POPZILLAS

Foto

The loudest comic in punkrock history

Ort des Geschehens: NeoTokyo. Hauptprotagonist: Pandora Pop, eine geheimnisvolle Superheldin, die versucht, gegen das Böse der Welt zu kämpfen. Soundtrack: THE POPZILLAS - "The Incredible Adventures Of Pandora Pop". Womit wir auch beim Thema und eigentlichen Anliegen dieses Interviews sind. THE POPZILLAS bewegen sich seit über drei Jahren in der Punkrock-Szene und haben eine neue Nische gebildet, die den Namen "Girl-Pop-Manga-Punk" trägt. Ein Begriff, der viel Platz für Fantasie und Kreativität lässt, sowohl den Musikern, als auch dem geneigten Hörer. Da mich ihre bisherigen Veröffentlichungen und Konzerte schon immer in Begeisterung und schiere Entzückung versetzt haben, war es lediglich eine Frage der Zeit, wann ich mich endlich in das bereitstehende Supersonic-Shuttle setzen würde, um in NeoTokyo mit Sängerin Yvy und Gitarrist Stefan bei einem gut gekühlten Glas grüner Zuckerbrause über die POPZILLAS und deren neues Album zu quatschen. Gesagt, getan.


Okay, fangen wir gleich mit der vielleicht unangenehmsten und direktesten Frage an: Warum dauerte es so lange, bis zu dem Release von "The Incredible Adventures Of Pandora Pop"? Schließlich wurde der Longplayer schon eine ganze Weile angekündigt und hier und da erwähnt.


Stefan: Was sagt man da als echte Rockband? Drogenprobleme, zu starker Druck von der Plattenfirma, Gefängnisaufenthalte?! Letztendlich aber hatten wir bereits 2004 genug Material für ein Album. Doch uns erschien der rote Faden des Albums noch nicht rot genug. Also besorgten wir uns viel Farbe und schrieben die Hälfte des Albums neu. Fertig gemischt ist es in der Tat schon seit sechs Monaten, aber dann begann die Suche nach dem richtigen Label, denn unser altes Label Vitaminepillen Records hatte den Betrieb praktisch eingestellt und stand nicht mehr zur Verfügung. Zudem fehlten den Songs noch die vielen kleinen Soundeffekte, mit denen wir dem Hörer jetzt den Nerv rauben können. Auch die Reihenfolge des Albums wurde erneut umgestellt, wodurch es viel knackiger geworden ist.

Du hast es gerade schon angesprochen, das Thema Label. Das Album ist nun auf Wolverine Records gelandet. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Stefan: Natürlich durch die üblichen Schutzgelderpressungen, die wir so gern anwenden. Nein, das fing mit unseren alten Bands BAM BAMS, SWOONS und PSYCHO GAMBOLA an, die Songs zu den berühmten Chartbusters-Samplern beisteuerten. Zudem war Yvy mit den HEROINES ohnehin früher auf Wolverine Records vertreten.

Yvy: Der gute Kontakt zu Sascha besteht schon lange und wir wissen, was wir an Wolverine Records haben. Als das Album endlich fertig war, gab es erstmal einen Label-Rundumschlag. Wir haben teilweise auch sehr positive Reaktionen erhalten, aber Sascha hat einfach das beste Angebot gemacht, das wir wirklich nicht ausschlagen konnten.

Stefan: Tja, bei so viel Motivation und Sexappeal konnten wir einfach nicht widerstehen. Dass ich ein Kind von Sascha erwarte, hat natürlich nichts damit zu tun.

Hattet ihr nicht auch vor, bei großen Labels anzuklopfen? Wie waren da die Resonanzen?

Yvy: Wir saßen natürlich Tag und Nacht auf deren Schreibtischen, also ich, ähm, egal. Die Platte landete tatsächlich auf den Schreibtischen der Majors.

Stefan: Die Resonanzen waren auch ganz okay, gaben uns aber Zeitpläne vor, die wir nicht erfüllen wollten. Unser Baby sollte jetzt erscheinen, nicht erst nächsten Herbst. Zudem gab es irgendwann zu viele wichtige Ratschläge von zu vielen wichtigen Leuten. Da kann man ganz schnell die Orientierung verlieren. Wir hatten einfach zu lange daran gearbeitet, es musste jetzt was passieren. Sascha und Wolverine Records sind auch deswegen für uns die idealen Partner gewesen.

Kommen wir zu dem Album und zu eurer Musik: Wenn ich mir das Album anhöre, stelle ich fest, dass es doch sehr abwechslungsreich und sogar poppig ausgefallen ist. Also weniger Punkrock, aber dafür mehr Pop-Elemente. Ist das bei euch ein Hintergedanke beim Schreiben der Songs oder passiert das einfach so?

Stefan: Man entwickelt sich als Musiker und auch als Mensch. Für viele Bands bedeutet immer das Gleiche zu machen, den eigenen Stil gefunden zu haben. Es gibt sogar Bands, denen man es eher übel nimmt, wenn sie sich mal verändern. Nimm BAD RELIGION, MOTÖRHEAD oder die RAMONES. Alles super gute Bands, und alle sind enorm wichtig. Aber für mich ist so ein enges Stilmuster ein kreatives Gefängnis voller Stagnation. Ich meine, wie viele RAMONES-, NOFX-, und SEX PISTOLS-Klone brauchen wir noch? Punk steht doch vor allem für Veränderung und dafür, dass du "dein eigenes Ding" machst. Und doch ist die Punkszene, wie fast keine andere Musikszene, durch einen stark konservativen Musikgeschmack geprägt, der massiv darauf bedacht ist, sich von Weiterentwicklungen abzugrenzen. THE POPZILLAS sind keine Punkband. Und wir behaupten es auch nicht. Trotzdem haben wir härtere, punkige Songs. Aber eben auch Popsongs. Wir nennen unsere Musik "Girl-Pop-Manga-Punk" und das bedeutet, dass Punk nur einen Teil unserer Musik darstellt. Eine sehr wichtige Basis, aber eben nur einen Teil. Punk ist unsere Herkunft, aber nicht unser Ziel. Zudem steht Yvys Stimme BLONDIE einfach viel näher als den DISTILLERS. Jeder Song bekommt das, was ihn wachsen lässt. Wenn eine Gesangslinie eine ruhige Strophe braucht, dann verändern wir den Song. Wenn ein paar Keyboards dem Refrain mehr BEACH BOYS-Feeling verleihen, warum nicht?! Das ist unsere Punk-Definition: Wir tun einfach unser Ding. Man kann nicht mehr sein, als man selbst.

Welche Songs bilden denn bei dem Album in euren Augen das Herz des Ganzen und warum?

Stefan: Das ganze Album erzählt eine Geschichte, aber die Basissongs sind sicherlich: "Welcome to NeoTokyo", "Pandora Pop", "Pandora's mission" und "Is this the end?". Die Songs sind aber, wie du bereits richtig festgestellt hast, alle sehr unterschiedlich. Und so hat bei den ersten Reviews auch fast jeder Schreiber andere Hits für sich ausgemacht. Das freut uns, denn es bedeutet, dass das Album durchweg hohe Qualität bietet und das war unser Ziel.

Yvy: Jeder hat seine eigenen Favoriten auf dem Album, und selbst dann variieren diese je nach Stimmung und Situation. Muttern findet die ruhigen Stücke richtig "schön" und meine kleine Nichte schreit immer "Hey, hey Pandora Pop", wenn ich zur Tür reinkomme. Kann man sich was Schöneres vorstellen?

Eigentlich nicht. Was passiert denn als Nächstes bei euch? Gibt es Touren, Projekte, Videos oder sonstige Medienpräsenzen?

Stefan: Wir warten erstmal die Resonanz auf das Album und unsere Singleauskopplung "Pandora Pop" ab. Vielleicht kommt dann bald noch eine zweite Auskopplung mit ein paar unveröffentlichten B-Seiten. Ein neues Album wird frühestens nächstes Jahr in Angriff genommen. Dafür existieren bis jetzt aber schon ein paar Soundideen.

Yvy: Stimmt! Wir haben noch eine Menge Songs im Keller, die nur noch gemischt werden müssten. Ich denke, dass wir weiterhin sehr "samplerbeitragsfreudig" sein werden. Nach dem RAMONES- und BLONDIE-Tribute folgt in Kürze eine Huldigung an LEATHERFACE.

Stefan: Im Sommer haben wir dann noch einige Festivals, bevor es im Herbst wieder in die Clubs gehen wird. Alle Termine werden auf unserer Homepage zu finden sein.

Yvy: Und natürlich strecken wir die Finger auch Richtung Japan aus. Die ersten Kontakte sind geknüpft, es darf also mitgezittert werden.