CRIMSON GHOSTS

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Verhängnisvolle Leidenschaft

Als sich der Vierer 2001 aus den Gräbern quälte, war die damalige Absicht folgende: THE CRIMSON GHOSTS sollte als MISFITS-Coverband fungieren, also ähnlich wie schon die GHOULS es taten. Dass dieses Unterfangen in gewissen Kreisen ankam, ist nicht von der Hand zu weisen. Doch ist auch nachzuvollziehen, dass die vier untoten Musiker letztendlich auch einmal eigene Songs schreiben wollten und so kam der Tag, an dem die CRIMSON GHOSTS die ersten Arbeiten an ihrem just auf Fiendforce Records erschienenen Debüt-Album „Leaving The Tomb“ begonnen.

Vor allem Jackal, der Mann an der 6-String Violence Guitar, schrieb in mühsamer Heimarbeit bis tief in die Nacht an den morbiden Kompositionen und legte die Gitarre erst dann wieder aus der Hand, als er zufrieden und wahnwitzig zugleich einen weiteren Song geboren hatte. Wie die einzelnen Stücke im Endeffekt zusammenkamen, vermag Jackal nicht mehr zu sagen, doch vermutet er, dass das Ganze irgendwie mit dem ziegenbärtigen Gehörnten zu tun habe, bei dem er recht leichtfüßig irgend einen Wisch unterschrieben hat. Ob nun Jackal für seine Band seine kostbare Seele an den Teufel himself verkauft hat, bleibt wohl ein ewiges Geheimnis, gewiss jedoch ist, dass die fünfzehn Songs der Scheibe ordentlich in die Fresse hauen. Aufgenommen wurden die Reißer im Casket Garden Studio, wobei die Aufnahmen laut Jackal schon fast zu lange dauerten:
„Als Unsterblicher ist man ja auch eigentlich nicht so sehr in Zeitdruck, aber generell bin ich zufrieden mit dem Ergebnis und würde alles wohl noch einmal genauso machen“ wo hingegen Monstrosity, seines Zeichens Bassist und Meister der Subsonics, ganz anderer Meinung ist: „Ich für meinen Teil mag Aufnahmen ganz und gar nicht. Das ist in etwa so wie einen Mord zu planen und ihn immer und immer wieder zu proben. Das ist mir zu langweilig. Verglichen mit Studioarbeit liegen mir die Live-Schlachtungen wesentlich mehr.“ Nun ja, jeder so, wie er es am liebsten hat.

Textlich gesehen findet man dort immer wieder autobiographische Schnipsel, die die einzelnen Mitglieder einstreuen, um den Wahrheitsgehalt der CRIMSON GHOSTS zu bewahren. Sie blicken weit zurück in die Vergangenheit, als sie noch als untote Horde durch die Gegend zogen und der Menschheit das elende Grauen brachten. Heutzutage sieht das ganz anders aus: da müssen die GHOSTS ihre Shows anmelden und an den Eingängen werden Gelder verlangt, um den Menschen ihre dämonische Musik und zerstörerische Show zu präsentieren. Wenn man aber dem Wortlaut von Monstrosity Glauben schenken kann, so muss es auf einer CRIMSON GHOSTS-Show schon derbe abgehen: tiefe Frequenzen peitschen aus den Boxen, der Corpse-Pit rotiert in den ersten Reihen und eine Zerfleischung allererster Klasse sucht ihresgleichen. Nicht zuletzt die großartige Horrorshow in Oberhausen vor einigen Monaten liegt den Grabschändern noch schwer in Erinnerung: das heiße Zombie-GoGo-Girl Lyllimarlen diente als exklusiver Anheizer der menschlichen Fleischeslust, was die Folge hatte, dass die Menschlein so dermaßen ausrasteten und feierten, als würde es keinen weitern Morgen geben. Auf die Frage hin, ob es demnächst zu der erscheinenden CD/LP eine Tour geben wird, zischt Monstrosity:
„Leider hat sich bis jetzt noch keine Booking-Agentur an uns herangetraut. Vielleicht, weil wir mal vor einer Show statt dem Catering die Caterer-Frau verschlungen haben. So was macht sich anscheinend eher negativ in der Bio.“ Die nächsten Ziele sind dann doch wohl eher wieder anderer Natur: eine Split-Single steht vor der Türe, doch mit wem wird noch nicht verraten. Da bleibt selbst ein alter Jackal schweigsam wie ein Grab.