Future-Fans

Nachdem Yvy Pop bei THE HEROINES ausgestiegen ist, hat sie sich gleich auf ihr nächstes Musikprojekt gestürzt. Zusammen mit Stefan, dem ehemaligen Gitarristen und Songschreiber der SWOONS, hat die 29-jährige Stuttgarterin, deren Stimme so zuckersüß, aber auch so tragisch schwer klingen kann, eine neue Band gegründet: THE POPZILLAS. Das ist herrlich leichter Pop-Punk mit hübschen Melodien und krachenden Gitarrenriffs – eine sehr unterhaltsame Mischung. „Loud guitar meets lolita voice“ heißt es auf der in Comic-Art gestylten Homepage der Band. Dass da tatsächlich laute Gitarrenklänge auf Lolita-Gesang treffen, dafür sind in erster Linie Gitarrist Stefan, genannt Sonic, und Sängerin Yvy Pop verantwortlich. Ihre Maxi „Pandora Pop“, erschienen auf Vitaminepillen Records, hat schon Appetit gemacht. Und der kann im Frühjahr gestillt werden, wenn das erste Album auf den Markt kommt. Alle vier POPZILLAS haben schon lange und hinreichend in verschiedenen Bands gespielt. Schlagzeuger Mr. Bonsai bei den ORIGINAL PEARL HARBOUR SWIMMERS und KGB, Bassist Rockzilla bei FAKED ID und Gitarrist Sonic unter anderem bei PSYCHO GAMBOLA und den SWOONS. Yvy Pop war drei Jahre lang Sängerin bei THE HEROINES. Ihre ganz persönlichen Heldinnen sind Marlene Dietrich und Nina Hagen. Im Interview plaudern Gitarrist Sonic und Sängerin Yvy Pop über Vergangenes und Neues.

Hast du gezielt nach einer neuen Band gesucht, nachdem du bei den HEROINES ausgestiegen bist?

Yvy:
„Wenn man noch gar nicht sucht, kann alles unerwartet schnell gehen. Mitte des letzten Jahres sind die ersten vorsichtigen Kontakte und Ideen für eine neue Band entstanden. Während eines Auftrittes mit den HEROINES überraschte mich ein Konzertbesucher, der sich wenig später als der nicht unbekannte SWOONS-Gitarrero herausstellen sollte, mit einem verlockend klingenden Angebot. Denn er fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm die ROXETTE des Punkrocks zu gründen. Die Umschreibung fand ich witzig, und habe das sehr geschmeichelt hingenommen, aber leider zu jenem Zeitpunkt aufgrund eines vollen Terminkalenders ausschlagen müssen.“

Wieso hast du abgelehnt?

Yvy:
„Es gab damals noch keinen Grund, bei den HEROINES auszusteigen. Denn die Produktion unseres Albums ‚Groupie‘ war abgeschlossen, das HEROINES-Konzept ging auf. Es war schließlich nicht abzusehen, wie schnell sich unsere Wege bei den HEROINES dann aber doch trennen würden. Aber Ende 2002, kurz nachdem ‚Groupie‘ erschienen war, eskalierte die Situation in der Band. Unsere Ziele haben sich gegensätzlich entwickelt. Ich zog es deshalb vor, meinen eigenen Weg zu gehen ...“

Und hast dich an das Angebot erinnert?

Yvy: [/b]„Ja, in dem damaligen ROXETTE-Anwärter fand ich den perfekten Songwriter und Musikgefährten für unser POPZILLAS-Vorhaben. Unser Schlagzeuger Mr. Bonsai, der vorher schon jede Menge Erfahrung als Trommler bei ORIGINAL PEARL HARBOUR SWIMMERS und KGB gesammelt hatte, war sofort begeistert. Sein Musikerkollege Rockzilla von FAKED ID sollte eigentlich bei der ersten Probe nur aushelfen. Als aber nach drei Stunden gleich drei fertige Songs standen, und das Gefühl aufkam, sich schon lange zu kennen, war die Konstellation perfekt: Die POPZILLAS waren geboren.“

Was ist denn GirlPopMangaPunk?

Yvy:
„GirlPopMangaPunk ist eine Definition, die uns vor fertigen Schubladen retten soll. Girlie sind die Vocals, Pop und Punk die Mischung aus Chören und lauten Gitarren – und Manga unsere Heldin Pandora Pop. Sie ist es, die wir besingen: Ein Wesen aus Neo-Tokyo, das aufgrund ihrer radioaktiven Verstrahlung besondere Kräfte besitzt, und wenn es Nacht wird, von ihren Abenteuern heimgesucht wird. Ein Manga namens ‚The Incredible Adventures of Pandora Pop‘ wird bald das Licht der Welt erblicken – natürlich unter Federführung der POPZILLAS.“

Wieso jetzt eigentlich Pop?

Yvy:
„Pop ist einerseits eine Verbeugung vor den würdigen Musikergrößen, andererseits ist es eine kompakte Essenz meiner Person. Meine Stimme ist hoch, klar und zuweilen gewollt dolce. So sehr mein Herz auch seit jeher rauem Rock‘n‘Roll und Punkrock verschrieben ist, ich bringe mit meiner Stimme unweigerlich Pop-Tendenzen in die Musik ein.“

Wie viel HEROINES und SWOONS stecken in der Musik?

Sonic:
„Irgendwann hat man ja seinen eigenen Stil gefunden. Ich schreibe seit 1989 Songs. Damals hieß meine erste Band WOHLSTANDSKINDER. Das hätte ich mir übrigens schützen lassen sollen, haha! Später bei den SWOONS, SCHÜSSLER DÜ und PSYCHO GAMBOLA war die Ausrichtung zwar immer unterschiedlich, aber der persönliche Songwriter-Fingerabdruck ist wohl stets wieder zu erkennen. Schon allein deshalb, weil ich immer so schmutzige Finger habe. Tja, und warum sollte man sich selbst verleugnen? Ich finde es toll, dass man uns bei den POPZILLAS raushört. Wie viel Prozent das sind, kann ich aber nicht abschätzen. Mein Motto: Die Hits der 70er, 80er, 90er und das Beste von heute ...“
Yvy: „In jeder Band steckt viel Erfahrung aus vorigen Projekten. Meiner zweiten Band THE BAM BAMS habe ich wohl am meisten zu verdanken – fünf Jahre on the road prägen schließlich. Die große Gemeinsamkeit aller meiner bisherigen Bands ist sicherlich der Gesang – eine Stimme prägt das Gesicht einer Band. Da ich ein großer Freund von Harmonien, Melodien und mehrstimmigem Gesang bin, ist dieser Einfluss wohl in allen meinen Projekten spürbar.“

Yvy, lebst du vom Musikmachen oder arbeitest du noch an der Kunstakademie? Seht ihr euch als Profimusiker?

Yvy:
„Ja, an der Kunstakademie habe ich meinen Platz gefunden. Die Inspiration sitzt in den Gemäuern – und um mich herum nur Kreative, Künstler, Musiker. Ich liebe meine Arbeit dort: Sie lässt mir genug zeitlichen und gedanklichen Freiraum für meine Musik. Aber professionell in dem Sinne, dass ich mit der Band mein Geld verdiene, bin ich sicherlich nicht. Eine Gesangsausbildung besitze ich auch nicht – aber ich arbeite daran. Auch die Abgebrühtheit eines Profis fehlt mir: Jeder Auftritt ist anders, spannend – dieses Kribbeln fünf Minuten davor, der Fall ins Leere, die Anspannung, die Kommunikation mit dem Publikum, und das Feedback.“
Sonic: „Aber mit fast 15 Jahren Bühnenerfahrung und dem Tinnitus von hunderten Shows geht man mit vielem entspannter und professioneller um. Und bei soviel Arbeit und Zeit, wie wir in die Band stecken, wäre die Bezeichnung Semiprofi fast angemessen. Aber das Wort ‚Bekloppte‘ trifft es natürlich auch ...