VON BONDIES

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Wurzellosigkeit & gute Musik

Was haben die DISTILLERS, LESS THAN JAKE und die VON BONDIES gemeinsam? Sie alle gehören zu den Bands, die vor nicht allzu langer Zeit von Sire Records unter Vertrag genommen wurden. Sire Records ist eines der Major-Labels, die in letzter Zeit kontinuierlich Punkrock-Bands bzw. Bands, die man zumindest grob mit Punkrock in Verbindung bringen kann, gesignt haben. Doch was macht die VON BONDIES so besonders? Die Tatsache, dass die Band von Seymour Stein, der seinerzeit die RAMONES signte, unter Vertrag genommen wurde? Mr. Stein hatte, bevor er die VON BONDIES signte, 15 Jahre lang keine Band mehr unter Vertrag genommen! Ohne Frage, erstens einen Majordeal zu haben und zweitens mit einer gewissen Prominenz aufgrund des A&Rs behaftet zu sein, würde so manch einer Band zu einer gehörigen Portion Hochnäsigkeit verhelfen.

Umso freudiger überrascht bin ich, als ich Jason Stollheimer, dem Sänger und Gitarristen der VON BONDIES, im Nightliner der Band begegne. Der Mann aus Detroit sitzt mir ruhig und freundlich gegenüber, bevor am Abend die VON BONDIES vor fast ausverkaufter Berliner Columbiahalle für die BEATSTEAKS eröffnen werden. „Pawn Shoppe Heart“, das neue Album der VON BONDIES, ist keine Punkrock-Platte, und dennoch hat sie schöne Punkrock-Kanten bzw. Einflüsse von Bands wie den MISFITS, welche die VON BONDIES mit Rock à la STOOGES, Pop und Melodien verbinden, um schöne Songs wie „C‘Mon C‘Mon“ zu schreiben. „Weißt du, was ich total langweilig finde?“, fragt Jason Stollheimer, als ich „Pawn Shoppe Heart“ anspreche, „Bands, die live genauso klingen wie auf Platte. Deswegen sind wir live sehr viel punkiger als auf Platte. Wenn du uns live siehst, wirst du sehr viel mehr MISFITS im Gesang und STOOGES im Gitarrensound hören, als du es auf ‚Pawn Shoppe Heart‘ oder ‚Lack Of Communication‘ hören wirst.“
Womit der Gute Recht behalten soll, denn die Show, welche die VON BONDIES am Abend liefern, fällt eher punkig denn garagig oder gar poppig aus. Moment, garagig? Nein. Auf den Trugschluss, die VON BONDIES als poppige Garageband abzustempeln, auf den kam auch ich. „Das Verrückte ist, dass wir mit Bands wie den STOOGES, den YEAH YEAHS YEAHS, den HIVES und vielen anderen zusammen Shows gespielt haben. Alle diese Bands werden in Europa als Garagebands bezeichnet. In den USA nennt das niemand so. Eine Garageband ist eine Band, die sein will wie die BEATLES, doch dafür waren wir nie gut genug.“ Womit der Herr, gewollt oder ungewollt, die Frage nach seinen musikalischen Wurzeln provoziert hat, und während diverse Bands diverse andere Bands als Einflüsse inklusive Dankeslisten herunter beten, fällt die Antwort in diesem Falle anders aus: „Als ich anfing, Musik zu spielen, hasste ich Musik. Es war 1997, Grunge war tot. LIMP BIZKIT und KORN wurden nonstop im Radio gespielt, von den STOOGES, MC5 und BLACK SABBATH hatte ich noch nie etwas gehört – welche Bands hätten mich also beeinflussen sollen? Als ich in meiner ersten Band spielte, hatte ich gerade begonnen, alte Songs von Little Richard zu hören. Drei Jahre später haben wir die VON BONDIES gegründet und haben uns in unseren Stil herein gefunden – einen wirklichen Einfluss gab es aber nie.“ Da sitze ich und bin überrascht, während Jason Stollheimer mich angrinst und sich sichtlich wohl fühlt. Grund genug dazu hat er.