BOONARAAAS!!!

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Your favorite girl group in town

Genau, das geht ja gar nicht: Die BOONARAAAS!!! seit Jahren toll finden, ihre Platten abfeiern, und dann kein Interview machen. Als mich Patricia ganz charmant auf diesen Sachverhalt hinwies, fühlte ich mich natürlich bei meiner Ehre gepackt und stellte den vier Damen, die just via Sounds Of Subterrania ihr neues Album "5 Steps Ahead" veröffentlicht haben, ein paar auf der Hand liegende Fragen. Dass der All-Girl-Vierer aus dem Raum Wuppertal-Düsseldorf-Köln seit Jahren schon Deutschlands überzeugendster Vertreter in Sachen sugarcoated Garage-Punk ist, setze ich dabei als Allgemeinwissen voraus.

Klärt mich doch mal über die aktuelle Besetzung auf. Und bei der Gelegenheit könnt ihr ja mal erläutern, wer über die Jahre sonst noch so dabei war.


Patricia: Unsere aktuelle Besetzung ist insgesamt 121 Jahre alt, 6,97 Meter groß und 248 Kilogramm schwer. Schuhgröße ist 163 und - nicht ganz unwichtig - durchschnittliche Körbchengröße beträgt B. Genauer gesagt, sind das Patricia: Bass und Gesang, Christina: Schlagzeug und Gesang, Tine: Gitarre und Gesang, und Laura: Gitarre und Gesang. Seit vier Jahren spielen wir in dieser Konstellation und das ist definitiv unsere beste Besetzung.


Und wo wir gerade dabei sind: 12 Jahre gibt es eure Band mittlerweile. Was war seinerzeit die Motivation, eine Band zu gründen, und warum hält man so lange durch?

Patricia: Kirchenchor rausgeflogen, Musikhochschule abgebrochen - wohin jetzt mit unserer musikalischen Hochbegabung? Da lag eine Garagenpunkband nahe. Die Musik ist einfach ein fester Bestandteil unseres Lebens. Und dabei reicht es uns nicht, Musik "nur" zu konsumieren - wobei das natürlich auch total wichtig ist, um andere Bands zu unterstützen und vor allem bei Konzerten jede Menge Spaß zu haben. Wir haben Bock, selber was zu machen, auf der Bühne zu stehen, durch die Weltgeschichte zu reisen, andere Bands kennen zu lernen. Und setzen natürlich immer noch darauf, mit spätestens 60 endlich den richtig großen Durchbruch zu schaffen.


Wie zur Hölle spricht man euren Namen eigentlich aus? Und warum diese Doppelvokale und Ausrufezeichen? Und wie viele Versionen des Namens habt ihr über die Jahre gesehen?

Patricia: Für jeden, der es mal richtig ausgesprochen hören möchte, hier der entscheidende Link: boonaraaas.de/richtige-aussprache-lesson-one.mp3. An Schreibweisen haben wir so ziemlich alles erlebt. was die herkömmliche Legasthenie hergibt. Zu den vielen As und Os im Namen kam es übrigens, als wir aus Langeweile beim Proben Scrabble gespielt haben, weil niemand eine Idee für neue Songs hatte und die alten Stücke schon perfekt saßen ... Da mussten wir uns die Zeit halt anders vertreiben. Leider waren wohl schon die meisten Buchstaben aus dem Scrabble-Spiel verloren gegangen und wir waren gezwungen, aus A, A, A, A, B, N, O, O, R, S ein Wort zu legen. BOONARAAAS hörte sich da irgendwie noch am besten an.


Was macht für euch den Reiz einer Girl-Band aus?

Patricia: Bis auf Tine haben wir alle mal in "gemischten" Bands gespielt und das zum Teil über viele Jahre. Musikalisch macht das eigentlich keinen großartigen Unterschied, aber vielleicht laufen die Proben mit Jungs ab und zu etwas konzentrierter ab, da weniger gequatscht wird. Wobei man sagen muss, dass sich der Spielanteil im Vergleich zum Redeanteil in den letzten Jahren deutlich erhöht hat. Woran das liegt? Besetzungswechsel innerhalb der Band bringen natürlich im Idealfall immer neuen "Schwung" in die Band, neue Ideen - und so war es auch bei uns in den letzten Jahren.


Einst wart ihr auf Thunderbaby Records, dem Düsseldorfer Speziallabel für diesen Sound, heute seid ihr bei Sounds of Subterrania. Wieso der Wechsel?

Patricia: Weil Gregor von Sounds of Subterrania einfach besser aussieht. Damit wir uns richtig verstehen: Das ist ein O-Ton von Gregor Samsa ... Wir haben uns auf Thunderbaby immer sehr wohl gefühlt, hatten "freie Hand", was die Songs, Layoutgeschichten, aber auch Gimmicks und so weiter angeht. Allerdings ist es auch nicht verkehrt, nach mehr als zehn Jahren Zusammenarbeit etwas Neues auszuprobieren. Bei Gregor fühlen wir uns super wohl, auch was unsere Labelkollegen angeht. Noch wohler würden wir uns allerdings fühlen, wenn Gregor sich endlich mal wieder vernünftig rasieren würde ...


Eure Gesangssprache ist fast durchweg Englisch, wie kommt's? Denn "Mehr von dir" von "Go Get Goo Goo" gefiel auch sehr gut.

Patricia: "Mehr von dir" ist auf jeden Fall ein super Stück, das wir auch live immer noch spielen und uns dabei regelmäßig extremst verausgaben. "Mehr von dir" ist allerdings ein Cover und wir haben einen Riesenrespekt davor, akzeptable deutsche Texte zu schreiben. Aus irgendeinem Grund fällt uns das auf Englisch leichter, vielleicht, weil einem bestimmte Floskeln da nicht ganz so abgedroschen vorkommen. Vor einigen Jahren haben wir, auf dem Weg zu einem Konzert irgendwo im Süden, angefangen, einen deutschen Text zu schreiben: "Die Beatrakete". Das hat zunächst mal dazu geführt, dass wir etliche Autobahnausfahrten übersehen haben. Aber: wir fanden die ersten Strophen total genial und waren super stolz. Dann hat ein Mitglied der Band - Namen nennen wir nicht - den Zettel mit dem Text verloren, was zu kurzfristigen Trennungsgerüchten geführt hat. Der Zettel ist nie wieder aufgetaucht, wir haben die Strophen nie wieder zusammengekriegt und trauern seitdem der Idee hinterher.


Was hat es mit eurer Vorliebe für BANANARAMA auf sich? Was sind andere, weniger offensichtlich verehrte Bands?

Patricia: Die Idee zu der BANANARAMA-Geschichte kam damals von Anouschka/Thunderbaby. Christina und ich als Kinder der 80er waren sofort einverstanden, der Rest der Band konnte auch schnell überzeugt werden. Laura und Tine waren damals aber noch nicht dabei. Im Nachhinein bereuen wir die Entscheidung - allerdings nur bei einem Blick auf das Cover - aber ganz entschieden. Es gibt aber einen Punkrocker aus Düsseldorf, der beim Kauf der Platte zu uns sagte "Da seht ihr endlich mal gut aus" und das war bedauerlicherweise nicht ironisch gemeint ...

Patricia: Schwer, da eine Band zu nennen. Aber unter die Top-Favoriten gehören auf jeden Fall die SAINTS, die MIRACLE WORKERS, PRISONERS und RADIO BIRDMAN und die MASONICS.

Laura: Langzeitlieblinge sind zum Beispiel THE KIDS, THE VIBRATORS, THE REMAINS, THE BRISTOLS. Momentan hoch im Kurs: REIGNING SOUND.

Tine: Boah, das ist schwer. Ich hab so viele und das wechselt ständig! Aber wenn ich mich entscheiden müsste, dann würde ich hier und jetzt THE BOYS sagen. Oder doch die BEATLES? ... oder MANDO DIAO? Aber die RIFLES sind auch sehr cool ... und MOTO finde ich gerade toll!

Christina: RAMONES, einfach aus Tradition, auch wenn es jede Menge andere Bands gibt, die es verdient hätten. Aber weil die eh fast alle tot sind, vielleicht doch lieber die MUFFS.


Früher habe ich euch in diesem "Solingen Rock City"-Kontext wahrgenommen. Was ist davon geblieben?

Christina: Tja, wie fast immer im Leben, ist der Wandel der Zeit auch an Solingen nicht komplett vorbeigegangen. Die Solinger zeigen sich zwar immer noch schwerstens empört, dass inzwischen jede drittklassige Kreisstadt den Titel "Rock City" für sich beansprucht, aber ...

Patricia: Hmm, ich wohne nun ja auch in Wuppertal, aber mein Herz schlägt immer noch für scharfe Klingen und die Union!


Auf dem Ox-Sampler haben wir den Song "Out of sight" präsentiert - worum geht es in dem Stück und was bewegt euch allgemein in euren Texten?

Patricia: In "Out of sight" machen wir einem Mädchen Mut, sich zu wehren, wenn ihr was nicht passt. Es handelt davon, dass sie in ihrer Familie von keinem ernst genommen und in jeder Situation untergebuttert wird. Das darf sie sich natürlich nicht gefallen lassen und sollte, anstatt sich zu verkriechen, ihren Willen durchsetzen.

Christina: Zu der Idee für "One one zero" kam es, als Laura eines Morgens todmüde einen Blick auf ihren Radiowecker warf und dort als Aufdruck "radio controlled" lesen musste. Ein ferngesteuerter orangefarbener Aldi-Wecker entscheidet also darüber, wann sie aufstehen muss. Im Laufe der Zeit ist uns dann aufgefallen, dass dieser Hinweis auf jedem zweiten Gegenstand stehen müsste und eigentlich jeder Mensch ein Etikett mit dem Aufdruck "radio controlled" tragen müsste. Ob einem da der Notruf weiterhelfen kann, ist eine andere Frage ...

Laura: Ansonsten singen wir gerne über zu viele Menschen auf einem Fleck, "45th floor", wunderschöne kleine alte italienische Autos, "Vai vai Topolino", und hässliche grüne Autos, "Green Toyota", die wir aber trotzdem schön finden. Und natürlich über die Liebe, und welches Stück könnte das besser ausdrücken als die Ballade - eigentlich ein Unwort, aber hier erlaubt! - "I've got that feeling". Da sind wir selber immer extrem romantisch gestimmt, wenn wir das hören ...