BALZAC

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HORROR US FERNOST

Keine Frage, BALZAC zählen zu den beliebtesten Bands der so populären Horrorpunk-Szene. Aber wie andere Bands des Genres auch schaffen es die Grusel-Punks, Fans über die Fiend-Schar hinaus anzusprechen. Zu sehen war das besonders gut in Köln (mit MUCC) und Dortmund (mit THE OTHER), wo zahlreiche kreischende Girls die ersten Reihen bevölkerten. Genaueres wollten wir von Sänger Hirosuke Nishiyama wisssen ...

Ihr habt momentan gleich zwei Alben in den Läden, beide auf verschiedenen Labels. Wie kam das denn? Wenn ich mich recht erinnere, ist eins davon eigentlich die CD eures Nebenprojekts ZODIAC, richtig?


Im letzten Jahr haben wir in Japan "Deep Blue" veröffentlicht, welches gerade von unserem alten Label G-Force in Deutschland herausgebracht wurde. Gleichzeitig stellen wir unserem neuen Label Gan-Shin die CD unserer Nebenband ZODIAC zur Verfügung, die hier unter dem BALZAC-Banner läuft, da wir in Deutschland alles unter dem Namen veröffentlichen wollen. In Japan sind wir als BALZAC und ZODIAC bekannt, in Deutschland kennt keiner ZODIAC.


Gan-Shin veröffentlicht bisher ausschließlich Bands der so genannten J-Rock/Visual Kei-Szene. Fühlt ihr euch als Teil davon?

Ich glaube nicht, dass wir dazugehören. Aber Gan-Shin ist ein Label, das mit vielen japanischen Rockbands arbeitet, und daher ist das eine gute Sache für uns. Außerdem wird Gan-Shin in naher Zukunft weitere japanische Bands unter Vertrag nehmen, die mit Visual Kei nichts zu tun haben. Ich glaube zwar, dass es zwischen uns und dieser Szene Überschneidungen gibt, aber im Endeffekt sind wir eine Horrorpunk-Band. Aber eben auch J-Rock, da kommen wir schließlich her. Ich hoffe Gan-Shin wird noch viele japanische Bands signen, denn es gibt so viele gute Künstler bei uns und wir wünschen ihnen Erfolg in Europa.


Wie lief denn eure Tour mit den Visual Kei-Helden MUCC? Habt ihr einige der Girlie-Fans auf eure Seite ziehen können?

Immer mehr Leute sind interessiert an japanischen Bands und ich glaube, dass viele der Kids, die auf die Tour mit MUCC kamen, uns zum ersten Mal sahen. Viele davon kamen auch später zu unseren Solo-Shows oder haben unsere CDs gekauft. Wir scheinen also gut anzukommen. In Japan spielen wir eh immer mit den unterschiedlichsten Bands, wir geben Shows mit Bands, die wir mögen, egal, aus welcher Richtung sie kommen. Dadurch gewinnen wir auch immer wieder neue Fans und spielen größere Shows. Selbst wenn es jedes Mal nur ein paar Leute sind, die uns gut finden, ist das trotzdem ein Erfolg. Wir freuen uns immer, wenn wir Gelegenheit haben, uns vor anderem Publikum zu beweisen und mit Bands zu spielen, die nicht aus dem Horror-Genre kommen.


Neben den erwähnten Alben gibt es neuerdings eine Splitsingle von euch und Bela B., die sehr amüsant ist. Bela ist ja ein großer Fan von euch und ihr habt schon DIE ÄRZTE supportet. Aber wie kam es jetzt zu dieser Kooperation?

Bela und ich haben einen gemeinsamen guten Freund. Er hat das Projekt koordiniert. Armin unterstützt BALZAC, wo er nur kann, und leitet sogar unseren Merchandise-Shop in Hamburg. Eine Zusammenarbeit mit Bela war schon lange im Gespräch, aber erst jetzt hat es wirklich geklappt. Immer wenn wir in Deutschland waren, kam Bela zu den Shows, genau wie Rod. Und nun haben wir ein feines hörbares Resultat dieser Freundschaft.


War es schwierig, ein eigenes Konzept für die Songs zu finden, die ihr von Bela gecovert habt und außerdem die Stücke - die eigentlich auf Deutsch sind - auf Englisch zu singen?

Wir sprechen natürlich kein Wort Deutsch. Also hat Bela sich selbst die Mühe gemacht und seine Songs für uns übersetzt. Das war echt toll von ihm. Wir haben seine Songs wie echte BALZAC-Tracks interpretiert. Kürzlich in Hamburg war Bela übrigens wieder beim Konzert und wir hatten viel Spaß bei der Backstage-Party.


Wie findet ihr denn Belas Versionen eurer Songs?

Ich war sehr beeindruckt von den coolen Arrangements, die er kreiert hat. Es ist total anders als alles, war wir erwartet hätten. Wir war so was von überrascht und könnten uns keine größere Ehre vorstellen.


Ihr covert generell viel, zum Beispiel von David Bowie, MISFITS und THE DAMNED. Welche anderen Bands kämen in Frage?

In Japan veröffentlichen wir viele Songs auf Tribute-Alben, zum Beispiel gerade von einer großen Rockband bei uns. Oder von einer bekannten Hardcore-Band. Wir spielen nur die Sachen nach, die uns persönlich gefallen, aus Respekt für die Bands und weil sie uns beeinflussen.


Nebenbei habt ihr sogar noch eine MISFITS-Coverband, mit der ihr gelegentlich auftretet. Bist du auch heute noch MISFITS-Fan?

Aber natürlich. Es gibt viele Punk-Bands aber die MISFITS sind meine Lieblinge. Sie haben unseren Sound maßgeblich beeinflusst. Die MISFITS haben so eine große Rolle in meinem Leben gespielt, dass ich ihnen ewig etwas schuldig bin.


Neben den vielen musikalischen Projekten gehört euch auch Shocker Clothing. Dank eurem Freund Armin Strömmer gibt es jetzt auch eine Dependance in Hamburg. Erzähl uns mehr davon.

Wir haben die Marke "Shocker" im Jahre 2000 ins Leben gerufen. Unser Bassist Akio war verantwortlich dafür. Früher haben nur BALZAC-Fans unsere Klamotten gekauft, heute sind es auch Leute, die mit der Musik nichts am Hut haben. In Japan ist unserer Kleidung sehr populär. Die Kleidung ist sehr von Punk und Horror beeinflusst. Außerdem gibt es noch die Marke "Dementia 13", die noch mehr von Horror und Serienkillern beeinflusst ist, aber sich mit traditionellem japanischem Stil mischt. Armin hat einen Shop in Hamburg, Comic Cave, in dem er jetzt auch die "Shocker"- und "Dementia"-Sachen vertreibt. Checkt mal shocker-eu.com.


Es geht bei euch hauptsächlich um Punk und Horror, doch was für andere Musik hörst du gerne?

Ich höre die BEATLES, seit ich denken kann. Und ich bin wohl der größte George Harrison-Fan überhaupt. Ich sammle alles von ihnen, was ich kriegen kann. Auf der letzten Deutschlandtour zum Beispiel habe ich viele Schätze ergattern können. Ich habe mich sehr gefreut.


Wie ist denn die Horrorpunk-Szene in Japan überhaupt?

Es gibt eine Szene, aber die ist nicht wirklich groß. Ein paar Bands sind es noch, früher waren es viel mehr. Das größte Problem ist wohl, dass es in Japan kein Horror-Label wie Fiendforce Records gibt, also die Bands nicht bekannt werden. Es gibt ein paar Bands, die ihre Platten selber vertreiben und auch sehr aktiv sind und sogar von uns beeinflusst sind. Aber wenn in Japan jemand Horrorpunk sagt, denkt jeder an die MISFITS und nicht an andere Bands.