ZENO TORNADO

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Schwyzer Downtown Cowboys

Ich bin ein großer Fan von amerikanischer Roots-Musik, sei es Woody Guthrie, Hank Williams, Waylon Jennings, CREEDENCE CLEARWATER REVIVAL, FLYING BURRITO BROTHERS, DILLARDS oder LEGENDARY SHACK SHAKERS. Wie gute Blues- oder Soul-Platten zeigt diese Musik ehrliche Gefühle. Zu den wenigen europäischen Musikern, die diese Kunst beherrschen, gehört Zenon Tornado. Mit Gitarre, einer Südstaaten-Stimme, die klingt, als sei er in Hicksville, Alabama aufgewachsen und Songs über Sex, Drogen und Wahnsinn ist er ein neuer Stern am europäischen Musikhimmel. Also habe ich ihn kontaktiert, um von ihm die ganze Wahrheit über sein Hillbilly Projekt zu erfahren. Seine Komplizen dabei: Die BONEY GOOGLE BROTHERS, darunter Satch Google (Banjo, Mandoline, Steel Gitarre), Manic Google (Geige), Magot Google (Kontrabass) und Schlagzeuger Swan Lee.

Bluegrass und C&W in der Schweiz? Also gibt es da mehr als Käse, Uhren und CELTIC FROST?


„Es gibt hier eine Menge Kühe, Bauernhöfe und Hillbillys, aber in dieser Szene sind wir nicht drin. Wir sind eher ‚Downtown Cowboys‘.“

Voodoo Rhythm und Beat Man schielen jetzt nicht mehr nur nach London oder Schweden. Seid ihr stolz darauf, an dieser Roots-Revolution teilzunehmen?

„Ich könnte mir kein besseres Label als Voodoo Rhythm vorstellen, die Leute lieben oder hassen es, und wer es liebt, kann sicher sein, dass ihm alles auf dem Label gefällt. Es ist ein Gütesiegel.“

Du hast mit der Hardcore Band B.U.R.P. angefangen. Was hat dich zu Southern Country und Folk gebracht? Ich schätze, Hank Williams und Merle Travis sind wichtige Einflüsse für dich ...

„Ich begann, Country zu hören, als ich großen Liebeskummer hatte, mit einer Pistole in der Hand. Als ich gerade abdrücken wollte, erkannte ich, dass ich gerade einen Song geschrieben hatte. Also legte ich die Waffe beiseite und schnappte mir die Gitarre. Country kommt direkt aus dem Herzen, das mag ich daran. Und wenn dann noch schmutzige Texte dazu kommen, wird es richtig interessant. Unser Studiomann sagt, wir machen Countrypunk. Am meisten höre ich zur Zeit Johnny Cash, Hank Williams Sr., Hank III, Shel Silverstein, Doc Watson, Kinky Friedman ...“

Wo hast du die GOOGLE BROTHERS aufgegabelt?

„Das war bei einem Konzert im Zaffaraya in Bern. Ich wusste direkt, dass ich mit denen was zusammen machen musste. Ihr großartiges musikalische Talent und meine Texte, das passte gut zusammen. Die BGB kommen aus Bern, sie spielten vorher in Metalbands, bevor sie zu Irish Folk kamen, und von da aus ist es nicht weit zum Country.“

Wie lange hat es gedauert, „Dirty Dope Infected Blue Grass Hillbilly Hobo XXX Country Music“ aufzunehmen? Das Album klingt sehr locker, lebendig und spontan.

„Wir hatten zwei Tage zum Aufnehmen und zwei zum Mischen. Es war unglaublich, wie schnell wir im Startrack Studio arbeiten konnten. Es waren die richtigen Leute zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Gerade arbeiten wir an unserem neuen Album, aber alles dauert viel länger.“

Worum geht es in den Songs „Road movie“ und „Vanbang“? Die Texte sind ja eher etwas schmutziger als bei gewöhnlichem C&W?

„‚Road movie‘ ist über die letzte Reise eines wirklich fertigen Typen, der die Welt mit einem großen Knall verlassen will. ‚Vanbang‘ ist über die Hardcore-Sex-Party, die jeder mal erleben will, ohne es zuzugeben. Es gibt einen großen Unterschied zu den Mainstream-Country-Leuten, wir sagen was wir denken, und so wie wir leben, haben wir schon eine Menge erlebt.“

Isabelle Hell singt bei „Vanbang“ und „Blah blah baby“. Sie hat eine ausgezeichnete Stimme, wo habt ihr sie gefunden? Ist sie festes Bandmitglied oder nur ein Gast?

„Fräulein Hell kommt aus Deutschland, sie lebt nun in der Schweiz und hat verschiedene Bands, DOUBLEDOWN oder FIGHT CLUB zum Beispiel. Wie wir sie kennen gelernt haben, verrate ich dir nicht. Sie hat bei den Aufnahmen mitgemacht, und manchmal spielt sie bei uns live mit.“

Was würde Willie Nelson zu eurer Version von „Highway man“ sagen? Würde er sich dazu einen Joint anzünden?

„Das ist ein Fehler auf der Platte, ‚Highway man‘ ist ursprünglich von Charlie Pride, einem farbigen Country-Musiker. Wir wollten immer schon mal unsere Platte an Country-Leute schicken. Wenn Willie Nelson dann unsere Platte hat, rauchen wir uns mal zusammen einen.“

Welchen Song hättest du gerne geschrieben?

„Kennst du ‚Freaking at the freakers ball‘ von Shel Silverstein? Ein wilder Song über wilde Leute auf einer verruchten Party ...“

Was halten denn Mainstream-Countryfans von der Band? Ich habe mal die COWSLINGERS und die LEGENDARY SHACK SHAKERS interviewt, und sie meinten, dass in Nashville im C&W-Radio so etwas niemals laufen würde.


„Nashville muss die Hölle sein. Geldgeile Idioten, die nicht wegen der Musik, sondern nur wegen der Kohle dabei sind. Die Schweizer Countryfans können nicht so gut Englisch. Wenn sie uns verstehen würden, müssten wir wahrscheinlich ohne unsere Unterhosen aus den Clubs rennen. Aber mit den Schweizer Country-Leuten haben wir nichts zu tun, wir spielen lieber in kleinen Underground Clubs. Als Bluegrass-Band darfst du ja eigentlich auch kein Schlagzeug oder elektrische Instrumente benutzen. Spießer bleiben Spießer!“