FLYSWATTER

Im Juni diesen Jahres veröffentlichten FLYSWATTER ihre erste CD "Black And Blue", von der auch ein Song zur Ox-Compilation #35 beigesteuert wurde. Während die Band in ihrer Gründungsphase in den Jahren 94/95 noch auf Schulfesten vorzufinden war, entwickelte sich die emotionsgeladene (Punk-)Rockformation aufgrund ihrer Liveperformance und ihres Songwritings, nicht zuletzt auch wegen der tatkräftigen Unterstützung ihres Labels Tap-Water Records, hinter dem ex-BAKEN BEANS-Shouter Michael Schurr steckt, zu einer zukunftsorientierten Band, der durchaus ein Platz im Profilager eingeräumt werden darf. Nach einigen Versuchen, FLYSWATTER einmal live mitzuerleben, klappte es schliesslich doch noch kurz vor Redaktionsschluss für diese Ausgabe, so dass ich mich in Mainburg im Musikcafé Logo nach dem letzten Gig ihrer kleinen Herbsttour mit den beiden Gründungsmitgliedern Anton Stöckl (Bass) und Florian Kämmerling (Gesang/Gitarre) über den derzeitigen Stand bei FLYSWATTER informierte.

Ihr habt ja jetzt eine kleine Tour hinter euch. Erzählt doch mal, in welchen Clubs ihr mit welchen Bands gespielt habt und wie das Publikum auf eure Musik reagiert hat.

Florian:
"Erster Showcase war als Opener der SATANIC SURFERS am Montag, den 18. Oktober in Lindau im Club Vaudeville. Es waren circa dreihundert Leute da. Es ging gut ab. Man hat insgesamt auf Tour gemerkt, dass viele Leute aufgrund der Visions- und Ox-Samplerbeiträge die Sachen auch gekannt und wir so auch immer einige CDs verkauft haben. Mittwoch gings dann weiter in Pfaffenhofen in einer Schreinerei. Das war nix. Zum einen eine ungünstige Location, und dann spielten wir dort zusammen mit PUNKER LEWIS auf Spendenbasis, also keine Festgage und dementsprechend waren auch wenig Leute da. Am Donnerstag waren wir dann in Flensburg. Dort spielten wir mit PAINS DOUBT und das war so mit unter das Beste, was ich in den letzten Jahren erlebt habe. Normalerweise glaubt man ja, wenn man mal woanders hin kommt, dass einen die Leute nicht kennen und insofern isses um so schwieriger, sich da als Band durchzusetzen. Aber in Flensburg war das Gegenteil der Fall. Es waren 115 zahlende Gäste da, wenngleich natürlich auch viele wegen der Lokalband hier waren, aber zum Schluss war der Club gut voll. Insgesamt ein super offenes Publikum. Es ging echt gut ab. Wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt, dass "Black And Blue" unsere erste Platte ist und die Leute auf unsere Musik derartig positiv reagieren, und das in Flensburg, am anderen Ende Deutschlands. Wir haben zu Hause manchmal nicht so geile Shows. Wie gesagt, mitunter das beste, was ich so mit FLYSWATTER in den letzten fünf Jahren erlebt habe, auch aufgrund dessen, dass uns ja dort niemand von der Liveperformance, sondern lediglich von Tonträgern her kannte."

Anton: "Der letzte Gig, der wirklich "on the road" war, war in Bochum, in einem Club namens Blackout, den es erst seit einem Monat gibt. Vermutlich deswegen ist der Club noch nicht so vom Publikum angenommen worden, wenngleich wir mit SOULMATE gespielt haben, die ja mittlerweile auch schon einen gewissen Namen haben. Die Werbung war laut Veranstalter mehr als ausreichend! Keine Ahnung, an was es gelegen hat. Insgesamt fünf zahlende Gäste!"

Florian: "Trotzdem war es lustig. Da spielt man vor dreihundert Leuten und verkauft drei CDs und drei T-Shirts, und hier waren fünf Gäste, die auch drei CDs und drei T-Shirts gekauft haben. Irgendwie witzig! Gestern spielten wir zu Hause in Berchtesgaden mit INTERNAL COMBUSTION als Vorband. Heimspiel, kein Thema! Und heute...?!"

Anton: "Heute waren wir in Mainburg im Logo bei den Kulturtagen!"

Musikalisch werdet ihr des öfteren mit SAMIAM verglichen. Spielt für euch so eine Band eine gewisse Vorbildfunktion für eurt musikalisches Schaffen, oder ist das lediglich eine zufällige musikalische Verwandtschaft, die letztlich nichts mit der Entwicklung von FLYSWATTER zu tun hat?

Anton:
"Letzteres würde ich sagen!"

Florian: "Als wir vor fünf Jahren anfingen, spielten und hörten wir komplett andere Musik. Die Musik, die einem gefällt, beeinflusst auch dementsprechend die Musik, die man selbst spielt. Ich denke schon, dass die Musik, die jeder einzelne von uns hört, in unsere Musik mit einfliesst. Aber ich würde nicht sagen, dass wir jetzt wie SAMIAM klingen wollen - bewusst auf keinen Fall! Wir machen einfach das, was uns Spass macht."

Anton: "Im Endeffekt hinken die Vergleiche sowieso immer. Die Leute brauchen einfach was, um uns einzuordnen."

Welchen musikalischen Stil würdet ihr euch denn selbst zuordnen?

Anton:
"Ich nenne es Emo-Punkrock."

Florian: "Es wurde oft die Bezeichnung "Emorock" gewählt, aber es ist irgendwiealles dabei. Klar, etwas SAMIAM, dann was von den Hardcoreroots wie GORILLA BISCUITS. "Emo-Punkrock", um einen Nenner zu finden, wenngleich das Wort "Emo" wie damals "Crossover" überbeantsprucht wird, da man damit auch nicht beschreiben kann, was oder wie die Musik im Endeffekt ist."

Wie kam es damals zum Kontakt mit Michael von Tap-Water Records?

Anton:
"Das kam durch eine befreundete Band aus München namens SURFERS OUT, die öfter mit den BAKEN BEANS zusammen spielten. Als dann Michael den ersten "Punk Parade"-Sampler machte, gaben die ihm irgendein schlechtes Demo von uns, das ihm trotzdem gefiel."

Florian: "Durch SURFERS OUT kam es auch zu einer gemeinsamen Belgien-Tour mit den BAKEN BEANS im März 1998, und so konnte sich Mike schon mal einen Eindruck von uns machen."

Ausser Anton sind alle anderen Bandmitglieder noch Studenten. Oft genug lösen sich Bands auf, wenn die Leute vom Studium ins Arbeitsleben wechseln. Könnte das auch auf FLYSWATTER zutreffen, gerade jetzt, wo es für euch so gut anläuft?

Anton:
"Die Band steht bei mir an erster Stelle, denn was ich hier mache, mache ich gerne. Mein Beruf macht mir zwar auch Spass, aber das mache ich eben, um Geld zu verdienen. Ich bin schon bereit viele Opfer zu bringen, so ging durch das Touren mein ganzer Urlaub drauf, also Urlaub, in dem ich mal wirklich nichts mache habe ich nicht. Derzeit läuft´s ganz gut! Wenn sich das in diese Richtung so weiterentwickelt, werden wir eine Entscheidung treffen müssen, wie wir dann weiter verfahren. Ich bin in meinem Beruf als Informatiker ziemlich eingespannt, so dass ich mit der Geschäftsführung bereits verhandelt habe, mein Arbeitsmodell etwas umzustellen, so dass ich nicht mehr Vollzeit, sondern vielleicht nur noch vier Tage in der Woche arbeite, denn auch wenn man nur Wochenendshows spielt, gibt es keinen Tag, an dem man sich mal wirklich entspannen könnte. Ich habe einen guten Job, in dem ich auch dementsprechend gut verdiene. Dies mit der Band finanziell ausgleichen...?! Wir wissen ja, wenn man nicht auf MTVIVA läuft, dann...!"

Florian: "Bei mir ist die Prognose ziemlich klar, da ich drei Jahre auf Lehramt studiert und jetzt damit aufgehört habe, um Tontechnik zu machen. Ich mache seit zehn Jahren Musik und das kann ich so mit am besten, und wenn´s mit der Musik hinhauen würde, würde ich keinen Augenblick zögern. Dann würde ich die Band auch semiprofessionell machen, auf Tour gehen und nebenbei irgendeinen Job machen. Zur Zeit kann ich beides miteinander verbinden, so dass ich irgendwie doch immer etwas mit dem Musikbusiness zu tun habe. Insofern wird sich das in Richtung Musik entwickeln, egal ob vor, auf oder hinter der Bühne! Ausserdem denke ich, ist uns allen die Band sehr ans Herz gewachsen. In der letzten Zeit haben wir ja doch gemerkt, dass wir so schlecht dann doch nicht sind."

Was ist denn mit eurem zweiten Album?

Anton:
"Im Frühjahr nächsten Jahres, so momentan der Plan, wollen wir für eine weitere Platte ins Studio gehen."

Und wird das neue Album auch wieder auf Tap-Water Records erscheinen?

Anton:
"Voraussichtlich ja. Es gibt zwar keinen Vertrag diesbezüglich, sollte jedoch von einem grösserem Label, was noch nicht geschehen ist, ein Angebot kommen, ohne uns über den Tisch ziehen zu wollen, dann werden wir eventuell das Material auf einem anderen Label rausbringen."

Florian: "Michael schickt einige Bemusterungsstücke auch anderen Labels zu und fühlt mal an, z.B. bei Revelation oder Epitaph, ob dort was gehen könnte. Bisher sieht´s jedoch nicht so aus, dass wir das Material irgendwo anders rausbringen, so dass die Scheibe wahrscheinlich wieder auf Tap-Water Records erscheinen wird. Wir hoffen auch, dass sich in den nächsten Wochen die Vertriebsangelegenheiten klären werden, um eben flächenmässig unsere CD in Deutschland vertreiben zu können. Iss ja auch blöd, wenn die Leute uns auf ´nem Sampler kennen, sich eine CD kaufen wollen, die jedoch in einem Flensburger Plattenladen gar nnicht bekommen können. Damit ist natürlich auch klar, dass weniger Leute auf ein Konzert kommen und die Sache somit verpufft."

Dem kann ich nur zustimmen. Und falls FLYSWATTER mal in eurer Gegend abrocken sollten, kann ich euch nur wärmstens empfehlen, ihre Show zu besuchen!