HAMMERHEAD

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Kein Faible für Bescheidenheit und Freundlichkeit!

Geschichtsklitterung? Eitle Denkmalspflege? Hybris? Nichts von alldem: HAMMERHEAD bereiten einfach nur ihre Bandhistorie in Form eines Dokumentarfilmes auf. Und dem Trailer nach zu urteilen, wird das eine äußerst kurzweilige Angelegenheit. Wer braucht das aber? Ich beispielsweise. Und wenn man die Resonanz auf dem Mafia-Messageboard als Grundlage nimmt, viele andere auch: Immerhin wurde der Thread zur letzten HAMMERHEAD-Tour - sinnigerweise betitelt: "Die letzte Ölung" - mit 200 Beiträgen und 2.751 Aufrufen bedacht. Auch wenn ich mich jetzt als Fan geoutet habe, völlig ungespalten ist mein Verhältnis zur Band nicht. Ich habe grandiose Konzerte miterlebt, aber auch Beinahe-Katastrophen. Dann gibt es auch Geschichten, die man "so gehört" hat und in deren Zentrum es meist fragwürdige Verhaltensweisen im weitesten Sinne stehen.



Joachim Hiller war jedenfalls nicht uneingeschränkt begeistert von der Idee, ein HAMMERHEAD-Interview zu machen, da er nach eigenem Bekunden mit Moses vom Zap Fanzine eine handgreifliche Auseinandersetzung hatte, an der auch Tobias Scheiße beteiligt war - wobei dieser mir gegenüber wiederum auf Treu und Glauben versichert hat, er "könne sich höchstens vorstellen, dabei gestanden und vielleicht einen Kommentar abgegeben zu haben"*. Vor allem wenn die Herren als Band an irgendeinem öden Konzertort irgendwo in der Republik abhingen, sich in grenzwertiger Manier besoffen und bekifft haben, scheint sich des Öfteren eine mitunter unberechenbare Gruppendynamik entwickelt zu haben, auf der Bühne oder auch einfach nur am Rande des Geschehens. Nicht zuletzt wegen solcher Geschichten, aber auch vor allem wegen ihrer Bühnenpräsenz hat die Band aus Bonn/Neuwied streckenweise den Ruf einer Asi-Band weg, wobei "Asi-Band" in einigen Kreisen durchaus positiv verstanden wurde. Eines vorneweg: Man kann über HAMMERHEAD durchaus geteilter Meinung sein, aber eine Asi-Band waren sie nie. Wenn sich stattdessen etwas wie ein roter Faden durch die Bandgeschichte zieht, dann ist es eine Kompromisslosigkeit, die auch die Grenze zur Rücksichtslosigkeit hin und wieder tapfer überschritten hat. Auch in diesem Interview, zu dem ich mich mit Gitarrist Norbert, Sänger Tobias, Ranen, Bass, und dem - wortkargen - Danilatore, Gitarre, in Köln getroffen habe, wird das einmal mehr unterstrichen. HAMMERHEAD ist für meine Begriffe die deutsche Punkband der langen 1990er Jahre schlechthin. Auch wenn sich die grauen Schläfen ebenso wenig verbergen lassen wie die Bierbäuche, zwei der Herren so genannte "glückliche Väter" sind und in der mittlerweile bürgerlich anmutenden Existenz auch SPD-Wählen nicht mehr als Verbrechen angesehen wird - nach wie vor gilt: "Aus dem Rheinland in die Welt, HAMMERHEAD die Nacht erhellt"!



Wie fühlt es sich an, zu jetzigem Zeitpunkt ein Interview zu geben - HAMMERHEAD liegt ja bereits seit etwa zwei Jahren unter der Erde?

Tobias: Das ist wie Zinsen einfahren. Aber irgendwie komisch ist das schon.

Mir kam einfach der Gedanke, dass es sich irgendwie seltsam anfühlen muss, eine Geschichte, bei der man viel Herzblut reingehängt hat, endgültig zu Grabe zu tragen, indem man das in DVD-Form dokumentiert.

Norbert: Mir ist aufgefallen, dass jetzt bei den ganzen Interviews für die DVD viele Leute gesagt haben, ja, so eine Band wie HAMMERHEAD hat es damals gebraucht, weil das alles so eine Schnarchnasenveranstaltung war, dieses Hardcore- Gedöns. Ich habe mir danach die Frage gestellt, wieso damals? Weil langweiliger als heute war es damals sicherlich nicht. Deshalb haben wir, denke ich, die Berechtigung, etwas zu sagen, selbst wenn es uns als Band nicht mehr gibt.

Tobias: Einfach so als Privatiers, um unseren Senf abzugeben.

Ranen: Du meinst so als "Elder Statesmen"?

Tobias: Haha, genau, und ich bin der Helmut Schmidt der Hardcore-Szene.

Warum braucht die Welt jetzt eigentlich einen Film über HAMMERHEAD?

Norbert: Das haben wir gerade versucht zu erklären. Viele Leute haben in der Nachbetrachtung gesagt, damals hätte es eine Band wie HAMMERHEAD gebraucht, um die eingeschlafene HC/Punk-Szene zu beleben. Eigentlich bräuchte sie es jetzt gerade wieder und umso mehr. Außerdem soll das Andenken gepflegt werden. Und ich denke, es ist besser, zu schauen, was gewesen ist, als immer weiter zu machen, so wie das etwa andere Bands machen. Das kann dann zwar für eine Zeit in einem gewissen Rahmen gut funktionieren, aber dann machen die irgendwann nur noch Scheiße. Außerdem ist es auch so, dass es super viel Material gibt, was viele nicht kennen. Und dann können sich manche Leute überlegen, wie das so weitergehen soll mit der Punk-HC-Szene im neuen Jahrtausend.

Wie seid ihr auf die Idee mit dem Film gekommen?

Norbert: Also, es fing damit an, dass ich überhaupt gar nichts auf Video hatte von HAMMERHEAD. Und ich wollte den Kram haben. Dann ist mir aufgefallen, dass da richtig gute Sachen dabei waren. Und dann sind mir wieder viele Leute von früher über den Weg gelaufen, die ich zu dem Thema sprechen wollte. Das war dann auch gut, dass man mit den Leuten, mit denen man vielleicht in Zwietracht auseinander gegangen ist, noch mal spricht. Es ist einfach ein guter Weg, der ganzen Sache einen Deckel aufzusetzen.

Ist es Selbstanmaßung oder Arroganz zu meinen, jetzt unbedingt die eigene Bandgeschichte unter das Volk bringen zu müssen?

Tobias: Also, wenn ich das Geld hätte, würde ich eine Hollywood-Produktion machen mit Gwyneth Paltrow in meiner Rolle und George Clooney in der Rolle vom Oliver, von Roland Emmerich produziert.

Norbert: Für mich ist das auch eine Ersatzhandlung dafür, dass es die Band nicht mehr gibt. Es ist schon was Besonderes, wenn du eine Sache machst, über Jahre hinweg, und da komplett - und zwar wirklich komplett - dahinter stehst. Das ist etwas, was es sonst nicht so oft gibt im Leben. Arbeit, Schule, Beziehung Studium, Vollrausch, Geld ausgeben, egal was, da musst du immer irgendwelche Kompromisse eingehen, und in der Band mussten wir das nie, wir konnten immer machen, was wir wollten. Und da ich zufällig selber Filme mache, habe ich mir gedacht, ich mache einen Film darüber.

Was kann man denn erwarten vom Film? Was waren die Quellen?

Norbert: Es gibt halt viele historische Aufnahmen, die uns Fans oder Freunde zur Verfügung gestellt haben. Da sind 25 bis 30 Konzerte, dann noch Aufnahmen von Sachen, die so um die Konzerte passiert sind. Außerdem haben wir noch irgendwelche Weggefährten der Band interviewt und es gibt auch noch diverse Fernsehauftritte von HAMMERHEAD-Mitgliedern ...

Tobias: ... wie den legendären Gasmaskenauftritt von Oliver.

Norbert: Außerdem war es auch so, dass wir solche Leute, die früher sehr aktiv waren, aufgesucht haben, um zu schauen, was die heute so machen, wie die so sind oder wie die heute überhaupt aussehen. Also gerade Leute wie Moses, der heute gar nichts mehr mit der Hardcore-Szene zu tun hat, oder Leute, die heute totale Popstars sind wie der Sänger von TOMTE oder der Sänger von MUFF POTTER, die sieht man da halt auch. Und das ist schon witzig. Leute von solchen Bands, die genau das Gegenteil von uns machen, die beziehen sich total auf uns und sagen, das war total prägend, das war total wichtig, das war cool. Die sind beide am Wochenende bei Rock am Ring aufgetreten.

Ranen: Im Endeffekt ist es ein subjektiver Blick auf die Hardcore-Szene von 1990 bis 2003.

Norbert: Ja, es geht halt darum, wie damals die Szene war und wie wir uns darin bewegt haben. Bei anderen Filmen über Bands sind halt einfach nur Konzerte hintereinander geschnitten. Aber das hier wird ein richtiger Dokumentarfilm. Als Bonusmaterial gibt es dann halt irgendwelche ungeschnittene Sachen.

Was glaubt ihr, wie groß das Interesse sein wird?

Norbert: Keine Ahnung. Aber wir haben auf jeden Fall vor, den Film in verschiedenen Städten in Kinos aufzuführen und da dann mitzufahren. Wenn Leute da Interesse haben, sollen die sich bei uns melden.

Ranen: Es gab schon Interessenten, die das aufführen wollen. Und darüber sind wir dann erst auf die Idee gekommen mit der Tour zum Film. Also wir setzen uns dann in den Pkw und trinken viel Bier.

Also wie HAMMERHEAD, nur ohne Arbeit ...

Ranen: Genau, das ist wesentlich besser.

Tobias: Eigentlich sind wir jetzt da angekommen, wo wir hinwollten.

Norbert: Die Kinopremiere wird auf jeden Fall aber am 1. September in Bonn stattfinden.

Tobias: Da können dann auch junge Leute mitbekommen, wo ihre scheiß Metal-Musik herkommt.

Im letzten Ox wurdet ihr als polarisierende, kontroverse Hardcore-Band beschrieben. Was habt ihr gedacht, als ihr das gelesen habt?

Ranen: Ich habe eigentlich nichts anderes erwartet. Ich weiß jetzt nicht, ob das Joachim Hiller geschrieben hat.

Wart ihr eine kontroverse Band?

Tobias: Tja, hm ... Wir sind halt keine Musikschoten, keine Eiferer, die es letztendlich doch probiert haben: "Ey, vielleicht schaffen wir doch den Durchbruch." Blabla. Einfach machen. Nicht so auf die Tour: "Das schadet uns vielleicht doch." Scheißegal, ob es schadet oder nicht schadet. Hauptsache Spaß und morgen tot.

Ranen: Ich finde auch, dass diese komische Punk- und Hardcore-Szene für mehr und mehr Leute zu einer Art Beschäftigung wurde und ein Geschäft. Manche haben das vielleicht weniger gelebt, was ja auch von mir aus okay ist. Aber wir haben uns halt nie angebiedert. Es wurden nie irgendwelche bandpolitischen Entscheidungen getroffen nach der Maßgabe, was uns nutzt.

Norbert: Eher im Gegenteil.

Ranen: Es gibt ja viele Bands, die generalstabsmäßig ihre Entscheidungen treffen: "Hey, wir müssen auf das und das Label, um dann das und das machen zu können." Das hat es bei uns halt nie gegeben.

Tobias: Wir waren im besten Sinne eine Band. Wir haben halt nur das gemacht, worauf wir Bock hatten, und nicht darauf geschaut, was hinten dabei raus kommt. Das war manchmal total super und manchmal total scheiße, aber mir persönlich hat das fast immer Spaß gemacht.

"Alles scheißegal und sein Ding machen" war dann auch eure Definition von Punk ...

Tobias: Ja natürlich, was denn sonst? Es gibt durchaus gute Musik von verängstigten Kleinbürgern, aber neunzig Prozent der Musik von verängstigten Kleinbürgern hört sich auch genauso an. Ich meine, Mike Ness kann schöner singen. Aber das ist halt einfach nur ein Proll, der seine Miete bezahlen will mit seiner Musik und zu faul ist, dafür arbeiten zu gehen.

Was glaubt ihr, sind die Gründe, weshalb ihr von anderen als kontrovers oder polarisierend gesehen werdet?

Tobias: Die ganze Szene ist von Kleinbürgern durchsetzt, die, wie es halt die Art von Kleinbürgern ist, an ihren Besitzständen festhalten und alles irgendwie einordnen müssen, und wenn irgendwelche überraschende Dinge passieren, damit nicht klarkommen. Eine Oi!-Band muss halt Oi!-mäßig sein, eine Rock'n'Roll-Band muss halt Rock'n'Roll-mäßig sein und eine Hardcore-Band muss halt Hardcore-mäßig sein. Und wenn das Bild zerspringt, dann sind die Leute halt total verstört und schreien: "Hey, kontrovers, Hilfe!", im Zweifelsfalle: "Antisemiten, Nazis" oder "Alkoholiker". Es wird halt von einer Band wie den KASSIERERN - die mag ich durchaus - erwartet, dass die KASSIERER-mäßige Sachen machen, und die machen das halt. Insofern sind die eigentlich auch stinklangweilig.

Für meine Begriffe stand HAMMERHEAD aber auch für einen gewissen Asi-Kult, also es war halt In, bei HAMMERHEAD-Konzerten Asi zu sein und damit den verbreiteten Klischees zu genügen.

Tobias: Was heißt hier Asi-Kult? Das waren halt Gymnasiasten, die sonst nur auf Festivals gehen, und dann gedacht haben: "Uiuiui! Jetzt haste aber mal eine Band, die ein bisschen anders ist." Als intelligenter Mensch muss man halt mit Trotteln leben können.

Habt ihr das nicht auch selber durch euer Verhalten gefördert?

Tobias: Also, es gibt keine unasozialere Band als HAMMERHEAD.

Ranen: Wobei, auf der Bühne manchmal ... da kann man das schon so stehen lassen.

Tobias: Nein, wir haben halt gerockt, das war nicht aufgesetzt.

Ranen: Nein. Aber ich meine, es ist doch klar, wenn Leute auf der Bühne da rumfeiern, dass die sagen, das ist asi ...

Tobias: ... ja, aber das ist "falsch" asi.

Ranen: Irgendwann verselbständigt sich das dann und dann sagen die: "Ich habe das und das gehört", was dann ohnehin nicht stimmt.

Tobias: Aber wenn man große Kunst auf der Bühne feilbietet, dann ist das große Kunst und nicht asi. Wir waren nie asi!

Auf der anderen Seite wart ihr auch irgendwie Everybody's Darling.

Norbert: Ich dachte, wir waren Asis ... Nein, aber das wundert mich in der Nachbetrachtung auch irgendwie, ehrlich gesagt. Bei den Interviews ist mir aufgefallen, dass es schwierig war, jemanden zu finden, der etwas kontroverses sagen würde. In der Nachbetrachtung sagen alle: "Ja, die waren total wild und haben ihr eigenes Ding gemacht." Das ist im Nachhinein echt schwer zu sagen, vielleicht fanden viele damals, dass wir asozial waren. Wir hatten ja Auftrittsverbot in diversen Läden ...

Mal zur Musik. Von der "Youth Core Band" zu den "Asipunkern": Wie seht ihr selbst eure Entwicklung, war die Rückkehr zum Punk eine bewusste Willensentscheidung?

Tobias: Bewusst war das schon ein bisschen. Wir hatten ja unseren guten Bandkumpel Ginter damals, der ja auch maßgeblich an der Covergestaltung der ersten Veröffentlichungen und der der späteren Tourplakate mitgewirkt hat. Der wohnte in einem winzigen Westerwald-Kaff und zu dem bin ich öfter hingefahren. Ginter hat immer so Zeichnungen gemacht, die uns und andere Hardcore-Bands verunglimpft haben. Und im Zuge dessen habe ich mir gedacht, eigentlich ist es ja eine total aufgesetzte, affige Halbschwulenscheiße, dieses ganze Hardcore-Gedöns.

Habt ihr dann gesagt, Hardcore ist für den Arsch, also wieder zurück zum Punk?

Tobias: Nee, ich habe einfach deutsche Texte gemacht und andere oder ähnliche Musik gemacht. Also meine Theorie ist, dass gute Musik dadurch entsteht, dass junge Bands versuchen, so zu klingen wie irgendeine Band, das dann nicht hinkriegen und trotzdem weiter machen. Dadurch entsteht dann was Neues. So war es wohl bei uns.

Norbert: Es ging ja auch darum, dass man ein bisschen Spaß hat bei der ganzen Sache. Klar wollte man Musik machen. Aber deshalb haben 7 INCH BOOTS ja auch gesagt, dass sie keinen Bock mehr haben auf den ganzen Straight Edge-Kram, weil es ihnen zu blöd ist, da etwas nachzubeten, was irgendwelche Ami-Bands machen. Die sind dann den Weg gegangen, irgendetwas völlig anderes zu machen. Und wir haben gesagt, wir machen es trotzdem weiter, aber so, wie wir das gut finden und wie das halt in Punk übersetzt werden kann.

Ich würde euch alle als eher komplizierte Menschen einschätzen. Stimmt das? Wie hat das innerhalb der Band funktioniert?

Tobias: Also eigentlich sind wir totale Phlegmaten ...

Ranen: Und konfliktscheue, komplexfreie ...

Tobias: ... konfliktscheue Phlegmaten und wir haben uns immer gut verstanden. Also, wenn du Interviews von anderen Bands liest, und da heißt es dann: "Im Studio haben wir uns dann über blablabla gestritten", an so was kann ich mich bei uns überhaupt nicht erinnern. Wir waren in der Regel angetrunken und haben uns über überhaupt nichts gestritten. Eigentlich war uns allen fast immer alles egal.

Das war dann auch die gemeinsame Grundlage?

Tobias: Ja, dass allen immer alles egal war, das find ich gut, und dass nie so ein Ehrgeizling dabei war, denn das hätte mich abgestoßen.

Norbert: Was uns auch zusammengeschweißt hat, war, dass wir 95 Prozent von allen anderen Bands total scheiße fanden, wir aber unter uns die gleiche Meinung hatten, was wir gut finden. Wir hatten dann auch zeitweise immer Bands, mit denen wir öfter gespielt hatten, und die fanden wir nett. Aber ansonsten fanden wir die meisten total scheiße und hielten uns für viel besser. Da waren wir uns immer einig, auch in Bezug darauf, was an uns besser war.

Das hört sich sehr elitär an ...

Norbert: Ja, das denke ich schon.

Mit einer elitären Haltung geht aber auch immer eine gewisse Arroganz einher. Kann man euch so kennzeichnen?

Ranen: Wie Norbert schon gesagt hat: Innerhalb der Band waren wir halt insofern elitär, dass wir unter uns einig waren darüber, was wir gut finden und was wir ablehnen. Und wir haben das Meiste abgelehnt. Nach außen hin eher nicht. Da kam das eher so hauruckmäßig und mit einer gesunden Antihaltung rüber. Inwiefern wir da aber unsympathisch rüber kamen, weiß ich nicht. Das kann ich nur schwer beurteilen.

Norbert: Ja, wahrscheinlich schon. Aber bei so einer Art Musik ist ja nicht Bescheidenheit und Freundlichkeit die erste Wahl, sondern eher das Gegenteil.

Tobias: Außerdem, wenn man die ganze Sache nicht so bierernst nimmt, dann fällt einem auf, wie kläglich das Ganze ist. Wie schrecklich das ist, wenn Leute in einem Scheißjugendzentrum auftreten, ganz nervös sind und das Ganze minutiös planen: "Hey, ich hör mich auf dem rechten Monitor nicht so gut" - meine Güte, das ist doch ohnehin alles völlig egal.

Schaut ihr mit einer gewissen Wehmut auf die HAMMERHEAD-Zeit zurück?

Ranen: Also, totale Wehmut ist das bei mir noch nicht, dafür ist es zu kurz her. Aber es war halt das Bestimmende in meinem Leben über einen sehr langen Zeitraum hinweg. Die Entscheidungen, die ich treffen musste, sind immer im Zusammenhang mit HAMMERHEAD gefallen.

Tobias: Ich wusste fast jedes Wochenende, was ich zu tun hatte - einen Bus anmieten und irgendwo hinfahren. Das erleichtert die Samstagabendgestaltung enorm. Das war einfach ganz bestimmend in einer wichtigen Phase. Die Adoleszenz war der Band gewidmet.

Ranen: Das hast du eben ganz schön gesagt, dass man eben nicht in die Disco musste.

Tobias: Das war halt auch einfach das wichtigste, jedes Wochenende irgendwo durch die Republik zu fahren und immer live zu spielen. Nicht das Proben oder Aufnehmen.

Was bleibt nach 14 Jahren Band?

Norbert: Ich weiß jetzt, was gut und was böse ist.

Tobias: Wir haben jetzt gerade das Postulat ausgegeben, es ist zu früh für Wehmut, aber nie zu früh für Wermut. Aber ach, ich bin schon ein bisschen wehmütig. Jetzt wird man alt, grau, fett und geht auf die 40 zu und fährt U-Bahn immerzu. Meine Güte, jetzt ist der Käse langsam gegessen. Das wäre aber auch nicht länger gegangen. Ich meine, jetzt mit grauen Schläfen immer noch den Affen zu machen und lustige Sachen auf der Bühne erzählen ...

[b]HAMMERHEAD ist definitiv vorbei?


Danilatore: Ja, ich glaube schon.

Norbert: Ich tippe, es wird eine Reunion geben, und wenn es in zehn Jahren ist.

Ranen: Das wäre dann aber total armselig.

Tobias: Aber eigentlich wäre das total geil, alle mit Sachbearbeiterkranz, geschieden und mit dem ersten Bypass ...

Ranen: Ich schwöre, es wird auf jeden Fall noch ein HAMMERHEAD-Konzert geben.



Don Hammer





* Tjaja, die Erinnerung ... Popkomm vor vielen Jahren, es ist sicher schon 22 Uhr, Trust-Festival an der "Kantine". Ich bin mit POTHEAD unterwegs, ein schöner Abend, bis eine sehr penetrante Dame aus dem HAMMERHEAD-Umfeld mich (bewusst provozierend) ankeift, angreift und beschimpft. Ich wehre mich, und bevor ich mich versehe, prasseln von der Dame und ihren Begleitern Fausthiebe auf mich ein, im Pulk auch Herr Scheiße (nomen est omen), Moses Arndt steht dumm grinsend daneben, und Freunde ziehen mich zur Seite. Hielt ich Moses vorher schon für ein blödes Arschloch, war meine Meinung nun noch fundierter, und meine Meinung zu HAMMERHEAD und Herrn Scheiße steht seit diesem Tag auch. Andere Menschen werden sie jetzt vielleicht für noch legendärer halten ...