LOMBEGO SURFERS

"Let It Rip", das neues Album der LOMBEGO SURFERS ist schon seit einiger Zeit veröffentlicht und hat ausgezeichnete Kritiken erhalten, die Tour Ende April/Anfang Mai haben die Schweizer auch erfolgreich beendet, aber für ein Interview ist es bekanntlich nie zu spät. Das Folgende entstand am letzten Tag der Tour. Gesprochen habe ich mit Sänger und Gitarrist Tony.

Wie hat das mit der Band angefangen?


,,Das war in Basel. Eigentlich waren es Max, der andere Gitarrist, der inzwischen die Band verlassen hat, und ich. Die Art und Weise, auf der wir uns kennengelernt haben, ist ziemlich lustig: Wir waren beide auf einer Party und der DJ dort legte "Ramblin´ Rose" von den MC5 auf, aber nur zwei Leute, Max und ich, standen auf zum Tanzen. Die anderen blieben alle sitzen. Danach fragte ich diesen Typen: "Spielst du Gitarre?" und er meinte "Ja" - und so fing die Band an. Also haben MC5 die Band gegründet."

Wie ist es dazu gekommen, dass es so große Altersunterschiede in der Band gibt?

"Pascal am Bass ist mir altersmäßig am nächsten. Max und ich sind beinahe gleich alt. Unser erster Bassist ist auch älter, er müsste jetzt 55 Jahre alt sein. Danecke am Schlagzeug kenne ich schon, seitdem er 12 Jahre alt ist, damals habe ich ihm Gitarrenunterricht gegeben. Dieser Unterschied war nicht beabsichtigt, das hat sich einfach so ergeben."

Hast du schon vor den LOMBEGO SURFERS in Bands gespielt?


"Damals auf der High School, ich bin ja aus den Staaten, und danach in der Gegend um Boston habe ich in vielen Garagenbands und High School-Bands gespielt. Keine davon war bekannt, aber einmal haben wir es immerhin zu einer Single gebracht, aber leider habe ich die selber nicht mehr, die muss ich irgendwie auftreiben, da ich neugierig bin, wie sie klingt. Die Erfolgreichste hieß ELECTRIFIED WATER BACK ROOM. Wir haben viel gespielt was es damals so gab, wie irgendwelche "Battle Of The Bands" und so was. In den 80ern hatte ich mit Pascal eine Band. Wir haben ziemlich viel CLASH und anderen englischen Punkrock gespielt, allerdings auch Songs von den SONICS. Aber das war mehr ein Nebenprojekt."

Was bedeutet der Name "Lombego Surfers" eigentlich?

"Wir hatten einmal zwei Nächte hintereinander Gigs. Auf dem ersten spielten wir mit den FUZZTONES. Da wir noch keinen Namen hatten, haben wir uns THE TORPEDOS genannt. Beim zweiten Gig mussten wir ein reines Instrumentalset spielen, da wir mit der anderen Band des FUZZTONES-Gitarristen spielten. Also mussten wir uns einen anderen Namen einfallen lassen. "Lombego" ist eigentlich "Lumbego", das bedeutet "Hexenschuss". Ich habe es falsch geschrieben. Aus irgendeinem Grund haben uns die Leute nach dem Konzert nur mehr so genannt. Das Publikum hat uns den Namen gegeben. Das war 1989, wir hatten damals noch keinerlei Platten veröffentlicht."

Wann kam dann die erste Veröffentlichung?


"Das war 1991. Wir hatten 1989 schon einen Track auf einer französischen Compilation "Tant qu´il y aura du rock", das war ein Instrumental namens "Jungle Walk". Das Album ist schon lange ausverkauft, da waren noch viele andere gute Bands mit drauf, YARD TRAUMA mit Lee Joseph, die MANIACS oder die CANNIBALS, eigentlich war das eine sehr gute Compilation. Und mit dieser Platte ging es richtig los. Der Typ, der die Compilation gemacht hat, stand voll auf Garage-Rock und hatte sehr gute Kontakte. Dadurch bekamen wir Kontakt zu einem Booker in Deutschland. Wir hatten noch keine eigene Platte, nur einen Song auf einer Compilation."

War eure Musik damals anders als heute?

"Nicht wirklich. Die Instrumentals waren sehr ähnlich, der einzige Unterschied war, dass ich damals noch auf einer Fender spielte, allerdings auch schon über einen Marshall Verstärker. Wir hatten damals einen ähnlichen Stil wie auf der "El Cheapo" Single. Wir haben übrigens vor, "Jungle Walk" noch einmal aufzunehmen."

Wer schreibt die Songs normalerweise?

"Normalerweise ich. Das bedeutet, dass ich meistens die Ideen, die Riffs habe, und wir arbeiten die dann gemeinsam aus."

Wenn du anfängst, einen Song zu schreiben, weisst du dann, ob daraus ein Instrumental oder ein Song mit Vocals wird?

"Ich glaube es gibt einen Stil von Instrumentals bei denen es klar ist. Für uns wären das Songs wie "El Cheapo" oder "Tiki Zone" vom neuen Album. Aber es gibt auch Ideen, bei denen es in beide Richtungen hätte gehen können. "Destination Blue" zum Beispiel habe ich nach einer Situation geschrieben, die eine Person erlebt hat, die mir viel bedeutet. Sie ist ein großer Fan von uns. Ich habe den Text unterwegs im Bus geschrieben und in einem Soundcheck haben wir das Lied dann fertig gemacht."

Welche Bands haben dich am meisten beeinflusst? Ausser Link Wray natürlich...

"Der Einfluss von Link Wray ist doch ziemlich offensichtlich. MC5 und das Zeug, das ich gehört habe, als ich angefangen habe Musik zu machen, Garage-Rock und so was. Merkwürdigerweise wurdest du in den 60ern und 70ern viel mehr von lokalen Bands, wie BERRY AND THE REMAINS aus Boston und später DMZ, beeinflusst als heute. Dann noch die STOOGES, frühe ROLLING STONES und auch REAL KIDS, die ja auch aus Boston waren. Alle diese Bands in Boston, die man live gesehen hat, viele von denen es aber nie geschafft haben. Auch noch THE PAINT, die SONICS und WAILERS. Was Bands von heute angeht, ich bin ein großer DEAD MOON-Fan, sie sind eine der besten Livebands und natürlich noch die RAMONES, das normale Zeug eben. Oh, jetzt hätte ich beinahe die frühen ANIMALS vergessen".

Was für Covers spielt ihr zur Zeit?

"Also, wir spielen "Pipeline", "California Sun", "Problem Child" von AC/DC und "Baby I Don´t Care" von Elvis, das stammt aus einem Film. Wir spielen auch manchmal Sachen von den STONES wie "Play With Fire" oder manchmal "Jumping Jack Flash" oder "The Last Time". Wir haben auch "Don´t Let Me Be Misunderstood" von den ANIMALS gespielt."

Welche Songs spielst du selber am liebsten? Eher Instrumentals oder die Garage-Rockers?

"Ich mag die Mischung. Ich spiele beides sehr gerne, was für die Band auch wirklich wichtig ist und was uns auch von den meisten Bands abgrenzt, die Instrumentals spielen. Manchmal haben Leute Probleme damit. Ich meine das jetzt nicht böse, aber ich glaube, dass die Deutschen manchmal ein wenig dogmatisch sind. Sie mögen Dinge in einer ganz bestimmten Weise und genau so muss es dann auch sein. Surf-Bands müssen genau so klingen und müssen mit Fender Equipment spielen. Und wenn dann jemand wie ich kommt und auf einer Gibson Gitarre über einem Marshall Verstärker spielt, dann kann das nicht Surf sein. Aber die Mischung ist wirklich wichtig. Unser Set ändert sich auch andauernd. Auf dieser Tour war der Block "Tiki Zone", "Roadside" und "Wing It" der beste."

Wie bekommt man das Publikum am leichtesten zu einer Reaktion? Mit Instrumentals oder mit den anderen Songs?

"Auf dieser Tour ist es wirklich schwer das zu sagen. Aber jetzt zu diesem Zeitpunkt würde ich sagen, es sind die Instrumentals. Aber es kommt auch darauf an, wo du dich gerade befindest. Zum Beispiel als wir vor ein paar Jahren in Spanien gespielt haben, kamen die Instrumentals nicht so gut an, da waren es mehr die Rock´n´Roll-Songs. Aber es ist wirklich schwer zu sagen. Es kommt ausschliesslich auf das Publikum an. In Berlin hätten wir alles spielen können, es machte keinen Unterschied, alles war klasse. Aber an einem anderen Ort, wie zum Beispiel Leipzig, waren es mehr die Instrumentals."

Wieviele Shows spielt ihr ungefähr pro Jahr?

"Irgendwas zwischen 80 und 100. Normalerweise touren wir zwei oder drei mal im Jahr durch Deutschland. Dann haben wir Shows in der Schweiz, die wir selber organisieren. Ich weiß, das klingt nach viel, aber jetzt auf dieser Tour haben wir 11 Shows hintereinander gespielt. Ende Mai werden wir schon 35 Shows gespielt haben. Wir werden noch eine Tour durch Deutschland machen, wir werden auch in Spanien touren und dann gibt es die Gigs in der Schweiz, wo wir auch die ganze Zeit spielen. Aber wir spielen am meisten in Deutschland."

Könnt ihr es euch leisten, auf Tour ständig Party zu machen, ohne dass eure Bühnenshow darunter leidet?


"Ich glaube, das ist wirklich wichtig, darauf muss man einfach achten. Auf dieser Tour zum Beispiel waren Leipzig, Dresden und Berlin ganz besonders. Da haben wir drei Tage hintereinander gefeiert. Wenn Du die Chance hast, all die Leute zu treffen, die dort überall auftauchen, dann wird es einfach eine lange Nacht. Aber du musst trotzdem aufpassen. Bei mir ist es so, solange ich bei Bier bleibe, dann ist es in Ordnung. Als wir mit den GODFATHERS gespielt haben, habe ich mich mit dem Sänger unterhalten und er war auch relativ ruhig und gesittet. Aber die anderen jüngeren Leute der Band, die waren wirklich schlimm. Meistens wenn jüngere, lokale Bands Support für uns spielen, dann hängen die vor dem Gig herum, beobachten uns und denken sich "Oh diese alten Säcke." Wir sind ruhig und heben unsere Energie für den Auftritt auf. Sogar wenn nicht viele Leute gekommen sind, ist es normalerweise nicht ihr Fehler. Solange jemand Eintritt gezahlt hat, um dich zu sehen, musst du spielen. Obwohl es viel schwieriger ist, für wenige Leute zu spielen."

Wer macht die Designs für euch?

"Die macht ein Typ namens Dirk Holzmann, das ist ein Holländer, der auch in der Schweiz lebt, in der Nähe von Bern. Seit ganz am Anfang hat er alle Designs für uns gemacht. Für das Konzert, nach dem wir damals unseren Namen bekommen haben, hat er das Poster entworfen. Er könnte in diesem Bereich wirklich berühmt werden. Er hat Designs für YARD TRAUMA, THEE FORGIVEN, THE CHESTERFIELD KINGS gemacht, hauptsächlich Garage."

Wie lange glaubst du kann eine Band live spielen? Ich denke da im Speziellen an die STONES, die immer noch spielen und an die RAMONES, die sich ja aufgelöst haben. Bist du der Meinung, dass es so etwas wie eine Altersgrenze gibt?

"Ich würde sagen, dass es weniger eine Altersgrenze, als vielmehr eine Konzertgrenze ist. Ich meine, wenn die STONES sagen würden: "Wir haben die Schnauze voll von diesen Stadiongigs, wir wollen wieder so spielen, wie wir angefangen haben" und in solchen Orten wie hier spielen würden, dann wäre das cool, sie müssten dafür allerdings ihren Namen ändern. Das gleiche gilt auch für die RAMONES. Aber ich bin der Meinung, dass es eine gute Idee war, aufzuhören. Nimm zum Beispiel Link Wray, er könnte einfach spielen, da er noch nie so riesigen Erfolg gehabt hat und in Stadien gespielt hat. Alter ist also nicht wichtig, mehr die Situation in der die Band ist oder vielmehr war. Nimm zum Beispiel AEROSMITH, wenn die auf Tour in Ohio sind und einen Tag früher ankommen, dann gehen die einfach in den nächsten Club, Pub oder was auch immer da ist und fragen, ob sie dort spielen dürfen. Das muss man einfach anerkennen, obwohl sie kommerziell erfolgreich sind, sie sind irgendwie noch Rock´n´Roll."

Gibt es noch andere Bands aus der Schweiz, die man kennen sollte?


"Zum einen sind da die MONSTERS und der LIGHTNING BEAT-MAN, dann THE MAN FROM S.P.E.C.T.R.E. An diese Bands kann ich mich im Augenblick erinnern. Es ist eine kleine Szene."

Danke für das Interview!

Claus Kick