KNIGHTS OF THE NEW CRUSADE

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Halleluja Rock’n’Roll!

Es besteht also doch noch Hoffnung: In Rom wurde unter herzergreifender Anteilnahme der Jugend der Welt ein neuer Papst gewählt, Millionen christlicher junger Menschen werden sich im August in Köln zu den Weltjugendtagen versammeln, und die gottlose Garage-Punk-Szene muss in ihrer Mitte endlich eine Band dulden, die sich der Lobpreisung unseres Herrn Jesus Christus verschrieben hat. Eine Band, die nicht stupide den Drogenkonsum verherrlicht, sondern mit „E is for evil“ ein klares Statement abgibt, die mit „Ain’t no monkeys in my family tree“ klar macht, was sie vom Irrglauben des Darwinismus hält, die sich in einer areligiösen Szene wie dem Garage-Punk-Underground Kaliforniens allen Anfeindungen atheistischer Wirrköpfe zum Trotz eine herausragende Position erkämpft hat. Klar, dass das Ox an eine solch deutlich Stellung beziehende Band ein paar Fragen hatte.

Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Endlich eine Garage-Band mit genug Mut, um aufzustehen und zu bekennen, dass sie an Gott glaubt. Was war der Grund für eure Entscheidung? Wart ihr immer schon Christen? Oder seid ihr wiedergeboren, genau wie euer wunderbarer Präsident?


„Natürlich sind wir Protestanten. Die Bibel sagt ziemlich klar, dass niemand die gleiche Macht hat wie das Wort Gottes. Deshalb hat die katholische Kirche auch über Jahrhunderte versucht, die Leute davon abzuhalten, die Bibel zu lesen. Das ‚Wiedergeborensein‘ bezieht sich auf die Glaubensgemeinschaften, die nicht an die Kindstaufe glauben. Diese Glaubensgemeinschaften sind häufig auch die ‚Bible Belt‘-Fundamentalisten, aber es ist nicht notwendigerweise ein Synonym für die ‚Überbetonung‘ der weltlichen Moral, an die man normalerweise bei diesen Kirchen denkt – und vor allem bei ihren Fernsehpredigern. Ich denke, das spiegelt eher das Moralempfinden dieser Region der USA wieder. Wenn du Jesus in dein Herz lässt, wirst du sicher auch ein moralischeres Leben führen, aber manche Menschen konzentrieren sich eher auf die Arbeit und deren Ergebnisse, und sie vergessen, dass Moral alleine dich nicht rettet. Lass Jesus in dein Herz! Präsident Bush scheint recht wählerisch darin zu sein, welche Teile der Bibel er sich zu Herzen nimmt. Jedoch denke ich, wir alle sind manchmal schuldig, nur das zu hören, was wir hören wollen. Ich bete für ihn, damit er seine Fehler erkennt.“

Warum spielt ihr live immer mit diesen Helmen, die euer Gesicht verbergen?

„Ich trage als einziger einen Helm auf der Bühne. Die anderen haben das früher auch getan, aber es hat doch zu sehr beim Spielen gestört. Wenn es zu heiß wird, nehme ich den Helm ab, aber ich liebe den Sound des eingebauten Mikrofons ebenso wie die Optik. Wir tragen auch alle Kettenhemden, allerdings aus Glitzerstoff. Es gibt zwar noch Leute, die richtige Kettenhemden aus Metall herstellen, aber das ist viel zu teuer für uns.“

Es hat Kritik von Seiten der Moslems an dem Begriff „Kreuzzug“ in eurem Namen gegeben. Was erzählt ihr denen?

„Da habe ich bisher noch nichts von gehört, nur Christen erzählen uns, die Moslems wären deswegen verärgert. Sucht mal bei Google nach den Begriffen ‚anberlin‘ und ‚knights‘. Da findet man einen Leserbrief eines Christen an das ‚HM Magazine‘. Die Antworten darauf sind absolut lesenswert. In jedem Fall möchte ich klarstellen, dass es bei uns um einen Kreuzzug der Liebe und des Geistes geht, der die Fehler der Kreuzzüge im Mittelalter wieder gut machen soll. Ich gebe zu, wenn eine islamische Band mal einen gewaltlosen ‚Jihad der Liebe‘ unternimmt, würde ich gerne mal mehr davon hören.“

Viele Leute, meinen, dass ihr euch wie zwei große alte Bands anhört, die MUMMIES und die PHANTOM SURFERS. Reiner Zufall?

„Ich glaube, unser Sound ist etwas sauberer, aber Bands aus dieser Szene – SUPERCHARGER und TRASHWOMEN ebenfalls – haben eine große Rolle für unseren Umzug von Bakersfield zur Bay Area gespielt. Wir haben Leute von diesen Bands kennen gelernt, und sie waren alle sehr hilfsbereit. Es gibt sogar Gerüchte, dass Russel Quan, Michael Lucas und Greg Lowery bei den KNIGHTS dabei wären, was ich als ein großes Kompliment werte.“

Wer sind eure geistigen und musikalischen Brüder im Geiste?

„‚Brüder im Geiste‘ klingt so elitär. Wer mit uns geistig harmonieren möchte, kann das einfach tun, indem er Jesus annimmt. Musikalisch sind uns alle Bands sympathisch, denen Gefühl über die Technik geht. Bei den zeitgenössischen Bands gehören sicher BLACK LIPS und GUITAR WOLF dazu. Neulich habe ich noch mit Jared gesprochen, er war auf mehreren Missionen in Peru unterwegs.“

Was ist die Botschaft der KNIGHTS OF THE NEW CRUSADE?

„Die frohe Botschaft des Evangeliums zu verbreiten: Jesus ist gestorben, damit wir das ewige Leben erlangen können. So einfach ist das!“

Es gibt Menschen, die behaupten – ich wage es kaum zu sagen –, dass ihr nur ein Fake seid, dass ihr nur Witze über Christen macht. Bitte sag, dass das nicht wahr ist.

„Ich glaube, manche Leute fühlen sich nicht wohl in der Gegenwart von Menschen, die wirklich an etwas glauben, während sie selbst sich durch Ironie vom Leben distanzieren wollen. Viele glauben auch, dass Christen nicht gerne Spaß haben, und wundern sich, dass wir das, was wir machen, so sehr lieben. Interessanterweise sind es die selben ‚Carreer Rock‘-Christen, die behaupten, dass wir ‚Hass verbreiten‘ – ohne genau erklären zu können, wie das überhaupt funktionieren soll –, und sich dann beschweren, dass wir nichts ernst nehmen. Sie können nicht verstehen, dass wir das nur aus Spaß machen und weil es uns einfach zufrieden stellt. Aber genau da kommt doch genau der beste Rock’n’Roll her. Wir werden diese Einwände mit reichlich Bezügen auf die Heilige Schrift auf unserem nächsten Album ‚Knight Beat: A Challenge To The Cowards Of Christendom‘ beantworten. Alternative Tentacles möchte es gerne veröffentlichen, aber das zerbrochene Kreuz in deren Logo hat uns doch gestört.“

Wie passt ihr denn in eine Rock’n’Roll-Szene, wo Drogen, Sex und Satan abgefeiert werden?

„Wir fallen auf, soviel steht fest! Aber die Leute nehmen so eher Notiz von uns. Die meisten christlichen Rockbands sind in der Öffentlichkeit sehr zurückhaltend, was ihren Glauben betrifft. Von ihren Texten her kommt man kaum darauf, dass etwas Religiöses dahinter steckt, bei all den Emo-Phrasen, die sie aneinander reihen. Ich weiß nicht, welchen Sinn das haben soll. Wie schon die Bibel sagt: ‚Sei heiß oder sei kalt, denn auf die Lauwarmen spuckt Gott‘.“

Es scheint, als ob ihr die erste christliche Band in der so genannten
„Garage-Szene“ wärt. Es gibt ja eine Menge christlicher Punk-Bands wie MXPX und es gibt noch mehr christliche Hardcore-Bands. Was ist der Grund?


„Ich weiß es wirklich nicht. Wir haben jahrelang Garage-Punk – in einer echten Garage! – gespielt, ohne Publikum. Als wir die Idee hatten, Songs über unseren Glauben zu schreiben, waren die Einflüsse eher wirklich rockende Gospel-Sänger wie Reverend Louis Overstreet, Brother Claude Ely und Sister Rosetta Tharpe als die zeitgenössischen christlichen Bands. Die PILGRIMS und die CLICK KIDS haben wir erst später kennen gelernt. Im übrigen ging es bei uns erst so richtig los, als wir unsere Entscheidung getroffen hatten. Man sieht: Der Herrgott ist immer für ein Wunder gut. Oft genau dann, wenn man es nicht erwartet.“

Wie reagieren andere Christen auf euch, und was müsst ihr euch alles von den coolen Szenetypen anhören?

„Es scheint, als ob die Leute in christlichen Bands sich durch uns bedroht fühlen. Immer wieder versuche ich zu erklären, dass unsere Musik einfach und direkt ist, und dass unsere Einstellung der Musik entspricht, aber die meisten verstehen das einfach nicht. Manchmal überlege ich mir, ob sie nicht ein schlechtes Gewissen haben, weil sie ihren Glauben nicht deutlicher erkennen lassen. Ein Typ hat mich mal beschimpft, dass ich ‚seinen Job‘ erschweren würde, weil ich die Menschen von Jesus abbringe. Aber seine Songs, die nur wenig, wenn überhaupt, Bezug auf Gott und Jesus nehmen, sollen wohl ahnungslose Nichtchristen in seinen Wirkungskreis locken. Anscheinend glaubt er, dass er irgendwie zur Wahrheit finden wird, aber er lässt es niemanden wissen. Ich verstehe nicht, wie das alles funktionieren soll. Beim weltlichen Publikum kommen wir aber meistens sehr gut an. Manchmal gibt es zwar ein paar Leute, die obszöne Gesten machen und uns ärgern wollen, aber unser Anspruch scheint die Leute anzuspornen herauszufinden, um was es bei uns geht. Allzu oft denken Christen, dass sie es bereits wissen, selbst wenn sie es nur von anderen gehört haben. Das ganze Spektrum der Reaktionen von Christen auf uns kann man in den Kommentaren zu dem bereits erwähnten Leserbrief im HM Magazine nachlesen. Allerdings scheinen die meisten von Fans der Band von diesem Kerl zu stammen. Wenn man die Briefe zählt, die einen intelligenten Standpunkt enthalten, dann sind die Reaktionen etwa 50 Prozent pro KNIGHTS und 50 Prozent contra KNIGHTS. Es haben sich schon Leute bei unseren Shows für das bedankt, was wir tun. Denn sie würden gerne selber Songs schreiben, die so eindeutig christlich sind, statt dieses schräge Zeug, das so wirkt, als ob die Schreiber sich für ihren Glauben schämen. Oder sie versuchen, sich nicht von ihrem potenziellen Markt zu entfremden, aber dann erklären sie immer, dass sie die Botschaft – welche Botschaft eigentlich, wenn es alles so verwässertes Zeug ist? – an so viele Menschen wie möglich verbreiten wollen. Ich will niemand verurteilen, der als Musiker erfolgreich sein möchte, aber ich denke, wir zeigen, dass es Platz gibt für eine Band wie die KNIGHTS, die ihre Botschaft nicht verwässern will.“

Den Song „Ain’t no monkeys in my family tree“ mag ich ganz besonders. Endlich spricht sich mal jemand gegen diese schrecklichen Darwinisten aus!

„Interessanterweise haben wir, seit wir in der Bay Area leben, immer bessere Gespräche mit den Satanisten als mit den Darwinisten gehabt. Immer, wenn ich jemanden mit einem Pentagramm oder einem umgekehrten Kruzifix sehe, besteht die Chance, dass ich ihm gegenüber Zeugnis ablegen kann. Die Leute mit den Darwin-‚Fischen‘ auf ihren Autos sind in der Regel viel engstirniger. Daraus ziehe deine eigenen Schlüsse ...“

Übersetzung: Gereon Helmer