RIFLES

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Nur der nächste britische Hype?

Die RIFLES aus London sind seit einiger Zeit in aller Munde und waren kürzlich auf ihrer ersten ausgedehnten Deutschlandtour. Ein starkes Debütalbum und Top 40-Chartplatzierungen ihrer Singles sorgten auch hierzulande für einiges an Aufmerksamkeit. Der Sound der Band ist glücklicherweise deutlich rockiger als bei so vielen anderen der derzeit angesagten Top Acts von der britischen Insel. Traditionsbewusste Einflüsse von den SPECIALS bis zu THE CLASH lassen sich nicht verleugnen und so war ich gespannt, was die noch sehr jungen Briten im Interview zu erzählen haben würden. Die Gelegenheit ergab sich anlässlich ihres Gigs im Berliner Postbahnhof. So saßen wir also in der Küche des Backstagebereichs und hatten es mit vier sehr locker und entspannt wirkenden Herren zu tun.





Ihr seid nicht das erste Mal in Deutschland unterwegs. Wie seht ihr eure Entwicklung hier?


Luke: Wir sind jetzt das sechste Mal hier unterwegs.

Rob: Ja, es ist super. Die Shows werden immer größer.

Luke: Es ist wirklich aufregend für uns. Diesmal sind jeden Abend 800 bis 900 Menschen bei den Shows. Da sind wir schon sehr glücklich drüber.

Joel: Definitiv unsere größte Tour bis jetzt. Wir freuen uns über das Feedback hier in Deutschland, das wirklich überwältigend ist.



Es gibt euch erst seit drei Jahren und man liest überall, dass schon euer erstes Konzert ausverkauft war. Was ist mit den harten frühen Tagen der Band, als ihr noch vor zehn Leuten gespielt habt?

Luke:
Bei dieser ersten Show in einem großen Club hatten wir allen unseren Freunden vorher Bescheid gesagt. Und alle waren dort. Aber vorher haben wir viel in den Pubs und kleinen Läden bei uns in Camden gespielt. Wir haben alle in diesen schmutzigen Schuppen gespielt und sind da durch die Mühle gegangen wie jede andere Band auch.

Rob: Ja, das muss man definitiv tun, sonst kannst du es direkt lassen.



Und dann hat sich die Kunde von den RIFLES wie ein Buschfeuer verbreitet?

Joel:
Es dauert sehr lange, bevor man sich als Band aus London raus trauen kann. Wir haben bestimmt ein Jahr - oder etwas weniger - gespielt, bevor wir uns nach Manchester getraut haben. Du kannst in London gute Shows haben und in Manchester vor vier Leuten spielen.



Die Legende der RIFLES beginnt mit einem OASIS-Gig, bei dem ihr angeblich beschlossen habt, die Band zu gründen. Aber wo war euer Ursprung als Teenager und wer hat euch zum Kauf eurer ersten Gitarre inspiriert?

Luke:
Bevor alles begann, stand ich total auf so cheesy Bands wie DIRE STRAITS und so Zeugs. Ja, wirklich, und als ich jünger war, waren da auch die BEACH BOYS.



War es für dich klar, dass es die Gitarre werden sollte?

Luke:
Nein, nicht wirklich. OASIS und die Invasion britischer Musik waren dann der Anstoß für mich. Weißt du, die 80er waren Schrott. Dann kamen die 90er, wo OASIS und viele andere Bands am Start waren. Ich glaube, es begann eigentlich mit NIRVANA. Dann kamen OASIS und alles begann in Schwung zu kommen.



Joel, wie wichtig sind die Lyrics bei den RIFLES? Sind das alles Geschichten, die dir passiert sind, und hast du die Texte fertig, bevor ihr einen neuen Song schreibt?

Joel:
Normalerweise haben wir erst den Song, die Texte sind nicht notwendigerweise fertig. Das sind einfach Geschichten, die man beobachtet, aber nicht autobiografisch. Manches davon vielleicht ...

Luke: Und je nachdem, wie ein neuer Song im Übungsraum klingt, bekommen wir eine Idee, worüber Joel den Text für den Song schreiben könnte.



Seid ihr gerade damit beschäftigt, neue Songs zu schreiben? Ein Album mit zwölf Songs ist für drei Jahre nicht so viel Output.



Luke:
Wir waren jetzt fast permanent auf Tour und hatten überhaupt keine Zeit, neue Songs zu schreiben.

Joel: Wir haben auch noch keine Ahnung, wie das neue Album werden wird, da wir auch noch nicht wissen, wie die neuen Songs von uns klingen werden.

Luke: Hoffentlich gut. Das ist der einzige Plan, den wir haben, haha.



Wie kamt ihr mit eurem Label Red Ink zusammen und habt ihr noch euer eigenes Label, wo ihr 7"s herausbringt?

Luke:
Nein, kein eigenes Label. Unsere erste 7" hat so ein Typ gemacht, der in London diesen Club betreibt ...

Rob: ... den Blow Up Club

Luke: Der hat dann 1.000 Stück auf Vinyl produziert. Von da an pendelten wir zwischen kleinen Labels hin und her und sind dann bei Red Ink gelandet.



War das eure Entscheidung, die Platte auch als Vinyl zu veröffentlichen. Ist es wichtig für euch, Vinyl am Leben zu halten?

Joel:
Ja, wir lieben Vinyl und wollten es gern so haben.

Luke: Die Sache ist, dass eine Schallplatte doch etwas viel Persönlicheres ist als eine CD.



Sind Vinyl-Platten denn in England noch populär?

Luke:
Ja, wieder viel stärker, nicht nur bei Sammlern. Fakt ist, dass wir bei den Singles in England mehr Vinyl als CDs verkaufen. So ist das tatsächlich.

Rob: Mit Vinyl kann man viele schöne Sachen machen. Buntes Vinyl, tolle Beilagen. Mehr als bei der CD halt.