NEUROTIC SWINGERS

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Fuckin’ Frenchies

Obwohl unser Nachbarland, so bekommt man kaum was mit hierzulande von der französischen Punkszene, und dabei ist man dann doch immer wieder überrascht, was für feine Bands sich einem offenbaren. Einst etwa die grandiosen TV KILLERS, GASOLHEADS und NO TALENTS, in letzter Zeit VOLT, OPÉRATION S, HATEPINKS – und eben seit geraumer Zeit auch die NEUROTIC SWINGERS aus Marseille, bei denen Stéphane von Lollipop Records als Sänger und Gitarrist zu hören ist. Ich stellte ihnen ein paar Fragen und Gitarrist Pascal antwortete.

Erzähl erst mal, aus wem die Band besteht, wann habt ihr euch, aus welchen Gründen, wo zusammengefunden? Und gab es andere Bands vor NEUROTIC SWINGERS?


„Die NEUROTIC SWINGERS haben sich während eines Mini-Festivals in Marseille im Club La Machine à Coudre gegründet. Es fand dort eine Party zum Release der Single-Compilation ‚Massilia’s burning‘ statt. Sechs Bands spielten dort und es gab eine Menge Drogen und Alkohol. Vielleicht auch ein wenig zu viel ... Und am Ende hatten wir uns überlegt, eine neue Band zu gründen! Sugar Mat, ex-SUGARFIX, spielt Drums, Pascal Pachuco, ex-GASOLHEADS, spielt Gitarre, Ralph Swinger, ex-DOLLYBIRD, singt und spielt Bass und Stéphane von Lollipop Records spielt Gitarre und singt. Das ist die gesamte Story!“

Musikalisch, denke ich, dass man euch irgendwo zwischen den legendären NEW BOMB TURKS und den großartigen BRIEFS einordnen kann. Was sagst du dazu?

„Wir haben definitiv dieselben Einflüsse wie die genannten Bands und das, obwohl wir aus Frankreich kommen. Oder, um es anders auszudrücken: Wir covern die DOGS, aber nicht die PAGANS oder die ANGRY SAMOANS. Was soll man dem noch hinzufügen? Ich mag die BRIEFS ...“

Welche Bands stammen noch von aus Marseille, was habt ihr für Clubs, welche Labels und Zines existieren?

„Na, du kennst ja die HATEPINKS, die letztens auch durch Deutschland getourt sind, die sind eine wirklich gute Band. Außerdem gibt es da noch COWBOYS FROM OUTERSPACE. Sie sind eigentlich die größte Band, die aus Marseille kommt, was schon mal gar nicht so schlecht ist. Ich meine, drei Bands, die gleichzeitig touren und im Studio sind, das ist schon echt okay für mich. Du solltest dir aber auch Bands wie TAKE SHIT BACK, LAZY BONES, SWEET CHILDREN, ELECTROLUX oder AGGRAVATION anhören. Wir haben auch mal Shows im ‚La Machine à Coudre‘ organisiert, ein ziemlich guter Club, aber wir hatten eine Menge Probleme mit der Lautstärke, so dass wir gerade nach einer anderen Location für Shows suchen. Zines gibt es nicht, aber dafür gibt es zwei gute Punk-Labels: Lollipop Records und ein ganz neues mit dem Namen Relax-O-Matic.“

Normalerweise macht ihre eure Platten ja bei Lollipop, aber ein Album kam auch auf dem amerikanischen Label Deadbeat heraus. Wie kam es dazu?

„Deadbeat hat es uns einfach angeboten. Das gleiche Album wird auch noch in ein paar Wochen auf Revell Yell in Japan erscheinen, eigentlich ist es ja eine Compilation, bestehend aus Singles. Und unser erstes Album wurde von Demolition Derby in Belgien und Myrmecoleo in Japan veröffentlicht.“

Welchen Grund gibt es dafür, dass die französische Punk/Musikszene sich so von der restlichen Szene in Europa distanziert? Dieses Gefühl habe ich jedenfalls.

„Es ist in der Tat seltsam. Wir glauben nicht, dass die französische Szene derart isoliert ist, auch wenn ich zustimmen würde, dass in unserer Musik ein französischer Touch zu erkennen ist.“

Ich mag französische Bands, die dann auch auf Französisch singen. Warum singst du auf Englisch?

„Ich weiß nicht, was am besten klingt. ,Motherfucker‘ oder ,enculé de ta mère‘. Vielleicht sollten wir Englisch mit einem französischen Akzent singen. Aber ich stimme dir zu. Ich mag Bands, die in ihrer eigenen Sprache singen, zum Beispiel die SHOCKS aus Berlin. Wenn die es so hinbekommen, dass die deutsche Sprache gut klingt, sollte es für uns sicherlich auch auf Französisch möglich sein, haha ...“

Da du Franzose bist, denken wir alle, dass du so etwas wie ein Gourmet sein musst. Welches Gericht und welches Getränk passen am besten zu deiner Musik?

„Du liegst vollkommen richtig. Im letzten Herbst sind wir drei Monate durch die USA getourt. Und es ist schier unglaublich, was für ein Zeug die dort essen. Ich erinnere mich an unseren Sänger Raphael, der zu mir sagte: ,Ich halte das nicht mehr aus. Wenn ich wieder zu Hause bin, werde ich meine Freundin vögeln, Käse essen und Wein trinken.‘ dem habe ich nichts hinzuzufügen.“

Welche Frankreich-Klischees existieren sonst noch, die du magst oder aber auch nicht magst? Von „French Fries“ und „Guillotine“ bis „L’amour“.

„Ich mag Paris, gutes Essen und schöne Mädchen. Ich bekoche gerne meine Freundin, dusche jeden Tag, auch wenn ich nicht jeden Tag meine Klamotten wechsele. Und ganz wichtig: Wir mögen alle französisches Brot zu jeder Mahlzeit. Nicht dieses seltsame schwarze Zeugs, was ihr immer in Deutschland esst und Brot nennt. Brigitte Bardot ist eine Schlampe. Die französische Rivera ist echt übel. Und ich hasse Jacques Brel, Léo Ferré und Charles Aznavour.“

Was magst du an deutschen Touristen in Südfrankreich am meisten?

„Ihre Birkenstocks und die weißen Socken.“

Was war das Schlimmste, was dir je auf Tour passiert ist?

„Das schlimmste Erlebnis war wahrscheinlich während einer US-Tour im Herbst 2004, als wir in Pittsburgh oder Columbus vor 20 degenerierten Rednecks für zwei Freibier und eine Tiefkühl-Pizza spielen mussten.“