TOKYO SEX DESTRUCTION

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Punkin’ Soulbones

Spanien ist nicht das Herkunftsland Nummer eins, das einem als erstes einfällt, wenn man an europäische Bands denkt. Diese gedankliche Ignoranz dem südeuropäischen Ferienland gegenüber täuscht aber nicht darüber hinweg, dass es in Spanien einige sehr feine Bands gibt, man muss sie nur ein wenig suchen und die Augen nach ihnen offen halten. TOKYO SEX DESTRUCTION kommen, Überraschung, aus Spanien und nicht aus Japan. Die vierköpfige Band um Sänger R.J. Sinclair wurde vor gut vier Jahren gegründet und ist seitdem auf dem besten Weg, ein bekannter Name in Europas alternativer Musiklandschaft zu werden.

rob gesagt spielt die Band eine richtig gute Mischung aus Punkrock und Soul, die jedem, dessen Herz für MC5 schlägt, gefallen sollte. Auch Freunden der leider nicht mehr existenten HYDROMATICS und vielleicht sogar Anhängern der STOOGES dürfte das im September auf Transsolar Records veröffentlichte neue TSD-Album „5th Avenue South“ gefallen. Denn ähnlich wie die genannten Bands vereinen TOKYO SEX DESTRUCTION hierauf die Punkrock-Energien mit gefühlvollen, eingängigen Soulparts, so dass viele der Songs zu kleinen Hits werden. Mittlerweile sprechen viele, ich inklusive, gar davon, dass TOKYO SEX DESTRUCTION in nur vier Jahren Bandgeschichte einen ganz eigenen Musikstil entwickelt haben, der sich auf „5th Avenue South“ nicht nur durch die musikalische Mischung aus Soul und Punkrock äußert, sondern auch Pop-Elemente und psychedelische Züge in die Musik der Spanier integriert. „Wir sind von vielen verschiedenen Bands und Künstlern beeinflusst. Dennoch versuchen wir, etwas anderes zu machen“, leitet R.J. Sinclair seine Antwort auf die Frage nach dem jüngsten Album der Band ein. „‚5th Avenue South‘ stellt eine Art Momentaufnahme von TOKYO SEX DESTRUCTION dar. Wir versuchen durch Livespielen wie auch durch Studioaufnahmen gleichermaßen zu lernen und das Gelernte in die Musik zurückfließen zu lassen. Daher denke ich, dass ‚5th Avenue South‘ der logische Schritt nach unserem 2004er Debüt ‚Black Noise Is The New Sound!‘ ist. Das kommende Album wird den nächsten Schritt darstellen, vielleicht weitere Einflüsse demonstrieren und definitiv anders sein als ‚5th Avenue South‘.“
Das von meinem sympathischen Gesprächspartner angesprochene Debüt der Band sorgte für Furore im Untergrund, wo man viel über TSD sprach, die mittlerweile auf arte gefeaturet wurden und sogar von MC5 eingeladen waren, den Support-Slot auf einer USA-Tour zu übernehmen. Eine Tour, die sich für die Band auszahlte und Raoul Sinclair zufolge deswegen beeindruckend war, weil man die Bühne mit Jugendhelden teilen durfte. „2004 war ein tolles Jahr für uns, wir waren fast ununterbrochen auf Tour, spielten auf der ganzen Welt und brachten ‚Black Noise ...‘ heraus. Dennoch brauchten wir danach eine Pause. Die machten wir Ende 2004/05 und gingen anschließend ganz entspannt an ‚5th Avenue South‘ heran, was sehr gut war, weil wir konzentriert am Album arbeiten konnten.“
Kurz nach dessen Release ging es aber schon wieder auf Tour und angesichts der umfangreichen Touraktivitäten mit TSD darf man sich fragen, ob und wann Raoul Sinclair noch Zeit für seine zweite Band IT’S NOT NOT findet. „Das Gute daran, in zwei Bands zu sein, ist, dass ich zwei Ventile habe, um meine Emotionen heraus zu lassen. Gleichzeitig ist es aber manchmal schwierig, die Zeitpläne beider Bands unter einen Hut zu bringen.“ Hoffen wir, dass R.J. Sinclair auch 2006 seinen Stundenplan geschickt gestaltet und uns einige energische TOKYO SEX DESTRUCTION-Shows bescheren wird.