CAIPYRANHAS

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Cheap, cheap - Auswärtssieg

Wenn man im Internet über eine Band stolpert und sich nur aufgrund von drei Demo-Songs auf ihrer MySpace-Seite entschließt, nach fucking Kassel zu fahren, um sie live zu begutachten und auch gleich ein Interview zu machen, dann hat man dreieinhalb Stunden Zeit, sich im Stehen - scheiß DB - ein paar Gedanken zu machen: Was mach ich denn, wenn die live kacke sind? Ob ich dann spontan noch ein Interview mit der anderen Band machen kann? Oder soll ich dann einfach heimlich wegrennen? Glücklicherweise konnten die CAIPYRANHAS meine Zweifel schnell zerstreuen, denn mit ihrer Mischung aus Psychobilly, Rockabilly und Surf, mit Einflüssen, die von den STRAY CATS bis zu Rory Gallagher reichen, spielten die Jungs die Hauptband des Abends einfach gnadenlos an die Wand. Nach dem Konzert hatten Pit Merenco (voc, git), Don Tose (slap-bass) und Benny Talent (dr) sogar noch genug Energie, um mir bei ein paar Bierchen unter anderem zu erläutern, wie ihr Demo enstand, wie es zu dem demnächst anstehenden Konzert im Vorprogramm der METEORS kam, und warum man sich mit Internetbekanntschaften besser nicht treffen sollte.



Wart ihr denn zufrieden, wie es heute Abend gelaufen ist?

Benny:
Ja, super Gig. Wir haben uns heute technisch selbst übertroffen. Haha.

Don: Aber hey, es war immerhin einer da, der uns nicht mochte. Aber der wusste ja, wo die Tür ist.

Benny: Ja, genau. Kannste tanzen? Dann tanz ab!

Pit: Also wir waren tatsächlich, wie ich gesagt hab, um halb elf da und um viertel vor elf standen wir auf der Bühne. Und wir hätten um viertel vor elf anfangen können. Also wenn man bedenkt, was für einen Scheißtag wir hinter uns haben, war es ein geiler Auftritt. Und das ohne Soundcheck!

Don: Wenn ich überlege, dass ich diesen Tag eigentlich bis zum Auftrittsbeginn aus meinem Kalender streichen möchte, war der Auftritt geil. Und es war der teuerste Auftritt, den wir bis jetzt hatten. Euer Bassist ist finanziell ruiniert.



Als Band in dieser Besetzung gibt es euch ja noch nicht so lange.

Pit:
Benny und ich waren vorher bei den RED HOT WHEELS. Aber es gab da ein paar persönliche Probleme und da hab ich gesagt, ich steige aus. Zehn Minuten später kam eine SMS von Benny: "Bleib, wo du bist, ich bin auch ausgestiegen." Für uns beide war klar, wir machen auf jeden Fall weiter, egal wie.

Benny: Dann haben wir einen neuen Bassisten gesucht und haben zwangsweise erst mal zwei Monate Pause gemacht und dann kam eben Don dazu.

Pit: Wir haben eigentlich relativ flott schon wieder angefangen und haben einfach mehrere Bassisten probiert.

Benny: Wir hatten auf jeden Fall eine Menge guter Songs, die wir nicht so einfach verwerfen konnten.



Habt ihr dann weiter noch Songs eurer alten Band gespielt?

Benny:
Ja, bis auf einen Song.

Pit: Die Hälfte vom Programm waren sowieso Cover und die andere Hälfte hatte ich geschrieben, das waren also ohnehin meine Songs. Jetzt bei den CAIPYRANHAS ist das so, dass jeder Songs schreiben kann.



Inwiefern gibt es denn Parallelen zwischen den RED HOT WHEELS und den CAIPYRANHAS beziehungsweise wo seht ihr die Unterschiede?

Benny:
Wir sind definitiv schneller geworden. Und lauter.

Pit: Ja, schneller, härter und rockiger, würde ich sagen. Viele Leute sagen ja, es wäre Psychobilly, aber es gibt auch welche, die nennen es einfach Rock. Manche sagen sogar Blues Rock.

Benny: More Rock, less Billy.



Wie weit seid ihr denn mit den RED HOT WHEELS gekommen?

Benny:
Stadtfest Peine, Stadtfest Gifhorn ... Außerdem waren wir dreimal im Vorprogramm von den KINGS OF NUTHIN'. Mit den HORRORPOPS haben wir gespielt und mit HOT BOOGIE CHILLUN, mit RAYMEN und mit BIG JOHN BATES & THE VOODOO DOLLZ. Mit den RED HOT WHEELS haben wir halt hauptsächlich im lokalen Bereich gespielt, so im Raum Braunschweig und Hannover. Und wir waren im Rockabilly-Fanzine Dynamite! mit auf der Single. Das war aber noch als RED HOT WHEELS. Da hatten wir auch schon vier Songs aufgenommen im Studio und die waren dann eben mit auf der Single drauf. Und dann waren wir wie gesagt im Vorprogramm von KINGS OF NUTHIN', als die bei uns in der Gegend gespielt haben.

Pit: Das ist auch der große Unterschied zur alten Band. Mit den RED HOT WHEELS waren wir eine lokale Band und wir haben jetzt bewusst gesagt, wir versuchen es auch außerhalb. Und das machen wir ja auch.



Als CAIPYRANHAS habt ihr ja mittlerweile auch Studioaufnahmen vorzuweisen.

Benny:
Ja, unser Demo haben wir an zwei Tagen Ende April, Anfang Mai aufgenommen. Und es war im Endeffekt wirklich besser, als wir erwartet hatten, also zumindest besser, als ich persönlich erwartet hatte. Wir haben vier Songs aufgenommen und dann haben wir noch ein paar Leute eingeladen, die den Backgroundgesang gemacht haben.

Pit: Das ist also eine hundertprozentig eigene Produktion. Wir haben alles analog auf Tape aufgenommen, auf acht Spuren. Die Basis, also Bass, Schlagzeug und Gitarre, haben wir komplett live aufgenommen. Wir haben also keine Overdubs gemacht. Nur der Gesang ist später noch reingemischt worden. Einfach aus praktischen Gründen, weil man da nachher immer noch ein bisschen besser mixen kann. Aber es ist schon fast eine reine Live-CD, kann man sagen.



Ein anderes Nahziel ist auch das Konzert zusammen mit den METEORS in Koblenz an Halloween. Wie ist das denn zustande gekommen?

Benny:
Für mich ist das ein absoluter Traum, mit denen zu spielen. Ich bin ein riesen METEORS-Fan, hab so mit 14 angefangen, die zu hören. Ich hatte von Dietmar, der das Konzert organisiert, gelesen, dass ihm noch eine Vorband fehlt, und da hab ich ihn einfach mal angeschrieben. Ich hab ihm dann unser Demo geschickt und ein paar Wochen später hat er mich angerufen und zugesagt. Auch als wir das erste Mal mit denen gespielt haben, haben wir uns schon super mit denen verstanden. Und das sind auf jeden Fall mittlerweile Freunde von uns. Also nicht nur MySpace-Freunde.



Super Überleitung, darüber wollte ich nämlich auch noch mit euch reden. Mich interessiert immer, welchen Stellenwert Bands Plattformen wie MySpace einräumen.

Benny:
Na einmal ist es natürlich die billigste Werbung. Aber du kannst auch selbst eine Menge Bands kennen lernen. Kontakte herzustellen ist halt super easy. Also im Endeffekt ist es doch so, eine eigene Homepage ist okay, aber jemand, der dich nicht kennt, geht da ja auch nicht drauf. Und so guckt halt jemand durch die Friends-List und denkt dann "Oh, was ist das denn?" und kommt durch Zufall auf uns. Gerade aus Amerika kriegen wir so viele Anfragen über MySpace. Ich weiß auch nicht, warum, aber die finden uns da alle geil.

Pit: Wir waren gerade mal zwei Wochen online, da hatten wir schon eine Anfrage von Baltimore Psychobilly, diesem Radiosender.

Don: Es überrollt uns im Moment alles ein bisschen. Wir haben diese MySpace-Geschichte gemacht, erstmal, um alte Kontakte zu halten und dann wieder um überhaupt eine Homepage zu haben.

Pit: Wir haben jetzt seit wir da sind, seit Anfang Mai, mehr als 3.500 Profile Views. Das ist natülich kein Weltrekord, aber für so ein paar No-Nos ...

Pit: Der Vorteil von MySpace ist eben, dass man super schnell Updates machen kann. Man braucht keine Kenntnisse dafür. Ich hab, wenn es um solche Sachen geht, eh zwei linke Hände.

Benny: Mit unserer alten Band hatten wir anderthalb Jahre nur eine Startseite.

Don: Den ganzen Inhalt muss man im Internet sowieso erst mal an die Seite packen. Treff dich mal mit Frauen aus dem Internet, die sind auch immer zwei bis drei Kilo zu schwer. Internet ist irgendwie eine Farce.

Man muss uns einfach live erleben.