LAST DAYS OF APRIL

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Happy Sadness

Schwedens stille Stars des Indie-Pop haben unlängst mit „If You Lose It“ ihr fünftes Studioalbum vorgelegt. 1998, ein Jahr nach dem selbstbetitelten Debüt, erschien „Rainmaker“, seitdem kommen die Alben von LDOA verlässlich im Zweijahres-Rhythmus, und die Zeit braucht die Band auch.

„Nach den früheren Alben sind wir wie verrückt getourt, was dazu geführt hat, dass wir irgendwann das Studio gebucht haben und uns dann zwei Monate lang beeilen mussten, um die Songs fertig zu bekommen“, erzählt der musikalische Mastermind Karl Larsson, der mir in der Bar eines Kölner Hotels gegenüber sitzt, und fügt hinzu, dass er diesmal ein Jahr Zeit hatte, um die Songs in Ruhe zu schreiben. Vielleicht ist er gerade deshalb mit dem Ergebnis sehr zufrieden. „Es ist bei weitem das beste Album bisher, vor allem das durchdachteste.“

Ein Jahr übrigens, in dem die Band nicht ein einziges Konzert gespielt hat. Aber dieser Umstand kam wohl gar nicht mal ungelegen. „Wenn man so lange unterwegs ist, sieht man seine Familie nicht, seine Freunde und seine Freundin. Das ist nicht besonders schön“, erklärt Karl, gibt aber zu, sich nach der langen Pause wieder nach Konzerten zu sehnen. Im Vergleich zu den früheren Alben, die soundtechnisch mit Loops, Samples und sonstigen Instrumenten im besten Sinne überfrachtet waren, kommt „If You Lose It“ bemerkenswert spartanisch daher. Ich vermute, das würde daran liegen, dass diesmal nicht Pelle Gunnerfeldt, seineszeichens Bassist von FIRESIDE und schwedischer Starproduzent, als Produzent den Songs seinen Stempel aufgedrückt habe. „Im Gegenteil“, belehrt mich Karl, „Pelle hat uns immer vorgeworfen, wir würden unseren Fähigkeiten an unseren Instrumenten nicht vertrauen. Wir sollten immer alles live einspielen.“

So groß der Einfluss Gunnerfeldts auf die Musik auch war, die aufwendigen Verzierungen stammten größtenteils aus der Feder von Karl Larsson selbst. Vor allem die Streicherarrangements. „Pelle hasst Streicher, ich musste ihn beinahe anflehen, damit wir sie auf dem Album haben konnten. Andererseits hat er uns Vorschläge gemacht, was wir mit den Songs machen sollten, und wir haben ihm eine Reihe cooler Sounds zu verdanken.“ Und auch den Bass, denn den spielte er bei einigen Songs des neuen Albums höchstpersönlich ein, die anderen übernahm Produzent und LOGH-Mitglied Mathias Oldén. Nominell sind LDOA im Laufe der Jahre nämlich zum Duo geschrumpft, die übrigen Gründungsmitglieder haben die Band verlassen müssen, weil es im Leben dann doch wichtigere Dinge als eine Band gibt. Schlagzeuger Andreas Förnell beispielsweise, die andere Hälfte des Duos, konnte die Europatour nicht mit antreten, da er die Schule beenden musste.

Die Bandarbeit sieht demnach so aus, dass Karl alle Songs schreibt, sie mit Andreas probt, und dann für die Aufnahmen und Liveshows Freunde hinzugezogen werden, für die Tour unter anderem zwei alte Bekannte, Lars, der bis zu „Angel Youth“ in der Band war, und Freddy, Keyboarder auf „Ascend To The Stars“. „Wir arbeiten gerne zu zweit, auf diese Weise funktioniert es am besten. Wir suchen nicht nach festen neuen Mitgliedern“, sagt Karl, der mit seinen jugendlichen und femininen Zügen immer etwas ernst wirkt. Ist er wirklich so traurig, wie die Musik uns glauben lässt, will ich von ihm wissen. „Die Musik ist sehr ehrlich und sehr persönlich, aber die Songs sind nicht direkt über mich“, erklärt er, „ich beschreibe nur traurige Begebenheiten.“ Die Musik soll helfen, Traurigkeit zu überwinden, und sich nicht durch sie lähmen zu lassen. „It‘s happy sadness“, sagt Karl und lächelt aufmunternd.