FINAL SOLUTIONS

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Memphis/Tennessee, Punk Rock City

THE FINAL SOLUTIONS (ja, Plural) wurden gegründet, als Zac Ives im Herbst 2000 von Washington DC nach Memphis zog. Nach eigenem Bekunden war eine echte Punk-Szene in Washington nicht zu finden. Dafür umso mehr in Memphis. Back in Memphis gab Zac seinen alten Freunden Jay Reatard (von den REATARDS und LOST SOUNDS), Justice und Tom ein Tape mit meist osteuropäischen und skandinavischen Punksongs. Diese Songs sollten Grundlage für eine Bandgründung werden.
Zur Liste der Songs gehörten neben Songs von PEKINSKA PATKA und KRIMINELLA GITARRER auch PACK aus München und BIG BALLS AND THE GREAT WHITE IDIOT aus Hamburg. Dass weder München noch Hamburg normalerweise zu Osteuropa gezählt werden, wollte ich Zac lieber nicht erklären. Ihre ersten Shows waren weniger überzeugend, meint Zac, erst als Quinn an der Gitarre einstieg, ging es besser. Das war vor gut zwei Jahren. Mittlerweile haben sie einen hervorragenden Longplayer mit dem schönen Titel “Disco Eraser” vorgelegt, der im Februar 2004 erschien. Mit Zac sprach ich bereits Ende letzten Jahres.

Wie kamt ihr dazu, osteuropäische, deutsche und schwedische Bands als Vorbilder zu nehmen? Ziemlich ungewöhnlich für eine amerikanische Gruppe, noch dazu eine „Südstaaten-Band“?


„Ich finde das gar nicht so außergewöhnlich. Der Klang der deutschen Sprache, sowie noch viel deutlicher der der meisten osteuropäischen Sprachen, ist einfach viel härter, brutaler als Englisch. Das passt viel besser zu Punkrock. Wir wollten uns auch erst einen Namen geben, der aus Osteuropa kommt. Wir haben lange gesucht, nach so was wie KRIMINELLA GITARRER oder so, aber sind dann doch bei was Amerikanischem gelandet. Klar, der PERE UBU-Song war da sicher
ausschlaggebend.“

Was genau hat es mit dieser Osteuropaverbindung bei euch auf sich?

“Einige unserer Bandmitglieder sind osteuropäischer Abstammung. Zumindest behaupten sie das. Ich glaube, meine Vorfahren kommen eher aus Irland und Deutschland. Ziemlich normal also. Aber zu behaupten, man sei ‘osteuropazentriert’, das macht man normalerweise nicht. Das ist halt etwas verrückt, deshalb haben wir es gemacht.”

Warum bist du aus Washington D.C. nach Tennessee gezogen? Aus europäischer Sicht klingt Tennessee weniger nach Punkrock, eher ein bisschen nach Hinterwäldlertum.

„Ja, das stimmt. Aber mit der beste Punkrock in den USA kommt aus dieser Gegend – da ist es leicht, alles zu hassen. Washington D.C. wird viel mit Hardcore und all dem Zeug aus den 80ern in Verbindung gebracht. Die Szene dort ist auch heute noch lebendig, aber nicht so sehr ‚dirty punk rock‘. In Memphis hingegen gibt es eine relativ kleine, aber sehr lebendige Szene. Außerdem herrscht in Washington DC unglaublich viel Gewalt, Armut und Brutalität auf offener Straße. Es gibt dort sehr viele Gangs. Das ist mir auf Dauer zu anstrengend. Die Leute dort haben sich dran gewöhnt und schauen weg. In Memphis ist es sicherer. Zudem komme ich ursprünglich von hier. Ich fühle mich hier viel wohler. Insbesondere jetzt, wo ich bald Vater werde, will ich in einer freundlicheren Gegend leben.“

Wow, du wirst Vater?

„Ja, klingt nicht sehr nach Punk, was? Aber vielleicht ist es das erst recht. Es ist ein großartiges Gefühl. Wir wissen schon, dass es ein Mädchen wird. Ausgiebig auf Tour gehen, werden wir daher mit den FINAL SOLUTIONS erst mal nicht. Ich wette, dass du das als Nächstes gefragt hättest ...“

Könnte sein ... War es beabsichtigt, dass „Disco Eraser“ so viel cleaner klingt als die 7“ bzw. das, was ihr davor gemacht habt?

„Ehrlich gesagt war ich persönlich mit dem Sound der LP zuerst nicht ganz zufrieden – viele andere Leute haben das auch bemängelt. Aber wenn man zu nah dran ist, ist es schwer, objektiv zu sein. Mittlerweile finde ich auch, dass die Platte sehr gut ist. Wir haben einfach versucht, etwas Neues zu machen, was sich anders anhört, als die anderen Bandprojekte der einzelnen Bandmitglieder und anders als der ganze Rest. Ja, das behaupten alle, ich weiß. Auf jeden Fall haben wir deshalb auch das Experimentieren mit Elektronik so weit getrieben. Aber eben nicht so, wie es heute angesagt ist, eher so unschuldiger und oft deplatziert wirkender eingestreuter Synthesizerlärm, wie er auch in den späten 70ern hätte entstanden sein können.“

Wie kam es dazu?

„Dafür ist zum großen Teil Jay verantwortlich, der ja auch bei den REATARDS, den LOST SOUNDS, NERVOUS PATTERNS, den HIGH AND MIGHTIES, CC RIDERS und noch einer Menge anderer Bands spielt und gespielt hat. Aber so was wie bei den FINAL SOLUTIONS hat er noch nicht probiert. Er ist Autodidakt und kann fast jedes Instrument bedienen. Bei uns trommelt er und macht den anderen Lärm.“

Was für Pläne hast du für die Zukunft?

„Na ja, neben dem Vater werden noch einiges mehr. Alles ist momentan ziemlich durcheinander, da ich gerade dabei bin, mit meinem Kumpel Eric einen Plattenladen zu eröffnen, Goner Records. Viel Arbeit, aber auch ziemlich aufregend.“