FUGO

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Gegensätze ziehen sich an

Fugo ist der perfekte Zwiespalt zwischen Versuchung und Risiko. Der Fisch ist scheinbar lecker und bei falscher Zubereitung zugleich tödlich. Was ist nun stärker? Verlangen oder Respekt? Risikobereitschaft oder Angst? Unersättlichkeit oder Suffizienz? Eine Gratwanderung, genau wie die Musik von FUGO, einem Quartett aus der Schweiz, das mich mit seinem Album "Aie" (Engineer, 2005) begeisterte. FUGO spielen Alternative mit großen Hooklines und vielen sperrigen Elementen. Unerwartet krachen die Breaks und Disharmonien in den flüssigen Groove. Inspiriert von FUGAZI, QUICKSAND und STANDSTILL schafft sich die Musik durch eine eigene Herangehensweise an das Songwriting und ihre Komplexität einen eigenen Raum. FUGOs Songs auf Französisch und Englisch wachsen langsam, fordern Zeit und Geduld und werden zur Belohnung schließlich zu echten, dauerhaften Hits. Ich sprach mit dem Gitarristen Michael Rothen über seine nicht ganz einfache Band.


Wie wichtig ist euch eure Musik im Allgemeinen?


Musik ist für uns wie saubere Luft für die Lungen. Lebensnotwendig.

Wie würdest du die Philosophie hinter FUGO beschreiben?

Wir haben an uns selbst den Anspruch auf Anspruch. Wir wollen keine musikalischen Konventionen erfüllen. Hauptaugenmerk liegt auf dem eigenen, "richtigen" Empfinden die Songstruktur und Sounds betreffend. Der Egoismus treibt uns an, für uns selbst interessante Lieder zu schreiben, das heißt, wir wollen gefordert und unterhalten(d) sein.

Wer hört FUGO?

FUGO kann eine Alternative zu der oft ähnlich klingenden, großen Bandbreite populärer Rockmusik sein. Wer etwas Zeit hat oder sich jene nehmen will und den vermeintlichen Hit nicht nach einmaligem Durchhören gefunden haben muss, der sollte FUGO antesten. All die anderen können an FUGO ihre Geduld trainieren.

Wieso seid ihr angesichts eurer technischen und songwriterischen Qualität keine größere Band?

Weil sich wohl zu wenige in Geduld üben und unsere Musik hören. Wir erreichen beim Publikum meist nur zwei Zustände: Schwarz oder Weiß. Entweder man mag uns sehr oder man mag uns überhaupt nicht. Wir polarisieren in der Tat. Die Unterstützung seitens des Labels Engineer Records ist gleichzeitig minimal und maximal. Denn auch wenn das Label aufgrund beschränkter finanzieller Möglichkeiten fast nichts machen kann, sind wir trotzdem darauf angewiesen, da es schlicht das einzige Label ist, das sich unserer erbarmt hat. Engineer Records ist einhundert Prozent Underground.

Wollt ihr denn an die Spitze oder doch eher im Proberaum rocken?

Bei dieser Fragestellung müssen wir wohl die Spitze wählen, denn unser Übungsraum ist feucht und riecht etwas streng. Erfolg zu haben mit der als richtig und sachgerecht empfundenen eigenen Musik wäre sehr nett.

Kifft ihr beim Komponieren?

Nein, aber es ist grundsätzlich ein verdammt gutes Zeichen, ein Gütesiegel fast schon, wenn der Zuhörer unsere Musik beim Kiffen hören kann, denn mit 08/15-Riffs würde der Bewusstseinswolkenwechsel scheitern - kläglich sogar. Auch "Fick-Musik" wäre positiv zu verstehen ...