LOGH

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Viva la typisch schwedische Melancholie!

LOGH haben ihre letzte Tour aus persönlichen Gründen mittendrin abgesagt, sind nun aber im Dezember letzten Jahres nochmals aus Schweden zu uns gekommen, um die abgesagten Dates nachzuholen. Außerdem haben sie mit „A Sunset Panorama“ einen Nachfolger zum 2003er Album „The Raging Sun“ aufgenommen, eine Platte die man fast schon als Klassiker unter den zutiefst melancholischen und stimmungsvollen Indie-Platten zählen kann. Kurz gesagt: genug passiert, um bei Mattias, dem Sänger und Songschreiber bei LOGH, mal nachzufragen.

Auf dem letzten Album befand sich der Song „The bones of generations“, der sich vor allem durch seine „screamy vocals“ von allen anderen absetzte. Auf die Frage, was wir von dem neuen Album erwarten können – atmosphärischen Indie oder Screamo? – meint Mattias, dass es ein bisschen von beidem geben werde, aber im Endeffekt sei das ja unwichtig. Das Wichtigste sei die Stimmung dieses Albums, und mit der sei er sehr zufrieden. Ob er denn auch Wert auf seine Lyrics lege, frage ich, da LOGH eine dieser Bands ist, bei welcher der Gesangspart nicht wirklich heraus sticht, sondern eher als weiteres Instrument durchgehen könnte. Mattias meint dazu, dass die Musik für ihn immer an erster Stelle stehe, aber nachdem der Prozess des Texte-Schreibens eine Weile vergangen ist,
„realisiere ich plötzlich, dass für mich die beiden – Musik und Lyrics – vollkommen ineinander übergegangen sind.“

Den Aufnahmeprozess zum neuen Album „A Sunset Panorama“, beschreibt er ganz simpel so: „Ich schrieb einige Songs. Wir probten diese sechs Monate lang, dann, am 26. September, gingen wir ins Studio und nahmen die Songs live innerhalb eines Tages auf. Zwölf Songs kamen heraus, es dauerte zehn Stunden, inklusive einer Mittagspause.“ Doch war dies alles nicht so simpel, wie es sich hier anhört, denn: „Wir haben all das auch gefilmt, also wird das Album eine DVD beinhalten. Die Idee dahinter ist, dass man uns sozusagen zuschauen kann, wie wir die Songs spielen, während man sie sich in Stereo- oder Surround-Sound anhört. Das heißt, falls man einer der Leute ist, die ein Surround-System haben, oder wenn man zu einer unserer Vorführungen der DVD geht“, erzählt Mattias weiter.

Denn nach den Aufnahmen zum letzten Album, die anscheinend schrecklich waren, wollten sie gut vorbereitet sein, und in den Sommermonaten arbeiten, so dass sie in den Pausen außerhalb des Proberaums Barbecues veranstalten konnten. Und diese ganze Vorbereitung und Planung zahlte sich auch aus. Sie wussten schon im Vorhinein, dass sie sich sehr gut vorbereiten mussten, da sie die Aufnahmen nur einmal machen konnten.


„Und das hat sich auch ausgezahlt“, sagt Mattias dazu.

„Ich denke, dass wir alle mit dem neuen Album sehr zufrieden sind, und dass wir kaum erwarten können, bis die Leute es endlich hören!“

Natürlich frage ich sie auch, ob sie mit Bad Taste Records soweit zufrieden sind? Denn noch immer assoziiere ich Bad Taste mehr mit Punkrock als mit Indierock, und habe dabei noch nicht richtig realisiert, dass sich der Musikhorizont von Bad Taste erweitert hat und das Label inzwischen mit Bands wie LOGH oder LAST DAYS OF APRIL auch ganz gut in der Indie-Fraktion vertreten ist. Dazu meint Mattias, dass sie natürlich mit einem anderen Label als Bad Taste arbeiten könnten, und dabei würde es nicht darauf ankommen ob es sich um einen Major handelt oder nicht. Sie arbeiten auch schon manchmal mit anderen Labels, zum Beispiel im Fall der vier Singles von der letzten Platte, die im 7“-Format auf vier verschiedenen Labels teilweise schon herauskamen oder noch herauskommen werden.

„Doch all das lief im Endeffekt auch über Bad Taste“, lässt Mattias verlauten.

„Denn Bad Taste ist unser Hauptlabel, und ich denke, dass es auch immer so bleiben wird. Sie arbeiten genau so, wie ein Plattenlabel es tun sollte. Wir mussten niemals mit Sprüchen über künstlerische Integrität oder so was antanzen. Sie stehen immer hundertprozentig hinter uns.“

Das konnte ich auch vor kurzem selbst erleben, als ich auf einen Kurzbesuch in Lund vorbeischaute, wo sich das Headquarter von Bad Taste Records befindet. Denn Ronnie, einer der Jungs von Bad Taste, hat sogar ein LOGH-Tattoo – über den gesamten Brustkorb. Weiterhin meint Mattias, er würde natürlich mit LOGH gerne mehr Geld verdienen, um vom Musik machen leben zu können, und die Möglichkeit zu haben, vor mehr Leuten zu spielen. Er würde aber nicht über Leichen gehen, um besonders groß zu werden. Obwohl niemand von ihnen einen richtigen Job hat, müssen sie doch manchmal zwischen den Touren Gelegenheitsjobs annehmen, da sie mit LOGH noch nicht wirklich Geld machen können. Als besagten Gelegenheitsjob macht Mattias Tour-Management für andere Bands wie zum Beispiel FIRESIDE, RANDY, und die SAHARA HOTNIGHTS. Einmal fuhr er ESKOBAR auf eine Show nach Hamburg, und bald darauf ging dann das Gerücht herum, er würde sie auch managen. Allerdings war dieser Fahrerjob nur eine einmalige Sache und hatte keineswegs etwas mit Tourmanagement zu tun. Ansonsten sagt er aber, dass ihm dieser Job sehr viel Spaß macht und all diese Bands Freunde von ihm seien, und das auch genau der Grund ist, warum er ihn gerne mache. Deswegen hätte er auch gerne mehr Zeit dafür, allerdings ist ihm LOGH wichtiger und diese Zeit investiert er eben lieber in LOGH. Es macht ihm auch nichts aus, nach größeren Touren seine Standards wieder auf LOGH-Größe zurück zu schrauben. Denn seiner Meinung nach sind die Standards zwischen großen und kleinen Bands auf Tour heutzutage gar nicht mehr so groß. Natürlich kann er mit LOGH nicht so oft in Hotels schlafen, aber trotzdem versichert er, auf LOGH-Touren genauso viel Spaß zu haben, wenn nicht sogar mehr. Manchmal findet er die ganze Tourerei auch anstrengend, dies ist aber eher selten der Fall. Im Van unterhalten sich die Jungs gegenseitig, indem sie das eine oder andere Witzchen reißen oder wilde Diskussionen führen. Dies ist auch der Teil des Tourens, der ihm, wohl im Gegensatz zu allen anderen Bands, am meisten Spaß macht: Nur im Bus zu sitzen und sich gegenseitig unterhalten. Der Teil, der sie dann doch manchmal traurig stimmt, ist, wenn sie mal kein Essen oder Bier auf einer Show bekommen. Glücklicherweise komme das allerdings höchstens mal in Großbritannien vor, bei diesen „cheap bastards“, lacht Mattias. Wir lachen mit, freuen uns, dass es ihnen trotz des schwedischen Winters so gut geht, und sind gespannt auf die neue Platte.