DEADBIRD

Sadness Distilled


DEADBIRD aus Fayetteville, Arkansas, sind einer dieser Fälle, in denen man nichtsahnend eine CD in die Hand gedrückt bekommt, aufgrund der völligen Unbekanntheit der Band nichts erwartet, sondern eher befürchtet, dann aber nach den ersten Tönen komplett begeistert ist. Wenn die Begeisterung über die gesamte CD-Länge anhält und diese zum Dauergast im Player wird, ja dann ist es an der Zeit, die Band mal näher vorzustellen.

DEADBIRD sind wie alle mir bekannten Bands auf Code:breaker schwer einzuordnen, grob aber sicher in die von ABANDON eröffnete „Heavy Music“-Schublade einzuordnen. Auch bei DEADBIRD ist sicher ein gewisser NEUROSIS-Einfluss auszumachen, wobei hauptsächlich die Komplexität der Songs und das Spiel mit großer Dynamik an diese erinnert. Im direkten Vergleich sind DEADBIRD aber sehr viel melodiöser, vielleicht eher an Bands aus dem Göteborg-Metal-Umfeld oder am Southern Rock orientiert, glücklicherweise ohne dabei wirklich Metal zu sein. Flirrende Gitarrenläufe treffen in langen Songs auf kraftvollen unpathetischen Gesang, auch leise Stellen mit unpeinlichen Akustikgitarren und gesprochenen Passagen werden zelebriert, insgesamt ist der „The Head And The Heart“ betitelte Erstling einfach auch nur – ich mag es an dieser Stelle kaum sagen – schön.

DEADBIRD wurden im Winter 2002 von Drummer Phillip, der freundlicherweise meine Fragen beantwortete, seinem Bruder Chuck und Alan an den Gitarren gegründet. Bis vor einem Jahr stand die Band ohne Bassisten da, bis dann Todd hinzu stieß, um die fehlenden Tieftöne beizusteuern. „Seit Todd dabei ist, fühlen wir uns alle besser, mit ihm ist die Band sehr viel heavier geworden. Vorher waren wir schon wirklich etwas frustriert.“ Schließlich war es von vorneherein Ziel, keine Demos aufzunehmen, sondern mit „The Head And The Heart“ ein komplett fertiges Album einzuspielen.

Verstärkte Live-Aktivitäten schlossen sich an, so befinden sich DEADBIRD gerade auf ihrer ersten US-Tour. Diese stand wenige Tage vor dem Start auf Messers Schneide, da der Band auf dem Emissions-Festival der gesamte Bandbus mit allem Equipment gestohlen wurde. Nur mit Hilfe und Leihgaben vieler Freunde und Bekannter konnte die Tour jetzt doch starten. Eine Europatour ist bisher nicht in Planung. Auf die Frage nach einer Wunschband, mit der er hier gerne touren würde, bleibt Phillip bodenständig und sagt spontan: „Wir würden am liebsten mit unseren Kumpels von RWAKE spielen. Das könnte zwar in Lebertransplantationen und psychiatrischer Behandlung enden, aber was soll’s.“

Der musikalische Background der Band ist im Bereich Metal und altem Hardcore einzuordnen, nichts anfangen kann man hingegen mit dem neuen Hardcore- und Nu Metal-Trend. So spielen Todd und Chuck noch in einer zweiten leicht vom Hardcore beeinflussten Band namens DEADEYEJACK, die auch gerade ihren erste LP veröffentlicht hat. Auch modetechnisch sind die Jungs eher ländlich oldschool orientiert. Auf meine zugegeben provokante Frage, ob ich Todd nicht von einer ZZ TOP-Platte kennen würde, entgegnet Phillip: „Wir haben schon mal in Erwägung gezogen, die Band in DEADBEARD umzubenennen, aber irgendwie hätte das nicht denselben Effekt gehabt. Ich habe mich auch schon mal rasiert, aber dann hatte ich das Gefühl, damit auf Todds Gefühlen rumzutreten, also lasse ich es lieber.“ Das neue Album ist in Arbeit und wird auch wieder über Code:breaker erscheinen. Wann es rauskommt? „Keine Ahnung, aber ich würde mir wünschen, dass es ein Tag ist, an dem es so richtig schweinekalt ist.“