LOST PATROL BAND

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00 Lyxzén undercover

Dennis, welche Erwartungen hattest du an die Europa-Tour der LOST PATROL BAND?

Ich hatte keinerlei Erwartungen an die Tour, denn ich wusste nicht, was ich mir von dieser Tour hätte erwarten sollen. Einerseits wissen die Leute noch nicht, wer wir eigentlich sind. Sie kennen vielleicht meinen Namen, aber mehr nicht. Andererseits sind LOST PATROL BAND noch eine sehr frische Band in dem Sinn, als dass wir gerade die ersten Schritte in ein etwas professionelleres Bandleben getan haben. Denn mit dieser Tour und auch mit "Automatic" nehmen wir alle die LOST PATROL BAND ernster als zuvor. Aufgrund dieser Dinge war mir völlig schleierhaft, wie sich diese Tour gestalten würde. Letztlich habe ich nur gehofft, dass irgendjemand kommen würde, um uns live zu sehen.

Der Name T(I)NC hat aber sicher geholfen, diese Tour zu pushen, oder?

Auf jeden Fall. Sehr viele Menschen haben mir erzählt, dass sie aus Neugier zu den Konzerten gekommen sind, weil sie sehen und hören wollten, was ich neben T(I)NC so treibe. Ohne dass diese Menschen jemals vorher von der LOST PATROL BAND gehört hatten.

LOST PATROL startete Ende der 90er als Ein-Mann-Projekt, wie kam es dazu, dass sich im Laufe von vier Alben nach und nach eine Band mit einer festen Besetzung entwickelte?

Ein-Mann-Projekt trifft es nicht ganz. Denn auch wenn ich die ersten Alben alleine geschrieben habe, habe ich für die Aufnahmen mehr als 20 Freunde ins Studio eingeladen, um die Songs mit mir aufzunehmen. So waren diese beiden Alben Dennis Lyxzén-Soloalben, bei denen mich aber sehr viele Menschen unterstützten. Mit der Zeit spielten wir einige Shows, schnell zeigte sich aber, dass wir mit den circa 20 Leuten, die wir pro Show brauchten, nicht weit kamen. Ich habe die LOST PATROL BAND dann auf fünf Mitglieder reduziert, von denen heute noch vier übrig sind, um Shows spielen zu können. Mit der Zeit wuchs die Band weiter zusammen, bis schließlich ein festes Line-up stand und wir an "s/t" zu arbeiten begannen.

"Automatic" ist ein deutlich punkigeres Album.

Richtig. "s/t" sollte ein Powerpop-Album werden, was bedingte, dass wir sehr bewusst an den Songs schrieben. Im Nachhinein finde ich "s/t" aber ein wenig zu poppig, zu glatt produziert. Deswegen haben wir "Automatic" berwusst punkiger geschrieben, den Songs mehr von der Rauheit gegeben, die wir live entwickeln. Gleichzeitig denke ich aber, dass wir dabei nur wenig von dem Melodiegefühl und der Poppigkeit verloren haben, die wir auf "s/t" transportierten. Unsere Intention war, frühen Bands wie den BUZZCOCKS und den UNTERTONES einerseits durch die punkigen Momente zu huldigen, andererseits sollte dieses Album aber auch deren Melodiegefühl und Pop-Affinität deutlich machen. Eben durch die Melodien, die wir für die Songs entwickelt haben.

Wurde die Poppigkeit vieler alter Punkrock-Bands deiner Meinung nach verkannt?

Ja, hör dir doch mal die RAMONES, die UNDERTONES und die BUZZCOCKS genau an. Dann wirst du merken, dass diese Bands die wunderbare Gabe besaßen, zweieinhalbminütige, extrem energische Popsongs zu schreiben. Und das liebe ich an diesen Bands. Ich habe stets ein größeres Interesse an den Punkrock-Bands gehabt, die im Grunde sehr einfache Songstrukturen hatten, diese aber um gute Melodien und gute Refrains erweiterten, und so mit einfachen Mitteln tolle Songs schrieben. Genau das versuche ich auch.

Bist du denn der einzige, der für LOST PATROL BAND schreibt?

Ich schreibe die Songs zu großen Teilen, bevor ich sie den anderen vorstelle und wir dann gemeinsam daran arbeiten und jeder seinen eigenen Stil in den Song einbringt.

Und was macht den Stil eines Dennis Lyxzén aus?

Puuh, gute Frage, da habe ich noch nie drüber nachgedacht. Hm, warte, ich hab's: Die eine Sache, die ich wirklich gut kann, ist organisieren. Es gibt sehr viele Musiker, die bessere Songs schreiben als ich. Aber vielen anderen gegenüber bin ich sehr gut darin, Pläne umzusetzen, aus bloßem Reden Geschehnisse werden zu lassen.

Lass uns noch ein, zwei Worte über Ny Våg Records, dein eigenes Label verlieren.

Sehr gerne. Ny Våg startete ich vor gut zwei Jahren mit dem Ziel, ein feines kleines Punkrock-Label ins Leben zu rufen, auf dem ich Veröffentlichungen von schwedischen Punkrock-Bands machen könnte. Alles fing mit den REGULATIONS aus Umeå an, die ich live sah und die mich begeisterten, weswegen ich unbedingt mit ihnen arbeiten wollte. Robert, ihr Bassist, der auch für LOST PATROL BAND spielt, ist ein guter Freund geworden, so dass ich mich entschloss, ihr Album zu produzieren und es rauszubringen. Das war die Geburtstunde von Ny Våg Records. Seitdem haben wir gut zehn Veröffentlichungen gemacht, was ich nicht erwartet hatte und was mich sehr freut.

Siehst du Wachstumspotenzial für das Label oder willst du es auf D.I.Y.-Level halten?

Letzteres, Ny Våg soll kein großes Label werden, es soll ein D.I.Y.-Punkrock-Label sein und bleiben. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn das Label ein wenig mit seinen Bands wächst. Es geht hier immer noch darum, dass ich mit dem Label befreundeten Bands helfe, ihren Namen in die Welt zu tragen. Nicht darum, Unmengen Geld zu verdienen. In Kürze werden wir ein neues Album von THE VICIOUS, der neuen Band von Sara, die einst bei T(I)NC Keyboard spielte, sowie ein Album von KNUGEN FALLER, der zweiten Band von T(I)NC-Bassist Inge, veröffentlichen.