PIG DESTROYER

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Poetische Metzgermeister

Bei kaum einer anderen Band dürften den Grindcore-Fetischisten so sehr das Wasser im Munde zusammenlaufen wie bei den Meistern des destruktiven Krachs PIG DESTROYER, welche vor geraumer Zeit die werte Fangemeinde mit einem vorzüglichen neuen Output in Form von „Terrifyer“ auf Relapse beglückten. Spielte sich das Trio schon mit dem viel beachteten Vorgänger „Prowler In The Yard“ in die Herzen aller anspruchsvollen Krachkonsumenten, ließ man lange Zeit nichts von sich hören. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass die einzelnen Musiker sehr viel Wert auf ihr nihilistisches Klanggut legen, was ihnen im Endeffekt durchaus gut zu Gesicht steht. Anno 1997 von Scott Hull (Gitarre), John Evans (Drums) und meinem äußerst sympathischen Gesprächspartner J. R. Hayes (Gekreische) gegründet, etablierte man sich innerhalb kürzester Zeit als ein Pendant zum experimentellen Grindcore mit Köpfchen, was nicht zuletzt an J. R. Hayes makabren, aber dennoch poetischen Texten liegen mag.

„Ich versuche eher, Geschichten zu erzählen, als mich auf momentan kursierendes Zeitgeschehen oder stumpfe Splatterthemen zu beschränken. Was nicht heißen soll, dass ich mich nicht durchaus von meiner derzeitigen Stimmung inspirieren lasse. Ich finde Texte sehr wichtig, auch wenn man diese bei unserer Musik wahrscheinlich kaum heraushören kann, haha. Ich spiele kein Instrument und habe nur meine Stimme, die ich beisteuern kann, deshalb lehne ich es auch ab, reine Metzeltexte vorzutragen, sondern versuche dem Ganzen eine poetische Ader zu verleihen.“

Dieser künstlerische Anspruch führte auch dazu, dass man, entgegen der gängigen Klischees dieses Genres, sich auch mit Bands wie DILLINGER ESCAPE PLAN und NEUROSIS nicht nur die Bühne teilte, sondern mit ISIS auch gleich einen adäquaten Splitpartner für eine 7“ fand. Im Laufe der Produktion von „Terrifyer“ kursierten einige Gerüchte, man habe den renommierten Künstler Matthew Barney für eine Kooperation gewinnen können. Welche jedoch, wie man anhand des aktuellen Artworks sehen kann, dann doch nicht stattfand: „Wir waren schon seit längerem mit Matthew Barney in Kontakt, der ja generell sehr offen für extreme und experimentelle Musik ist. Doch leider ist der Gute auch ein sehr vielbeschäftigter Mann, weshalb es ihm zu dem Zeitpunkt unmöglich war, an dem Album mitzuarbeiten. Aber aufgehoben ist nicht aufgeschoben, insofern darf man in naher Zukunft was erwarten. Wie dem auch sei, wir sind mit dem aktuellen Artwork mehr als zufrieden. Und es passt wunderbar zu unserem aktuellen Longplayer.“

Wie wahr, denn „Terrifyer“ entpuppt sich, anders als erwartet, als ein kleiner Crossover-Bastard und PIG DESTROYER klingen frisch und unverbraucht wie nie zuvor. Aufgrund von soviel Kreativität ließ man es sich nicht nehmen, dem Album gleich eine Audio-DVD beizupacken, welche einen knapp dreißigminütigen Track enthält, der die Band von einer ganz anderen Seite zeigt.

„Wir wollten mit der Band alle möglichen Extreme ausloten, im musikalischen wie auch im lyrischen Sinne. Scott, der für die Kompositionen verantwortlich zeichnet, hörte im Laufe der Produktion sehr viel alten Crossover-Kram à la CORROSION OF CONFORMITY und andere Bands aus dieser Ära, in der Crossover noch kein Schimpfwort war, haha. Ich beschäftigte mich mehr mit meiner Stimme, wobei Steve Austin von TODAY IS THE DAY ein erhebliches Vorbild für mich werden sollte. Wir wollten kein stumpfes Geballer aufnehmen, viel mehr ein Konzeptalbum, in das sich die Hörer erst reinhören müssen, um es vollkommen genießen zu können. Wenn man bei dieser Art von Musik überhaupt von genießen sprechen kann, haha. Der Track ‚Natasha‘ stellt eine dabei womöglich Nerven aufreibende Klangprobe dar, mit seinen 32 Minuten Spielzeit. Aber es gibt Lieder, die einfach geschrieben werden müssen, egal ob sie gehört werden oder nicht.“