HEAVENS

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In a dark sentimental mood

HEAVENS, das gar nicht mehr ganz so junge Projekt von Matt Skiba, seines Zeichens Sänger und Gitarrist von ALKALINE TRIO, und Josiah Steinbrick hat gerade auf Epitaph Records sein Debütalbum „Patent Pending“ veröffentlichen. Für mich ein triftiger Grund, um zum Hörer zu greifen. Leider klappte ein Interview mit Matt Skiba aus organisatorischen Gründen nicht, doch Josiah Steinbrick hatte mindestens genauso viel zu erzählen. Lest selbst, was es mit HEAVENS genau auf sich hat!


Wie fing das Projekt HEAVENS denn überhaupt an? Was war der Funke, der alles zum Leben erweckte?

Das Ganze fing damals so an, dass Matt von Chicago nach Los Angeles zog und wir einige Zeit zusammen wohnten. Ich hatte eine Kassette mit diversen Aufnahmen und Ideen von mir und spielte sie Matt vor. Er fand die Sachen echt cool und konnte sich schon vorstellen, darüber zu singen. Er hatte schon direkt einige gute Ideen im Kopf! Wir probierten dann einfach etwas herum und überlegten uns, noch mehr Songs zu machen, für ein ganzes Album.

Hattest du die Songs denn einfach so für dich geschrieben, oder schon mit Absicht für eine Band? Hattest du damals eine Band?

Nein, zu dem Zeitpunkt hatte ich keine Band. Ich hatte die Lieder nur für mich geschrieben und sie waren demnach für keine Band reserviert, wenn man das so sagen will.

Du sagtest, dass du die Songs schreibst; Matt liefert dann die Texte. Wie sieht das denn mit der Zusammenarbeit aus? Habt ihr geprobt oder wie kann man sich das vorstellen?

Nein, geprobt haben wir nicht. Es ist so, dass ich die Songs fertig mache und diese dann einfach weitergebe an Matt und er kümmert sich um die Texte und den Gesang. Es kam aber auch mal vor, dass wir mit einer Gitarre einige Songs durchgegangen sind, um diese dann besser auf Matts Ideen abzustimmen, zu kürzen oder anders zu arrangieren. Aber das war eher die Ausnahme.

Wenn du die Lieder schreibst, arbeitest du da auch mit einem Drum-Computer oder reichen dir die Gitarren?

Die Demos von dem Album haben wir mit einem Drum-Computer gemacht. Später dann im Studio hat unser Freund und Produzent Ben Lovett die Drums noch einmal besser programmiert und das Ganze klang dann gleich viel homogener. Danach hatten wir dann noch mal einen Live-Drummer, der noch mal alle Sachen ein- beziehungsweise nachspielte.

Okay, ich hab gestern die CD zum ersten Mal gehört und finde sie echt gut! Beim ersten Durchgang kam sie mir zwar etwas steril vor, doch nach und nach wachsen die Lieder und zeigen viel Emotionen und auch Groove!

Ja, da ist was dran. Es ist ein wenig steril, aber das war, glaub ich, auch von uns beabsichtigt. Wir wollten so was wie „Digital-Sound trifft auf Live-Sound“ haben.

Gibt es für Matt eigentlich einen Unterschied, ob er nun Texte für ALKALINE TRIO oder für HEAVENS schreibt?

Also, das ist nun mehr eine Matt-Frage, aber ich denke, dadurch, dass er eh einen besonderen Stil hat, ist es für ihn fast egal, für welche Band er schreibt. Er wird da bestimmt keinen Unterschied machen.

„Garden“ ist der Opener eures Albums. Die Texte sind recht düster und negativ. Das steht nun wiederum im direkten Gegensatz zu eurem Projektnamen HEAVENS. Wie kommt das?

Die Inspiration für den Song „Gardens“ kommt von einem Gemälde namens „Garden of Delights“, welches Hieronymus Bosch gemalt hat. Der Name HEAVENS ist für uns eher ein Gegensatz im Bezug zu der alltäglichen Vorstellung eines Himmels. Da denkt man ja eher an helles Licht, unendliche Freude und so was. Da unser Album allerdings recht düster ausgefallen ist, hat der Name HEAVENS dann für uns eine eher gegensätzliche Bedeutung.

Bleiben wir doch noch bei den Songs. Da gibt es die dritte Nummer, „Heather“, die sehr ruhig und bedächtig daher kommt. Worum geht es da? Etwa um Heather Hannoura, die Künstlerin und Merchandise-Frau von ALKALINE TRIO?

Exakt! Es war damals so, dass wir unsere ersten drei Songs an zwei Tagen geschrieben haben und natürlich recht aufgeregt waren. Wir wollten es einfach Heather mitteilen und wir versuchten sie anzurufen, doch sie ging nicht dran, sie antwortete nicht und hörte ihren AB wohl auch nicht ab. Nun ja, daraufhin schrieben wir den Text darüber und haben sie damit etwas geärgert, haha.

Was war denn die Idee zu dem Artwork, zu dem Cover? Da spiegeln sich zwei Gesichter und wenn man das Ganze wiederum weiter weg stellt und aus der Distanz betrachtet, hat es schon wieder fast etwas von einer Art Maske oder dergleichen.

Ja das Ganze hat etwas Geheimnisvolles und Spirituelles. Ein Freund von mir hat dieses Foto gemacht. Wir hatten mehrere Ideen aber dieses gefiel uns am besten. Wir wollten sicher ein düsteres Image haben, doch es sollte auch Schönheit und Essenz in sich tragen.

Okay, kommen wir mal zu deiner anderen Band THIEVES LIKE US. Worin liegt der Unterschied zwischen den beiden Bands?

THIEVES LIKE US habe ich vor etwa zwei Jahren mit einer anderen Gitarristin gegründet. Wir haben dann etwa ein Jahr lang Songs geschrieben und geprobt und sie sang dazu. Dann vor einem Jahr etwa stieß ein Drummer zu uns. Kurz darauf spielten wir einige Shows mit ALKALINE TRIO, und als wir von der Tour wiederkamen, nahm ich das Ganze recht ernst. Wir haben dann Material für ein ganzes Album geschrieben und werden es hoffentlich bald machen können. Rein musikalisch gehen wir da schon etwas mehr ins Experimentellere und mehr Richtung Rock, wohingegen HEAVENS ja schon etwas poppiger und seichter ausfällt.

Plant ihr denn auch Auftritte mit HEAVENS? Wird es da eine Live-Band geben?

Ja, sicher, das haben wir vor. Wir werden Matthew Compton als Drummer haben, der auch das Album eingespielt hat. Wir werden einen zweiten Gitarristen, einen Bassisten und einen Live-Keyboarder haben, also ein komplettes Line-up.

Wollt ihr denn auch nach Europa kommen?

Das kann ich jetzt noch nicht so genau sagen. Das Album wird im September veröffentlicht und dann werden wir einige Konzerte spielen. Matt ist ja mit ALKALINE TRIO immer viel unterwegs und daher werden wir die Live-Aktivitäten mit HEAVENS in kleinen Dosen umsetzen. Wir wollen halt auch einfach am Anfang testen, was passiert und wie es ankommt. Nach Deutschland würde ich auch gerne mal wieder kommen. Ich war schon viermal dort und es hat mir immer sehr gefallen.

Wie kam denn eigentlich der Kontakt zu Epitaph Records?

Matt kennt Brett schon etwas länger und gab ihm mal ein Tape von unseren Aufnahmen und er mochte das Material sofort – er wollte es umgehend rausbringen. Wir hatten die ganze Platte im Grunde ja selbst finanziert und produziert. Wir haben quasi anders herum gearbeitet. Das Label kam dann zum Schluss dazu.

Wie bist du denn so generell mit dem Album „Patent Pending“ zufrieden?

Sehr zufrieden. Ich meine, wir haben das Material vor über zwei Jahren geschrieben. Dann haben wir Demos aufgenommen, danach das Album im Studio. Dann kam der Deal mit Epitaph Records zustande und nun endlich kommt es raus. Ich habe diese Lieder daher schon tausende Male gehört, daher bin ich echt gespannt, was passiert, wenn das Album rauskommt.

Das kann ich mir vorstellen! Gibt es denn schon wieder Material für ein weiteres Album?

Also, wir haben natürlich mal über ein zweites Album gesprochen, doch daran gearbeitet haben wir bisher nicht. Wir wollen auch erstmal abwarten, was mit diesem Album passiert und dann sehen wir weiter. Wir müssen auch erst einmal die Live-Band einarbeiten und Shows spielen und uns um die Promotion der jetzigen Scheibe kümmern.

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