ONCE TASTED LIFE

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Still more than Entertainment

Mut zu leisen Tönen, aber auch Hang zu verzerrten Gitarren, Texte mit Hirn und Herz, Popmusik gespielt von Menschen, die ihr Leben zum Teil seit gut zehn Jahren der Musik widmen, sei es Hardcore (SICK OF SILENCE), sei es Metal (STAHLHELMSURFERS), sei es Pop-Punk (SPRINGY PINESTIX), das ist ONCE TASTED LIFE. "Fallow Fields Of Hope", so hieß die in anderer Besetzung auf D.I.Y.-Basis veröffentlichte Einstands-EP, "A Thousand Moments We Let Pass" das Debütalbum, das dieser Tage das Licht der Welt erblickt. In Ox #51 gab es bereits ein Interview, was sich bei Chris, (Gitarre, Gesang), Felix (Schlagzeug), Steve (Bass) und Gregor (Gitarre) derweil so getan hat, soll euch das folgende Interview ein bisschen näher bringen.

Chris, seit unserem letzten Interview ist nicht nur in Sachen Besetzung so einiges passiert. Inwiefern wirken sich solche Veränderungen auf eure Musik, im Speziellen auch auf das neue Album aus?


Grundsätzlich sind es ja Erfahrungen, die wir im täglichen Leben machen, die uns zu unseren Songs inspirieren. Nun hat sich neben der veränderten Besetzung, mit der wieder neue Einflüsse in die Band gekommen sind, auch Vieles an meiner privaten Situation geändert, was erst einmal dazu geführt hat, dass ich bestimmte Dinge neu überdenken und mein eigenes Bild davon überarbeiten musste. In dieser Phase sind auch viele der neueren Songs auf der Platte entstanden.

"A Thousand Moments We Let Pass" ist zwar über einen längeren Zeitraum entstanden, klingt aber dennoch recht homogen. Kannst du bitte kurz den Entstehungsprozess dieser Platte beschreiben?

Die Idee, wieder ins Studio zu gehen, hatten wir bereits Anfang letzten Jahres. Allerdings wollten wir uns dieses Mal wirklich gut auf die Produktion vorbereiten und auch neue Sachen in Bezug auf das Songwriting ausprobieren, weshalb der ganze Prozess dann doch länger gedauert hat, als ursprünglich geplant. Schließlich haben wir uns dann über den Winter in einem kleinen Studio irgendwo in einem Vierkanthof in einem idyllischen Ort in Oberösterreich eingemietet und abseits diverser Erwartungshaltungen oder Vorstellungen anderer unser Album produziert. Genauso wichtig wie die Möglichkeit, die Zeit für das Album in Anspruch zu nehmen, die es gebraucht hat, war für das Entstehen der Platte die Atmosphäre im Studio dabei.

Mit dem neuen Label Acute Music löst ihr euch zumindest diesbezüglich vom D.I.Y.-Background. Inwiefern ist das von Bedeutung für euch, aber auch für potenzielle Zuhörer? Welche - auch neue - Zielgruppe könnt und wollt ihr so ansprechen?

Ich denke, dass die größte Bedeutung in der Möglichkeit liegt, ein breiteres Publikum zu erreichen. Was den künstlerischen Aspekt betrifft, hat der Wechsel von Noise Appeal zu Acute keine Auswirkungen auf die Band, denn wir hatten auch bei dieser Platte absolute Freiheit, was die gesamte Produktion und die Songauswahl betrifft. Wäre das nicht der Fall gewesen, wären wir den Deal nicht eingegangen. Bei den Konzerten ist es sogar so, dass viele der Konzerte, die wir spielen, immer noch von D.I.Y.-Veranstaltern durchgeführt werden. Natürlich spielen wir auch immer wieder einmal auf größeren Events, zum einen ist das aber keine neue Entwicklung und zum anderen denke ich, ist der Wunsch einer Band, bekannter zu werden, legitim.

Deine ehemalige - sehr politische - Band SICK OF SILENCE proklamierte den Slogan "Resistance not Entertainment". Kann oder muss man dem auch treu bleiben, wenn man "Powerpop" spielt und auch mal im Radio läuft, beziehungsweise gilt das für ONCE TASTED LIFE überhaupt noch?

Dem inhaltlichen Aspekt unserer Nummern kam von Anfang eine große Bedeutung zu. Das betrifft sowohl die persönlichen als auch die sozialkritischen Themen, wobei ich glaube, dass vor allem der letzte Bereich im Vergleich zu "Fallow Fields Of Hope" auf der neuen Platte zugenommen hat, da jetzt auch Inhalte, die ich früher in SICK OF SILENCE-Texten verarbeitet habe, in die neuen Texte fließen. Der von dir angesprochene Slogan hat daher insofern noch Gültigkeit, ONCE TASTED LIFE ist, genauso wie S.O.S. damals, eine Band, die mehr sein will als bloße Samstagabend-Unterhaltung. Dass das in der Praxis für manche Leute nicht wirklich funktioniert, ist mir aber heute klarer als vor ein paar Jahren, wo ich innerhalb einer bestimmten Szene ja auch Teil von etwas war, dass du Entertainment nennen kannst, diese Tatsache aber lieber ausgeblendet habe. Vielleicht würde ich daher heute eine etwas weniger klischeehafte Formulierung wählen als die dieses Slogans.