Anger Design

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Ein Mann, eine Mission

Als Hausdesigner des finnischen Labels Combat Rock Industry und mit Covergestaltungen für ENDSTAND, BOMBSHELL ROCKS und NINE konnte sich Ville Anger im hohen Norden bereits einen Namen machen. Egal ob Logo, Tourplakat oder Gatefold-LP, seine Arbeiten werden immer beliebter. Nebenbei schießt das Multitalent großartige Fotos und ist Mitglied bei MANIFESTO JUKEBOX. Grund genug, euch den Künstler einmal näher vorzustellen.


Seit wann interessierst du dich für Design und aus welchen Gründen?


Ich habe mich schon immer fürs Zeichnen, die Fotografie und andere Arten von Kunst interessiert und meine Eltern haben mich immer in diesem Punkt unterstützt, sie liehen mir auch Geld, damit ich mir meinen ersten Computer und meine erste Kamera kaufen konnte. Da ich ein großer Musikfan bin und seit gut 15 Jahren in Bands spiele, interessierte ich mich früh für das Artwork von Alben. Zuerst habe ich Demos gestaltet und später dann 7"s und LP- beziehungsweise CD-Artwork. Meist für befreundete Bands und persönliche Freunde, danach für andere Gruppen, die meine Arbeiten gesehen hatten.

Du bist schwer beschäftigt, was für Aufträge kriegst du so?

Spitzenreiter ist definitiv die Covergestaltung von Alben. Dieser Job macht mir richtig Spaß und das scheinen auch die Bands zu merken, da ich immer mehr Anfragen kriege. Dann werde ich auch viel nach Konzertpostern gefragt und da ich auch selbst Shows in Jyväskylä, wo ich lebe, veranstalte, habe ich genügend Möglichkeit, welche zu entwerfen. Ich schieße aber auch Promobilder für Bands, entwerfe Logos, T-Shirts und kümmere mich um die Anzeigen von Combat Rock Industry. Dazu kommt dann noch das Webdesign. Es ist eine schöne Sache, dass ich für die Bands und Labels arbeiten kann, denn das ist die schönste Arbeit, die ich mir vorstellen kann! Ich lasse mir aber auch Zeit für andere Dinge, damit ich kein Burnout-Syndrom bekomme. Neben der Musik versuche ich viel zu lesen, sehe mir Filme an, koche leckeres veganes Essen, backe, bin mit meiner Freundin zusammen und verbringe auch viel Zeit mit Freunden.

Findet man deine eigene Note in den Arbeiten, oder sind das alles nur Aufträge, die du umsetzt?

Für gewöhnlich ist es kein Problem für mich, allein über den Titel und die Texte Ideen zu haben. Noch besser ist es allerdings, wenn die Kunden sagen, was sie sich vorstellen, denn es kam auch schon vor, dass ich stundenlang gearbeitet habe und der Band das Design dann nicht zusagte, weil sie sich was anderes vorgestellt hatte. Dann gibt es Leute, die eine ganz klare Vorstellung haben, wie ihr Album aussehen sollte. Da ist es am besten, einfach den Instruktionen zu folgen. Im Regelfall gebrauche ich meine eigene Vorstellungskraft, was eigentlich das Beste, zugleich aber auch das Schwierigste ist.

Stimmt es, dass du mit einem ENDSTAND-Mitglied verwandt bist?

Ja, das ist richtig. Ich bin der große Bruder von Juho, der sich nun allerdings seiner eigenen Band widmet, den PRESLEY BASTARDS, und nicht mehr bei ENDSTAND spielt. Ich arbeite aber schon viele Jahre mit ENDSTAND zusammen, und als die Zusammenarbeit begann, war mein Bruder noch gar nicht in der Band. Ich glaube, einer meiner ersten Aufträge war die Gestaltung eines Logos für das Label, welches Janne von ENDSTAND hatte, bevor er Combat Rock Industry ins Leben rief, Grey Day Records. Es veröffentlichte eine 7" für eine Band namens DEFEND, die ich auch gut kenne, da sie aus meiner Stadt sind, und man fragte mich, ob ich das Cover machen wolle. So trafen wir uns und seitdem habe ich viele Sachen für Janne designt. Eigentlich ist das auch schon ein repräsentatives Beispiel dafür, wie meine Arbeit läuft. Ich kenne rund 90 Prozent meiner Kunden, da die Punk- und Hardcore-Szene in Finnland ja relativ klein ist. Natürlich hilft es auch, dass ich selbst in Bands spiele, so kommen einige Kontakte zustande. Mit den meisten Gruppen bin ich befreundet, was die Sache einfach macht, zugleich ist es aber schwer für mich, meinen Freunden größere Summen in Rechnung zu stellen.

Du spielst auch noch bei MANIFESTO JUKEBOX. Ist es nicht schwer, alles unter einen Hut zu bringen?

Es ist manchmal schwer, Zeit zum Arbeiten zu finden, wenn viel mit der Band geplant ist. Momentan sind MANIFESTO JUKEBOX die Nummer eins und danach kommt die Arbeit. Theoretisch wäre es möglich, die Dinge zu kombinieren und auch unterwegs mit dem Laptop zu arbeiten. Ich konzentriere mich aber lieber auf eine Sache und deshalb mache ich Layouts daheim. Unterwegs habe ich viele Eindrücke, kann fotografieren und mir Inspiration holen, aber mehr will ich da nicht machen. Es ist auch toll, für die eigene Band Dinge zu entwerfen, wobei die Jungs wirklich schwer zufrieden zu stellen sind. Diese hohen Anforderungen führen aber auch zu tollen Ergebnissen. Das Artwork zu unserem neuen Album "Strain" ist eines der besten, das ich bisher gemacht habe, besonders gut ist mir die Gatefold-LP gelungen. Die ist über Combat Rock Industries und Unsociable erhältlich. Im Juni gehen übrigens MANIFESTO JUKEBOX auch in Europa auf Tour und dann gibt es da noch DEATHBED, eine neue Band, in der ich selbst und Leute von ENDSTAND und I WALK THE LINE spielen.