BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB

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Let’s Kill Rave Music

BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB, whatever happened – sie sind wieder da. Mit neuem Album auf einem neuen Label und zum Glück auch wieder zu dritt. Das Album scheint wie ein Neuanfang, ein anderer Sound, den es so wohl nur noch in Kneipen zu hören gibt, die irgendwo entfernt von der Zivilisation Countrymusiker für ein paar Dosen Bier spielen lassen. Das Trio scheint ambitionierter, freier und optimistischer zu sein, nach dem Jahr, in dem man so gut wie nichts von ihnen gehört hat. Was sich in der letzten Zeit so getan hat und wie die Jungs überhaupt bis hierher gekommen sind, erzählten mir Peter und Nick in Köln. Eine Geschichte über den geplanten Mord an der Ravemusik ...

Vor vier Jahren erfrischten BLACK REBEL MOTORCYCLE CLUB mit „Whatever Happened To My Rock’n’Roll“ die Musikszene in einem Zug mit Bands wie den STROKES und sorgten vor allem bei der englischen Musikpresse für großes Aufsehen. Das alles endete in einem schrecklichen Hype. Nach dem ersten Rock’n’Roll-Kracher war die Zeit gekommen für anspruchsvollere Töne, was die Band keinen Funken unsympathischer machte. Das gleichnamige Debüt (Virgin) war ein voller Erfolg, man spielte auf Festivals und hetzte mit seinem Equipment von einem Kontinent zum nächsten. Nach all dem Stress war eine Pause nötig, Peter, Nick und Robert ließen das Jahr in ihren Köpfen noch einmal Revue passieren. Was das Beste daran war? Die Tatsache, dass sie kurz nach Veröffentlichung des Albums als Support von OASIS spielen durften, oder dass sie sich nun nicht mehr um die Bezahlung der Miete kümmern mussten?

Wie dem auch sei, BRMC waren motivierter denn je, an einem neuen Album zu arbeiten, die Ideen dafür gab es teilweise schon jahrelang. Das Ergebnis war „Take Them On, On Your Own“, eine Platte, die einem das Bild von drei guten Freunden vor Augen rücken sollte, die in einem kleinem verqualmten Zimmer saßen und all ihre Emotionen und Gedankengänge mit Hilfe von sehr ruhigen, experimentellen und gleichzeitig unkompliziert wirkenden Gitarrenspiel und Drums unterstreichen. Das hat auch der netten alten Dame Patti Smith gefallen und BRMC wurden zum Melt-Festival eingeladen, wo sie u.a. mit Mick Jones und Yoko Ono die Bühne teilten. Zu diesem Zeitpunkt kannten sich die drei gut fünf Jahre und man könnte meinen, sie hätten das erreicht, was sie wollten.

Für Peter und Robert war schon in der Highschool klar, dass sie in einer Band mitwirken würden. Es hat ein wenig gedauert, bis sie einen Schlagzeuger fanden, aber bis dahin hatten beide bereits viele Texte geschrieben, waren mit Peters Van durch die Gegend gefahren, in der Hoffnung, jemanden zu finden, der ihnen die Chance gibt, in einer Kneipe aufzutreten. Sie spielten dann bei Freunden und auf diversen Partys von Leuten, die sie nicht kannten, im Wohnzimmer oder im Garten. Meistens kam die Polizei und dann war Schluss mit der bösen, lauten Musik. Peter, ein Typ, der mit Johnny Cash und haufenweise guter Literatur groß geworden ist, hatte sich dann ein wenig abgekapselt und fuhr an die Ostküste, lernte ein paar Musiker kennen und war nach dem Trip umso mehr entschlossen, endlich was auf die Beine zu stellen.
Peter hatte in der Zwischenzeit sowohl einen Bassisten als auch einen Drummer gefunden, aber die Charaktere waren anscheinend zu verschieden und seine Band löste sich auf. Ende der 90er kam dann Nick dazu, und nun stand ihnen nichts mehr im Wege.

Ihre Mission: „We have to kill rave music“ – das nenne ich mal eine Herausforderung, leider ist es ihnen nicht gelungen, obwohl ich mir habe zu Ohren kommen lassen, dass drüben in den USA nicht mal annähernd soviel Techno gehört wird wie hier. Trotzdem haben sie mit viel Eifer diese Aufgabe angepackt. Sie spielten 15-minütige, psychedelische Stücke bis fünf Uhr morgens, fühlten sich selber wie in Trance und waren froh, dass sie es genau so lange ausgehalten haben, zu spielen, wie ein flippiger DJ an seinen Plattentellern, der der rumhüpfenden Menge die ganze Nacht lang ein und dasselbe Lied präsentieren kann.

Bald bekamen sie ihre erste Chance, vor richtigem Publikum zu spielen, in kleinen Bars, wo sie alte Cowboysongs coverten und, als diese gut ankamen, den Leuten ihre eigenen Songs zumuteten. Als Virgin auf sie aufmerksam wurde und ihre erste Platte veröffentlichte, schien die Welt in Ordnung, die Jungs baten lediglich um ein wenig Geld, um die Miete zu bezahlen und sich einen neuen Van kaufen zu können. Mit dem neuen Mobil konnten sie dann anderthalb Jahre durch die Gegend heizen, und die Zeiten, wo sie Getränke klauen mussten, um ihren Durst nach ein paar Liedern in stickigen Bars stillen zu können, waren auch vorbei.

Mittlerweile hatten sich BRMC von Virgin getrennt, man verlangte zuviel von der Band und immerhin erfordert diese schöne Musik auch viel Freiheit. Ungewiss, was nun passieren würde, fingen in ihren Köpfen bereits die Songs für ein neues Album an Gestalt anzunehmen. Bis „Howl“ jedoch umgesetzt und aufgenommen werden konnte, dauerte es fast ein Jahr. Nick hatte sich von der Band abgelöst, die Differenzen untereinander und der Medienrummel verursachten Kopfschmerzen – und dann sollte man lieber aufhören. Er setzte sich nun mehr mit der Kunst auseinander und suchte Abwechslung bei Freunden. Peter und Robert hatten währenddessen mit Echo in Europa und England ein neues Label gefunden und fingen an, sich ins Songwriting zu stürzen, welches sich total von dem der anderen Platten unterscheiden sollte. Viel mehr Country und Blues, Musik, die schon lange Zeit in ihnen verwurzelt war, aber nie umgesetzt wurde, weil die musikalischen Ansichten sich immer mehr voneinander entfernt hatten.

Diese Thematik ist deutlich aus den Liedern rauszuhören wie etwa bei „Ain’t no easy way out“. Die Inspiration hierbei rührte von Shakespeare-Stücken her, den Dialogen zwischen zwei Charakteren, die nicht wissen wo diese Konversation sie hinführen würde. Ein Schlagzeuger wurde engagiert und so kam es, dass Nick nur bei einem Song mitwirkte. Die Aufnahmen verzögerten sich auch aufgrund der vielen Auszeiten die man sich gönnte, ein paar Gigs standen an, mal wurde in Philadelphia, mal in Peters Haus in LA aufgenommen, man aß haufenweise Pancakes ... All das, um auf demselben Level weiterarbeiten zu können. Hauptsache ist, dass Nick wieder dabei ist und BRMC nun mit ihrem dritten, faszinierendem Album durch die Lande ziehen können.