HORRORPOPS

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(Zu) bunt und (zu) erfolgreich?

Die Horrorpops sind eine der Bands, an denen sich die Geister scheiden. Unzählige junge Tollenträger und Pony-Mädels schwören auf sie, viele andere verachten die bunte Truppe als totale Kommerzialisierung des Psychobillys und Punkrocks. Wie immer man zu dem dänisch-amerikanischen Konglomerat steht: Zugeben muss man, dass die Horrorpops einige Hits auf ihren mittlerweile zwei Alben untergebracht haben, und dass Sängerin Patricia einen unglaublichen Charme versprüht. Per Live-Schaltung nach Skandinavien holten wir uns daher einige Statements zum neuen Werk „Bring It On!“

Was hat der arme Kontrabass dir angetan, dass du ihn auf dem Cover zur neuen Scheibe am Boden zerschlägst?

„Hahaha. Gar nichts, es hat sich einfach wahnsinnig gut angefühlt. Erinnerst du dich daran, wie Jimi Hendrix seine Gitarre angezündet hat? So etwas wollte ich auch tun, ich fand das wahnsinnig cool.“

Jimi hatte sicherlich einige dieser Gitarren und du wohl nicht die ganze Garage voller costum-made Bässe ...

„Richtig, ich habe nur zwei. Aber der, der dran glauben musste, war ohnehin nicht mehr ganz in Ordnung.“

Oder warst du sauer, weil ihr nicht genügend Zeit hattet, um in Ruhe Material für „Bring it on“ zu schreiben?

„Sicher hatten wir das. Wir haben zwei Jahre lang Songs geschrieben und vorher jahrelang nicht, da alle Stücke für ‚Hell Yeah‘ im Jahre 1996 entstanden sind. Wir waren heiß, die Songs sprudelten förmlich aus uns raus. Jetzt sitzen wir sogar auf Songs für die nächsten fünf Scheiben.“

Also werden die Fans schon bald ihren Geldbeutel für ein weiteres Album zücken können?

„Natürlich nicht, jetzt wird erst mal für wahrscheinlich zwei Jahre getourt.“

Was denkst du, hat sich an eurem Sound von 1996 bis 2005 geändert? Den No Doubt-Vergleich müsst ihr euch heutzutage sicher nicht mehr anhören.

„Den No Doubt-Vergleich habe ich nie wirklich verstanden. Meine vorherige Band war etwas ganz anderes als die Horrorpops, und schon damals sind wir mit No Doubt verglichen worden, obwohl es uns da schon lange gab. Ich habe das Gefühl, dass man nur Musik mit weiblichem Gesang und einer gewissen Attitüde machen muss und schon schreien alle ‚NO DOUBT!‘. Aber zurück zur Frage: Viel hat sich nicht geändert. Die Horrorpops haben ein neues Bandmitglied und diesmal war die ganze Band am Songwriting beteiligt, nicht nur Nekroman und ich. Außerdem klingt das Album endlich so, wie wir uns auch live anhören. Endlich ist unsere gesamte Energie und Aggression eingefangen worden. Brett Gurewitz hat ganze Arbeit geleistet.“

Stichwort Aggression: Es scheint, als würden euch die gelegentlichen Anfeindungen der „True“-Fraktion unter den Psychobillies doch etwas nerven, oder wie ist der Song „Freaks in uniform“ zu erklären?

„Nein, wir sind nicht sauer auf irgendjemanden. Natürlich gibt es hier und da Leute, die denken, dass wir Psychobilly verraten würden. Aber wir sind ja gar keine Psychobilly-Band, das haben wie nie behauptet. Wir spielen alles, worauf wir Lust haben, und in unserem Sound finden sich viele verschiedene Stile. Wir sind einfach eine Rock’n’Roll-Band. Niemand kann den ganzen Tag nur hartes Zeug hören, also nehmen wir Einflüsse von allen Bands, die bei uns zu Hause im Schrank stehen und bringen sie ein. Das kann auch mal Barry Manilow oder W.A.S.P. sein. Wir haben da keine Berührungsängste. Auch der Song ‚Freaks in uniform‘ ist kein Statement gegen Vorwürfe, sondern recht allgemein gehalten.“

Trotzdem dürfte dir die Kritik ja nicht entgangen sein. Kürzlich in Los Angeles sah ich die Coffin Draggers, die sich einen Spaß daraus gemacht haben, euch nachzuäffen, allerdings hatten sie keine süßen Sängerinnen, sondern zwei junge mexikanische Psycho-Fans als Background-Tänzer, die auch noch sehr betrunken waren.

„Ha, du warst auf der The Quakes-Show ... Ja, das war lustig, ich war auch da. Wir kennen die Coffin Draggers, sie meinen das nicht böse, sondern wollten einfach nur einen Spaß machen. Aber sie denken natürlich, Horrorpops wären reich und Hellcat das größte Label der Welt, daher spielt da vielleicht ein bisschen Neid mit.“

Vielleicht auch, weil so viele junge Mädchen euren Sound mögen und zu euren Gigs pilgern?

„Ist das so? Ich schau immer nur nach den hübschen Boys im Publikum. Traurig daran ist, dass kaum einer von denen sich mal traut, mit mir zu sprechen.“