POWERSOLO

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Rührei und Donkey Soul!

Die Enfants Terribles der dänischen Rockszene sind wieder da, mit ihrem nunmehr dritten Album "Egg" und einem leicht anderen Vibe, der aber noch immer unverwechselbar nach POWERSOLO klingt. Weniger twangy, stattdessen mehr in Richtung Sixties- Rhythm&Blues und mit einem großen Schuss verspielter, zügelloser Verrücktheit versehen. Sänger und Gitarrist Kim Kix und Perkussionist JC Benz waren freundlich genug mich einzuweihen, in welche Richtung es mit POWERSOLO aktuell geht.

Eure neue Platte "Egg" unterscheidet sich etwas vom Vorgänger: fetterer Sound, mehr Gastmusiker, und es steht weniger im Mittelpunkt, dass ihr eigentlich ein Trio seid.

Kim: Wir sind noch immer ein Trio, wir haben nur mehr Möglichkeiten ausgeschöpft. Live müssen wir die fehlende Orgel und den Background-Gesang alleine kompensieren. Aber ja, wir haben einige Gastmusiker dabei, hier und da ein elektrisches Violinensolo und weiblichen Gesang.

"Egg" klingt doch irgendwie mehr nach 60er-Jahre-R&B, oder?

Kim: Ja genau! Es enthält weniger Rockabilly und Punk, dafür mehr Soul.

Also kein "Donkey Punk" mehr, haha?

JC: "Donkey Fuzz" vielleicht ...

Kim: "Donkey Punk" war ein Begriff, auf den wir kamen, weil wir genauso dünn, hässlich und störrisch wie Esel sind. Keine Ahnung, es ist schwer, unsere Musik zu etikettieren. Wir hatten keinen von Anfang an feststehenden Plan, aber es entwickeln sich eben einige Dinge, wenn du zwischen zwei Platten zwei Jahre lang Musik hörst und auf Tour bist. Wir haben uns eine Menge alten Soul angehört, CANNED HEAT, Ike & Tina Turner und ZZ TOP. Einiges davon hat uns wahrscheinlich beeinflusst, wenn auch nicht allzu direkt.

JC: Die Hörer sollten verstehen, dass man POWERSOLO einfach nicht in einen Begriff oder eine Schublade zwängen kannst.

Ein Song wie "Action" erinnert mich etwas an King Khan, wenn auch mit einem Cockney-Akzent.

Kim: Ja, das war eher ein Unfall. Erst heulte ich wie immer, aber als wir dann im Studio waren, klang es so nicht richtig gut und wir begannen zu experimentieren.

Es wäre einfach zu nahe liegend, einen R&B-Song mit amerikanischem Akzent zu singen.

Kim: Genau, du solltest nicht versuchen, andere zu kopieren. Was du tun musst, ist, einer Sache deinen eigenen Stempel aufzudrücken und genau das versuchen wir. Wenn ich mir den Song anhöre, fühlt sich das nicht an, als ob ich singen würde, sondern nur irgendeine Figur aus dem POWERSOLO-Universum.

JC: Wenn ich "Action" höre, denke ich immer an THE ACTION, diese alte Mod-Band mit Martin Stone. Tatsächlich haben wir Martin Stone auf einem anderen Stück dabei, so ist alles miteinander verbunden, haha.

Du versuchst bei "Dans les rues de Paris"französisch zu singen. Ist das komplett französisch oder ein Gemisch wie das Spanisch-Englische bei "Senorita"?

Kim: Es ist vollständig französisch. Ich und mein Bruder Atomic Child wuchsen in Tunesien auf, wir sind also Muttersprachler.

Für gewöhnlich reden dänische Bands davon, nach London zu gehen und sich NME-Journalisten zu präsentieren. Mit Frankreich hat POWERSOLO da einen anderen Weg gewählt.

Kim: Es läuft großartig da unten, wir dort touren viel, bald schon wieder. Wir haben eine besondere Beziehung zu Frankreich. Ich spielte schon mir meiner alten Band GODLESS WICKED CREEPS viel dort und habe eine Menge Freunde da. Wir fühlen uns sehr wohl mit dieser Sprache und Kultur. Aber es ist nicht der logischste Schritt, Frankreich zuerst zu erobern. Wenn es um Rock'n'Roll geht, ist Frankreich ein ziemliches Entwicklungsland, aber das hat sich über die letzten Jahre stark verbessert. Die Szene dort ist sehr ursprünglich und es gibt ein riesiges Publikum.

Andre Williams ist Gastsänger bei "It's raceday", und für "Aloha New York" habt ihr Jon Spencer gewonnen. Kim, du spielst Bass bei HEAVY TRASH, daher sicher die Verbindung, oder?

Kim: Ja, das war ein Freundschaftsdienst. Wir stellten es uns lustig vor, Jon Spencer auf eine hawaiianische Melodie singen zu lassen, weil er eben dieses Image als Mr. Cool und Mr. Blues hat und es interessant erschien, ihn etwas völlig anderes machen zu lassen.

JC: Die Lyrics hat er übrigens selber geschrieben.

Mit HEAVY TRASH tourst du aber nur in Europa, oder?

Kim: Ja, sie nennen es die "Scandi Crew". Mit HEAVY TRASH zu spielen war lustig, das sind verdammt nette Kerle. Na ja, eben habe ich eine Brasilientour mit ihnen abgelehnt. In den Staaten werden sie von den SADIES begleitet.

LC: Und die SADIES wiederum haben mal Andre Williams begleitet.

Kim: Genau, es ist alles verknüpft.

Beim letzten Stück auf "Egg", "Gentle on the nards", musste ich an Screamin' Jay Hawkins denken. Ist das als Hommage gedacht?

Kim: Absolut, ich bin ein riesiger Screamin' Jay Hawkins-Fan und der Song ist beinahe schon geklaut. Es ist eines meiner Lieblingsstücke auf der Platte.

Und was ist mit dem dänischen Film "Himmerland", da soll die Musik von euch sein?

Kim: Ja, das ist ein Thriller mit Nikolaj Coster-Waldau und Zlatko Buric in den Hauptrollen, der hat im Herbst Premiere, und dann soll auch der Soundtrack dazu erscheinen.



Jens Kofoed-Pihl