MILLENCOLIN

Mit dem neuen Album "Pennybridge Pioneers" melden sich die erfolgreichsten Schweden in Sachen Softcore nach zwei Jahren Pause wieder zurück. Dass sie wohl den Grundstein für den Boom des Melodypunk-Exports aus Schweden legten, bestreitet niemand, aber nach dem "Four Monkeys"-Album war die Luft spürbar raus und manche Gerüchte besagten damals sogar, dass die Tage von MILLENCOLIN gezählt seien. Das Quartett belehrt uns jedoch eines besseren und legt ein Album vor, dass dem typischen MILLENCOLIN-Sound treu geblieben ist und trotzdem um einiges reifer und kompakter klingt. Drummer Frederik Larzon erzählte, mir wie es dazu kam.

Warum hat es so lange gedauert, bis das neue Album erschienen ist?


"Wir hatten auf der "Four Monkeys"-Tour über 200 Shows gespielt und wir waren alle ziemlich fertig und brauchten eine Pause. Wir hatten seit unserem ersten Album eigentlich immer diesen Ablauf "Platte aufnehmen, touren, Platte aufnehmen, touren", und das wurde uns dann einfach zu viel und wir nahmen uns ein eineinhalbjährige Pause."

Denkst du dieser, Break hat euch geholfen, euer neues Album aufzunehmen?

"Auf jeden Fall, demm ich bin mir nicht sicher, was passiert wäre, wenn wir uns diese Pause nicht gegönnt hätten."

Meinst du damit etwa. das es euch dann heute nicht mehr geben würde?

"Wir würden vielleicht noch existieren, aber wir hätten wahrscheinlich ein wesentlich schlechteres Album rausgebracht. Ohne diesen Break wären wir nicht mit dem Enthusiasmus an ein neues Album rangegangen, wie wir es jetzt getan haben. Bei den jetzigen Aufnahmen waren wir mit viel Spass an der Sache dabei und wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis."

"Pennybridge Pioneers" klingt um einiges erwachsener als eure vorherigen Alben. Habt ihr darauf hingearbeitet oder ist es Zufall, dass der Sound rockiger und vor allem ohne Ska daherkommt?

"Nun, ich denke es kommt daher, dass wir in der letzten Zeit einfach nicht soviel Skapunk gehört haben. Das Album entstand diesmal auch anders, Nikola hatte während unserer Pause vierzig Songs auf seiner Akustik-Gitarre geschrieben und wir fingen an, diese zu bearbeiten. Wir wollten, dass die Songs so gut wie möglich klingen und es hörte sich mit Ska einfach nicht so toll an."

Wie kam es denn zu der Zusammenarbeit mit Mr. Brett, der sicherlich einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Sound von "Pennybridge Pionneers" hatte?

"Es war unser Labelboss Peter, der Mr. Brett fragte, ob er nicht Lust hätte uns zu producen. Und Mr. Brett sagte zu, was sicherlich ein Glück für uns war, denn er hat uns bei den Aufnahmen sehr geholfen, wir konnten sehr konzentriert an dem Album arbeiten."

Wie empfindest du denn das Touren, wenn man bedenkt, dass ihr doch schon die ganze Welt bereist habt und ständig unterwegs seid?

"Ich finde Touren ist so was wie Urlaub, aber wenn du zu viel davon bekommst, artet es in Arbeit aus, wie am Ende der "Four Monkeys"-Tour, wo wir das Touren sicherlich nicht mehr als Urlaub empfunden haben. Aber jetzt ist es wieder sehr schön auf Tour zu sein."

Hat sich viel geändert, seit Epitaph euer Label Burning Heart übernommen hat? Seid ihr jetzt stärker auf Amerika konzentriert?


"Nein, wir sind nicht mehr auf Amerika konzentriert als auf Europa oder Australien auch, aber wir hätten sicherlich nicht die Chance gehabt, sechsmal in den USA zu touren, wären wir nicht von Epitaph gesignt worden. Epitaph haben uns da wirklich sehr geholfen, sie haben die Connections für uns gemacht und leisten sehr gute Arbeit. Wir sind sehr glücklich mit ihnen."

Als ihr mit "Tiny Tunes/Same Old Tunes" anfingt, habt ihr jemals daran gedacht, dass ihr so erfolgreich werden würdet?

"Wir haben nie darüber nachgedacht. Wir wollten halt einfach nur Spass haben und ein bißchen touren. So entwickelte sich das ganze und wir arbeiteten hart daran und sind sehr glücklich mit dem was wir erreicht haben."

Viele eurer Landsmänner sind ähnlich erfolgreich. Wie erklärst du dir, dass so viele Melodypunk-Bands aus Schweden stammen und nicht aus Frankreich, Spanien oder Deutschland?

"Ich denke, das liegt einerseits daran, dass die meisten schwedischen Punkbands englische Texte singen und dadurch mehr Leute erreichen, und viele deutsche oder französische Bands sich auf ihre Landessprache konzentrieren, und andererseits daran, dass viele der schwedischen Bands, technisch gesehen, auf einem höheren Level spielen. Aber warum letztendlich schwedische Punkbands erfolgreicher sind als die aus anderen Ländern. weiss ich auch nicht so genau."

Welche Bands haben euch denn stark beeinflusst?

"Als wir anfingen, hörten wir viel BAD RELIGION, OPERATION IVY, NOFX und all diese Bands, die wir noch immer hören, aber es sind noch so viele andere von Reggae bis Punk, die wir gerne hören, da ist es wirklich schwer eine Band zu nennen, die uns stark beeinflusst hat."

In welche Richtung, glaubst du, werdet ihr euch musikalisch weiterentwickeln?

"Wir werden anfangen Death Metal zu spielen. Nein, ernsthaft, ich weiss nicht, wir haben noch nicht damit angefangen für die nächste Aufnahme Ideen zu sammeln. Es ist schwer zu sagen, wie wir uns entwickeln werden. Aber ich hoffe, dass wir uns noch steigern können, noch aggressiver werden vielleicht..."

Vielleicht auch schneller, angesichts der Tatsache, dass "Pennybridge Pioneers" deutlich langsamer als die früheren Platten ist?

"Die Drums sind langsamer, die Gitarren sind jedoch genauso schnell wie früher, und ich denke, dass hat den Songs sehr gut getan, denn wenn die Drumbeats immer schnell und durchgängig sind, geht viel vom Songmaterial verloren. Im übrigen glaube ich, dass "Pennybridge Pioneers" deutlich aggressiver und härter ist als unsere alte Platten. Ich hoffe einfach, dass wir noch bessere Songs schreiben, egal ob es nun Ska-, Pop- oder Emosongs werden."

Danke für das Interview und viel Spass auf der Tour!