INSOMNIACS

Ich habe mir THE MAKERS im "Lilli´s" in Sommerville/Boston angeschaut. Dass die MAKERS gut sind, war klar. Dass aber THE INSOMNIACS, die an dem Abend Vorband waren, auch verdammt gut sind, hätte ich so nicht erwartet. Das erste, was einem auffällt, ist der starke britische Beat-Einfluss, und das bezieht sich nicht nur auf den optischen Eindruck, sondern auch auf die Musik. Die INSOMNIACS bewegen sich irgendwo zwischen Sixties-Rock´n´Roll und den BEATLES. Einerseits ist das ganz klar Punk, aber gleichzeitig hat das aus New Jersey stammende Trio eine Vorliebe für poppige Songs. Bei aller Catchyness bleibt der Sound dabei aber immer rauh und irgendwie hart. Ich habe mich mit David und Robert unterhalten.

Bitte stellt euch vor: wer ist für was zuständig in der Band?


David: Ich heiße David, spiele Bass und bin auch Leadsänger der Band. Außerdem bin ich derjenige, der das meiste Material für die Band schreibt. Aber Robert ist die Seele der Band, Mike das Gesicht.

Wie lange spielt ihr schon zusammen?

David: Die INSOMS gibt es jetzt bereits seit zehn Jahren. Die ganze Geschichte ist wirklich daraus erwachsen, dass drei Typen, die Freunde waren, die gleiche Art von Musik gut fanden, zu den gleichen Shows gingen und es irgendwie hinbekommen haben, die richtigen Instrumente zu spielen, um eine Band zu gründen... Ich meine, wenn Mike statt Schlagzeug Posaune gespielt hätte, wäre er höchstwahrscheinlich nicht in diese spezielle Geschichte involviert gewesen.

Ihr wart recht aktiv und habt über die Zeit hinweg ziemlich viel veröffentlicht.


David:
Ja, wir haben einige Platten gemacht. Die erste haben wir selber rausgebracht, da wir niemanden finden konnten, der Interesse gehabt hätte. Ich glaube, Ende der 80er, Anfang der 90er, als wir anfingen, gab es eine ziemliche Durststrecke in der Sixties-Szene, nachdem sich die New York-Bands der 80er wie MOD FUN, SECRET SERVICE, THE VIPERS oder OPTIC NERVE aufgelöst hatten oder sich anderen Interessen widmeten. Wir waren eine Zeitlang so was wie die Bannerträger, die die Sache hochgehalten haben. Obwohl, am Anfang gab es immer Gigs mit den CREATURES aus Pennsylvania und den FRIGGS. Mit den SWINGING NECKBREAKERS, die sich um 1991 herum gründeten, spielten wir oft und machen das immer noch. Die erste 7" kam dann auf Umbrella Records raus. Wir haben dafür überall großartige Reviews bekommen, weshalb haben wir dann auch eine zweite gemacht. Die hieß "Time ticks by" und war wesentlich poppiger als die erste, die noch ziemlich typischer Garagerock war. Dann haben wir eine 7" beim Berliner Label Outer Limits mit drei unserer Lieblings-Coversongs rausgebracht. Danach kam dann noch eine 10" auf Estrus Records, das war das erste, was wir auf diesem feinen Label rausbrachten. Das meiste davon ist auf unserer CD-Compilation "Wake Up" enthalten. Wir haben dann noch ein paar Singles und eine weitere LP veröffentlicht. Und gerade haben wir eine neue Platte aufgenommen, die heißt "Get Something Going" und mit der sind wir alle auch sehr zufrieden.

Was ist für euch so besonderes an "Get something going"? Habt ihr euch mehr Zeit für das Songwriting genommen oder seid ihr einfach mit dem Sound zufrieden?

Robert: Ich für meinen Teil bin relativ glücklich mit dem Sound. Ich denke es ist eine Platte, die mehr einen dichten, geschlossenen Studio-Sound hat. Es gibt immer noch eine paar Sachen, die mich ein bisschen erschaudern lassen, aber ich denke, das ist normal, wenn man so sehr in eine Platte involviert ist. Man hört Scheißdetails, die sonst keinem auffallen oder kümmern. Ich denke auch, dass die Songs selber ziemlich gut sind, aber das war immer die größte Stärke der Band. Wir sind nicht die besten Musiker, aber ich denke, dass Daves Songs besser sind als der meiste Kram, den es im Moment so gibt, vor allem in unserer kleinen Nische, was zur Hölle das auch sein mag.

In welche Richtung entwickeln sich die INSOMNIACS?

Robert: Heavy electric blues.

David hat gemeint, dass er für das Songwriting verantwortlich ist. Ist der Rest zu faul, oder ist David einfach nur der Banddiktator?

Robert: Ich bin schon ziemlich faul, aber das ist meiner Meinung nach nicht der Hauptgrund dafür, dass ich beim Songwriting eher zurückhaltend bin. Ich denke, dass das einfach nicht meine Stärke ist. Ich bin weitaus besser, wenn es darum geht, Daves Liedentwürfe auszubauen und zu verfeinern, oder auch einfach nur exakt das nach zuspielen, was er auf einem Demo spielt. Normalerweise gibt Dave mir und Mike ein ziemlich rauhes Demo. Von da aus machen wir dann in der Probe erst mal ein grobes Arrangement. Manchmal machen wir eine Zeit rum mit einem Song, und es scheint so aus, als würde das nie klappen. Dann lassen wir das erst mal, und wenn wir dann nach einer langen Zeit wieder drangehen, dann kickt das Lied plötzlich, aus welchen Gründen auch immer. Ein gutes Beispiel dafür ist "Love me to death" von der "Out of it"-LP. Den Song hatten wir für etwa ein Jahr auf Lager, bis wir es geschafft haben, den so hinzukriegen, dass man ihn aufnehmen konnte.

Als ich euch gesehen habe, habt ihr mich an die BEATLES erinnert. Okay, ihr seht schon ziemlich beatmäßig aus, aber ich fand auch in musikalischer Hinsicht den Popfaktor ziemlich groß.

David: Nun, alles fängt mit den BEATLES an, für uns alle drei. Die sind bei uns allen drei ganz oben auf der Liste unserer Lieblingsbands. Aber wir bekommen immer den BEATLES-Vergleich zu hören, und abgesehen von den Schuhen, die wir tragen, verstehe ich das nicht ganz. Das komische ist, dass selbst, wenn wir probieren, wie eine Sixties-Band zu klingen, wir das irgendwie nicht hinkriegen. Es liegt einfach an der Art, wie wir zusammen spielen, die dafür sorgt, dass wir immer nach den INSOMNIACS klingen. Nicht, dass das gut oder schlecht wäre, das ist einfach nur die Art, wie wir klingen. Aber in allen unseren Stücken oder Cover ist eine gute Dosis an Punk, Beat, Psych und Pop.

Was ist eure meistgehasste Interviewfrage, und welche Frage wolltet ihr schon immer mal hören, die aber nie gestellt wurde?

Robert: Wie wär´s mit "Wie hast du es geschafft ein so guter Gitarrist zu werden?" - das wurde ich leider nie gefragt. Vielleicht liegt das daran, dass ich schlicht und ergreifend keiner bin! Und "Was sind eure Einflüsse?" ist meine meistgehasste Frage. Das liegt vor allem daran, dass ich nicht weiß, was ich sagen soll. Wir entscheiden nicht bewusst, nach irgendetwas klingen zu wollen. Wir hören einfach nur eine Menge unterschiedlichen Kram an und das taucht dann vielleicht in unserer Musik auf, oder halt nicht...

Die nächste Standardfrage werdet ihr bestimmt hassen, es ist die Inselfrage. Ihr müsst euch aber zusammen einigen, welche fünf Platten ihr zusammen mitnehmen würdet.

Beide: 1. THE BEATLES, "The Beatles", 2. THE BEATLES, "Rubber Soul", 3. THE BEATLES, "Revolver", 4. THE ROLLING STONES, "Black and Blue" und 5. LORD JOHN, "6 Days of Sound".

Wie wichtig sind euch eure Instrumente? Ihr habt die ziemlich genau aufgelistet auf der neuen Platte.

David: Die Idee, das ganze Equipment aufzulisten, kam von Robert. Genauso das ganze Design für die Platte. Das letzte Album hatte unsere Gesichter drauf, dieses Mal werden wir durch unsere Instrumente identifiziert. Wir sind fanatisch, wenn es um Musik geht. Deshalb denke ich auch, dass es für jemanden wichtig ist, herausfinden zu können, mit was wir gespielt haben. Ich meine, wäre es nicht cool, genau zu wissen, was für ein Instrument Lennon oder Harrison bei einem bestimmten Lied gespielt haben? Das ist genau die Sache, die dem Buch über die BEATLES von Mark Lewison fehlt - die dummen Scheißdetails für Verrückte wie uns. Das Auflisten geht also auch auf so was zurück, nehme ich an. Ich muss aber noch sagen, ich habe wohl so um die 20 verschiedenen Bassgitarren . And the fuckers all sound the same on the records, so what the fuck!
Robert: Ich bin immer an so einem Müll interessiert, wenn ich eine Band mag. Ich will wissen, was für Equipment die Leute spielen. Deshalb habe ich mir auch gedacht, dass jemand, der unseren Kram mag, vielleicht daran interessiert ist, mit was wir gespielt haben.

Was für eine Rolle nimmt denn die Band in eurem Leben ein: ist es eher euer Privatvergnügen, oder könnt ihr einen Teil eurer Lebenshaltungskosten damit decken?

David: Die INSOMNIACS machen wir zum Spaß. Zum einen haben wir alle Vollzeitjobs, und dann ist es wie mit jeder anderen Sache auch, je länger man etwas macht, desto schwieriger wird es, sich einen gewissen Enthusiasmus zu bewahren. Das macht auch das Spielen außerhalb der Heimatstadt so schön, andere Gesichter und andere Städte sehen, neue Reaktionen bekommen, egal ob gut oder schlecht. Das hält die Sache für uns als Band interessant. Aber so wichtig es auch ist für uns weiterzumachen, kann es jederzeit sein, dass einer von der ganzen Sache die Schnauze voll hat. Aber dann spielen wir eine gute Show oder haben einen wirklich guten Tag im Studio und dann ist jeder wieder glücklich, jedenfalls fürs Erste.